Bildkritiken lesen

Studiofotografie: Stillleben mit Gouda

Was für ein ungehobelter Käse. Man kann originelle Ideen in Stilleben umsetzen. Da schaden auch ein paar Haken nichts.

Fotografie eines Hobels mit einem Gouda-Käse

Canon EOS 6D 4s bei Blende 16 mit 100mm Brennweite und ISO 100

Richard Rduch aus Krefeld schreibt zu diesem Bild: Foto aus der Serie TOOLS & FOOD. Es ist eine Reihe entstanden wo Werkzeug mit Essen dargestellt wird. Die Kombination, obwohl vielleicht etwas kurios und seltsam („man spielt mit dem Essen nicht“), soll ein Lächeln hervorzaubern. Außer Idee wäre mein Ziel auch die perfekte technische Darstellung. Ob mir das gelungen ist?

Farblich sehr ansprechend, leuchtet uns hier ein Käse entgegen. Ein paar Fragen wirft das Bild aber schnell auf – und nicht nur inhaltliche:

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Schneefoto: Einfachheit schafft Wirkung

Fotografien können mit einer einfachen Komposition sehr wirksam sein. Sie müssen aber nicht. Jedenfalls ist die Komposition das wichtigste Element – und danach vielleicht die Bearbeitung des Inhalts.

Fotografie einer Schneelandschaft

Sony RX100 1/200s bei Blende 11 mit 25mm Brennweite und ISO 125. © Paula Lehmann

Paula Lehmann aus Freiburg: Dieses Winter-Bild ist am 21.1.2017 auf dem Schauinsland, Schwarzwald, bei einem langen Spaziergang im Schnee entstanden. Die Motivation bestand auch darin, schneebehangene Bäume zu fotografieren. Leider fand ich diese nicht vor. Daraufhin fand ich es reizvoll, einen einzelnen Baum in den Fokus zu setzen. Was mich an diesem Bild stört, ist der „durchgelaufene“ Schnee im Vordergrund. Kann man so etwas kaschieren?

Sony RX100 1/200s bei Blende 11 mit 25mm Brennweite und ISO 125

Natürlich kann man Bilder inhaltlich retuschieren – es gibt berühmte Leute, die sehr viel an ihren Bildern herumdoktern. Die Frage ist, ob wie sinnvoll oder angebracht das ist.

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Bild des Monats Januar: Nepal-Girls an der Spitze

Die Seilspringenden Mädchen in Nepalhaben räumen ab – aber es gab weitere tolle Fotos unter den Januar-Uploads.

Die spannendsten Fotografien im Januar auf fokussiert.com

Die Januar-Upload-Führenden: © Anita Capellmann, © Lothar Bolder, © Rainer Bachmann, © Alexander Schulz, © Frank Herbrand

Den Preis für den stärksten Upload im Januar gewonnen hat Alexander Schulz mit seinem Reise-Bild der beiden Mädchen, die in der Gasse einer Kleinstadt in Nepal Seilspringen. Diese ausdrucksstarke Fotografie wurde nach unserer Rezension auch weitergehend diskutiert bis hin zu den Analysen, ob beide Mädchen für das Bild vonnöten sind oder ob nur eines wichtig ist – spannende Kommentare! Jedenfalls kamen die Bildkritiker von fokussiert mit eindeutigem Ergebnis zum Schluss, dass Alexander ein Buch seiner Wahl gewinnen soll für die Aufnahme.

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Architektur-Foto: Geometrie mit Action

Manchmal ist der Strich, den einem etwas durch die Rechnung macht, genau der, den es für ein spannendes Foto braucht. Hier sind dafür ein paar andere zuviel.

Canon EOS 500D Aufnahmedaten: 1/25s bei Blende 3.6 mit 18mm Brennweite und ISO 1000 © Rainer Bachmann

Canon EOS 500D Aufnahmedaten: 1/25s bei Blende 3.6 mit 18mm Brennweite und ISO 1000- „She Came In Through The Bathroom Window“ © Rainer Bachmann

Rainer Bachmann aus Berlin schreibt zu diesem Bild: Beim Besuch im Jüdischen Museum in Berlin spielte ich mit den geometrischen Formen und Linien der Wände und der Kellertreppe und hatte schon das Bild in schwarz/weiß vor den Augen, als plötzlich die Person aus der Tür trat. Ich drückte unwillkürlich ab und finde das Bild nun mit der Person erst eigentlich richtig spannend – sie macht auch die Formenspielerei lebendiger. Insofern bin ich mir gar nicht mehr sicher ob Architektur noch die richtige Kategorie ist, oder doch Schnappschuß treffender wäre.

Spannende Ausgangslage, schönes Motiv, guter Ausgang. Bloss der Heiligenschein, der stört mich:

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Schatten-Selfie: Reduzierte Fotografie

Durch Neubeschnitt eines Bildes lässt sich das Wesentliche hervorheben. Hier Zum Beispiel in einer komplexen Spiegelung in einem Schwarz-Weiss-Foto.

Kamera: DMC-TZ10 Aufnahmedaten: 1/20s bei Blende 3,8 mit 8,5 mm (ca. 50 mm KB) Brennweite und ISO 400 © Ingrid Steinmel

Kamera: DMC-TZ10 Aufnahmedaten: 1/20s bei Blende 3,8 mit 8,5 mm (ca. 50 mm KB) Brennweite und ISO 400 © Ingrid Steinmel

Ingrid Steinmel aus Kriftel: Hallo an die fokussiert-Autoren! Das Bild ist entstanden mit meiner kompakten Lumix TZ10 auf dem Dachboden der Jugendherberge in Kaub am Rhein. Hinter mir ist ein großes Fenster im Giebel, vor mir ein Geländer, etwas weiter im Raum eine Glasscheibe und dahinter der restliche Raum mit einer geschlossenen Wand. Die Lampen beleuchten durch das offene Dachgebälk den darunter liegenden Raum, wo die Proben unseres Chorwochenendes stattfanden. Das helle Tageslicht an einem sonnigen Tag bildet Mensch und Objekte auf der gegenüberliegenden Wand als Schatten ab. Mir gefällt, das nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, was auf dem Foto abgebildet ist. Das Bild habe ich von den ursprünglich bräunlichen Farbtönen mit Silver Efex Pro in S/W umgewandelt, die Exif-Daten sind eingebettet. Mit der Auswahl einer Kategorie habe ich mich schwer getan, es schien mir nichts richtig zu passen, daher reiche ich es als Schnappschuss ein.

Du hast hier ein Selfie in der Kategorie „Schnappschuss“ eingereicht, welches von Licht und Schatten lebt. Dadurch, dass du vor einem sehr hellen Fenster stehst, wird durch die über das gesamte Bild gemessene Belichtungsmessung getäuscht und das ganze Bild dunkler dargestellt, als die Szene in Natura aussieht. Man kennt ja die Bilder, wenn eine Person vor einem hellen Fenster fotografiert wird und diese nur schwarz abgebildet wird. Weiterlesen

Mondfotografie: Über dem Kochelsee

Der Monduntergang ist einfacher zu fotografieren als der Aufgang. Allerdings sollte man das Reisetempo und die Helligkeit des Trabanten nicht unterschätzten.

LEICA SL (Typ 601) Aufnahmedaten: 60/1s bei Blende 16/1 mit 25/1mm Brennweite und ISO 100

LEICA SL (Typ 601) Aufnahmedaten: 60/1s bei Blende 16/1 mit 25/1mm Brennweite und ISO 100 © Joachim Hör

Joachim Hör aus Kutzenhausen: Das Foto wurde bei Monduntergang am Kochelsee aufgenommen, zu einer Zeit kurz vor Sonnenaufgang.
Durch den gewählten Zeitpunkt habe ich vermieden, dass es noch zu dunkel war und der Mond alles überstrahlte; der Dynamikumfang wurde so reduziert.

Der Mond lässt sich zu jeder Zeit gut fotografieren, weil er ein von der Sonne gut beleuchtetes Stück Stein ist. Das Problem in der Mondfotografie ist deswegen die Umgebung des Fotografen.

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Streetfoto mit Stativ: Fog A Walk

Eine Bildidee gezielt umsetzen und mit ungewöhnlichem Werkzeug (Stativ) ein Streetfoto schaffen.

Stativ-Streetfoto: Fog A Walk

Canon EOS 6D, 1/30s bei Blende 8 mit 200mm Brennweite und ISO 100, © Steffen Rumpf

Steffen Rumpf aus schreibt zu diesem Bild:  Hi, das Bild ist diesen Winter entstanden. Ich war schon länger darauf am warten, dass es mal so richtig nebelig ist und an diesem Tag war es soweit. Gleichzeitig war ich auf der Suche nach Motiven für einen Photo-Contest mit dem Motto „Wege und Pfade“ (oder so ähnlich). Der Titel des Bildes ist eine Anlehnung an for a walk und ist doppeldeutig einmal durch die Person, die auf dem Bild zu sehen ist und zum anderen, da ich mit for a walk häufig Bilder bezeichne, die bei einer meiner Fototouren entstehen und keinen sonstigen Anlass (Hochzeit, Geburtstag, was auch immer) haben. Aufgenommen ist es mit einer Canon 6D und dem 70-200 4L ebenfalls von Canon. Müsste hoffentlich auch alles in den EXIF Daten stehen. Die Belichtungszeit war 1/30s bei Blende F8 aufgenommen auf einem Stativ. Ich hatte eigentlich gehofft, das auf diesem Weg am Mannheimer Neckar (beim Universtäts Klinikum) etwas mehr Betrieb ist, aber den meisten war es wohl zu ungemütlich ;) Das Bild ist in Lightroom überarbeitet und beschnitten und anschließend mit Silver Efex Pro in Schwarz/Weiß umgewandelt worden. Ich will ansonsten gar nicht viel mehr zu dem Bild und dem was ich mir dabei gedacht habe sagen und würde einfach mal gerne sehen, was ihr dazu sagt.

Hallo Steffen, du hast uns hier ein Bild in der Kategorie „Schnappschuss“ eingereicht, das ich persönlich eher in der Kategorie „Street-Fotografie“ sehen würde.

Du hast dir sogar vor der Aufnahme ganz bewusst Gedanken über das Wetter und dein Motiv gemacht. Ein Schnappschuss entsteht, wie der Name schon sagt, schnappend, also schnell, im Vorbeigehen…. Du hast dir hier aber gezielt einen Hintergrund bzw. ein Motiv für deinen „Akteur“ ausgesucht, das Stativ aufgebaut  und den Bildausschnitt mit deiner Kamera und Objektiv eingerichtet. Dann musstest du nur noch warten, bis eine geeignete Person deine Bühne betritt und auslösen. So funktioniert Streetfotografie.

Die Person zentral in der Bildmitte platziert gehört genau da hin! Die Schwarzweißumwandlung ist zum Motiv passend gewählt. Mit einer 1/30 Sekunde hast du bewusst eine Belichtungszeit (Verschlusszeit) gewählt, um die Bewegung der Person mit einen leichten Wischer, d. h. mit einer Bewegungsunschärfe festzuhalten. Das schafft Dynamik.

Die Blende 8 bringt dir eine gute Tiefenschärfe um die Situation im Bild möglichst mit viel Tiefenschärfe wiederzugeben.

Ich wäre, glaube ich nicht, mit einer 200 mm Brennweite ans Motiv rangegangen, aber es schafft Abstand zum Akteur, was du evtl. damit bezwecken wolltest, um nicht aufzufallen. Meine Objektivwahl wäre hier ein Weitwinkel gewesen. Weitwinkelobjektive schaffen Räumlichkeit im Bild, d.h. Nahes wird wesentlich größer abgebildet, wie weiter entferntes.

Eine Telebrennweite staucht Entfernungen zusammen, was genau dein Bild auch ausmacht! Das gefällt mir. Durch die Lampen in der Flucht wird der Weg perspektivisch genug hervorgehoben. Mit einem Weitwinkel würden die Abstände der Lampen zu weit auseinander gehen und der Bildeffekt wäre dahin.

[bildkritik]

Der Nebel, der nur erahnen lässt, was sich dahinter verbirgt, macht das Bildfeeling aus.Ich habe mal die Lichter reduziert und mit dem „Dunst entfernen“-Regler den Nebel reduziert und siehe da: Dass, was sich hinter diesem verbirgt (Zaun und Auto), ist Bildunrelevant und schadet der Bildharmonie nur. Also drehe ich die Regler wieder so, wie sie ursprünglich waren. Dass die Äste der Bäume so langsam im Dunst verschwinden und sich ein „weißes Loch“ bildet, dass den Blick mehr auf das zentrale Motiv im Bild leitet, ist genau das, was das Bild braucht. Der Vogel setzt dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen auf. Es macht das Bild noch interessanter und der Blick des Betrachters verweilt noch länger darauf.

Was ich persönlich mit deinem Bild machen würde, um es mehr auf den Punkt zu bringen? Etwas beschneiden und Ablenkendes (rote Markierungen) entfernen.

Gerade weil der vordere kreuzende Weg sehr hell ist, lenkt er vom eigentlichen Motiv stark ab, genauso wie die auffällige Lampenklappe rechts oder das  linke Schild. Die Bank vorne rechts stört mich weniger. Man könnte sie aber auch leicht entfernen.

Störende Elemente

Störende Elemente

Mein Vorschlag mit meiner kleinen, aber feinen obligatorischen Vignette im Bild:

Vignette

Vignette

Fertig!

Finales Bild

Finales Bild

Deine Aufgabe zum Thema „Wege und Pfade“ hast du hervorragend gemeistert. Ein starkes Bild in der Kategorie „Street-Fotografie“  :-)

Wetter-Schnappschuss: Mittelerde in der Schweiz

In Sachen Fotomotive ist kaltes, feuchtes Wetter der Vorbote des Sommers: Ganz plötzlich wird die winterlich-karge Landschaft zum märchenhaften Panoptikum. Toller Kitsch überall!

Bei Bellinzona

iPhone 7 Plus 1/1250s bei Blende 14/5 mit 33/5mm – © Dirk Hunstein

Dirk Hunstein aus Wiesbaden: Das „immer-dabei-iPhone“ hat mir einen, wie ich denke, interessanten „Schnappschuss“ ermöglicht. Schnappschuss deshalb, weil ich gar nicht mit dem Ziel zu fotografieren unterwegs war, sondern beruflich. Drum hatte ich auch keinen „richtigen“ Fotoapparat dabei. Beim Absteigen vom Castelgrande (eine der drei Weltkulturerbe-Burgen von Bellinzona im Tessin) stach mir dieser Blick in die Augen. Nebel, Rauhreif und etwas Schnee machten schon das Originalfoto zu einem mystischen Bild. Im Photoshop musste ich lediglich ein bisschen an den Farben und den tonalen Kontrasten drehen – und schon entstand ein Bild, das meiner Meinung fast ein Gemälde aus Mittelerde sein könnte. Den Bildausschnitt konnte ich leider nicht ändern, weil nur an dieser Stelle, an der das Foto entstand, ein freier Blick auf die gegenüberliegende Bergseite möglich war (sonst hätte ich versucht, die Kirche im Vordergrund etwas mehr nach links zu schaffen, um die Kirchturmspitze genau in den goldenen Schnitt zu platzieren). Aber ist es jetzt noch ein Foto? Das Original kann ich gerne nachliefern, damit man sieht, dass wirklich nicht viel mit dem Bild passiert ist.

Jetzt bin ich aber mal gespannt. Ja, spielt es denn eine Rolle, ob das noch ein Foto ist oder nicht?

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Urlaubs-Fotografie: Frühstücks-Stillleben

Fotografen haben es im Urlaub nicht leicht: Ausspannen – oder tolle Fotos machen? Leider entsteht daraus häufig ein Gewissenskonflikt. Dieses Stillleben bringt ihn zum Ausdruck.

Urlaubsfoto Charco Azul

Sony A7II, 28mm, f8.0, 1/200s. JPEG straight outta camera, lediglich auf 33% skaliert. © Bernhard Mayr

 

Bernhard Mayr aus Uttenreuth schreibt: Wie viele Menschen photographiere ich gerne im Urlaub. Mir ist es wichtig, (mindestens) ein Photo zu machen, das für mich DIESEN Urlaub symbolisiert, das die Atmosphäre, die ich erlebt habe, einfängt. In diesem Fall eine tiefe, heitere und frische Ruhe, wenn man aus dem kalten Winter kommt und ein paar Tage Freiheit (nicht nur Freizeit) hat. Das Bild ist aufgenommen in unserer Unterkunft in einem Haus am Meer (der Ort heißt Charco Azul), aufgenommen gegen Mittag an Silvester. Ich weiß, dass das was der Photograph beim Betrachten seines Bildes empfindet, sich nicht immer automatisch auf andere Betrachter überträgt. Mich interessiert wie ein Betrachter, der den Rest des Ortes nicht kennt, das Bild empfindet, und ob und ggf wie der gewünscht Eindruck besser heraus gearbeitet werden könnte.

Wie wirkt das Bild? Warm, freundlich, friedlich, ruhig, nach Siesta und Meeresluft und lauem Lüftchen. Und ein bisschen unordentlich:

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Makro-Fotografie: Spinne mit Auftritt

Eine Makro-Fotografie wie ein Still-Photo eines Horror-Films aus den Siebzigern: Die Tarantel, die nicht zu sehen ist, wirkt grade deshalb furchteinflössend schön.

Makrofoto einer Spinne, die auf einen Ast klettert

Makrofotografie mit grossem Auftritt. Canon EOS 6D , 1/60s bei Blende 4 mit 100mm Brennweite und ISO 250. © Johann Schreml

Johann Schreml aus Bad Wörishofen: In einer Ausstellung in München fotografiert. Eigentlich wollte ich die Spinne als ganzes fotografieren, doch dies war auf Grund der starken Reflektionen des Terrariumglases nicht möglich. So entstand nach langem Herumprobieren dann dieses, aber wie ich finde, spannenderes Fotos als das eigentlich geplante.

Man ist geneigt zu sagen: Glück gehabt. Aber das wird Deinem fotografischen Können wahrscheinlich nicht gerecht, denn die Qualität dieser Aufnahme scheint mir kaum ein Zufall.

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