Kein Fehler: Das Motiv in der Unschärfe

Dass Fotografien als kleine Vorschauen oft ganz anders wirken als in der vollen Auflösung, ist seit dem Siegeszug der Digitalkameras mit ihren Bildschirm-Vorschauen jeder Fotografin klar. Dass der Effekt aber auch in „gross“ sehr reizvoll sein kann, zeigt diese Fotografie.

"Lost in Grass" – Kind im Gras in Botswana. Nikon D90 1/250s bei F/5.6 mit 200mm Brennweite und ISO 400 © Dirk Steffens

„Lost in Grass“ – Kind im Gras in Botswana. Nikon D90 1/250s bei F/5.6 mit 200mm Brennweite und ISO 400 © Dirk Steffens

Dirk Steffens aus Stuttgart schreibt zu diesem Bild: Mein Lieblingsfoto von meiner letzten Botswanareise. Ich war zu Besuch bei einer Gruppe von Locals. Das Kind spielte mit dem Stab, aber wusste schon gut damit umzugehen. Das Foto ist durch das hohe Gras aufgenommen.
Das Foto ist nicht bearbeitet – ich habe noch nicht die perfekte Lösung gefunden. Habt Ihr vielleicht einen Tip?

Wie oft habt Ihr auch schon beim Betrachten einer Vorschau auf dem Kamera-Monitor gedacht „Wow – Volltreffer“ – und zu Hause nach dem Download der RAW-Daten festgestellt, dass die Aufnahme als kleine Vorschau toll wirkt, aber in der vollen Auflösung nicht mehr funktioniert? Typischerweise stellt man dabei fest, dass die Schärfe nicht richtig gesetzt war – und obwohl das nicht der einzige Unterschied in den Bildformaten ist, handelt es sich doch nicht nur um einen typischen Effekt, sondern um einen, der mit der Physik zusammenhängt.  Weiterlesen

Tanz in Venedig: Der Moment zählt

Im richtigen Moment den Auslöser zu betätigen, ist wichtiger als jede Kameratechnik. Dieses Tanzbild aus Venedig zeigt das deutlich.

Fotografie: Tanz in Venedig

1/16s bei Blende 1,8 mit 7,3 mm Brennweite und ISO 200, © Rolf Kretzschmar

Rolf Kretzschmar aus Aachen schreibt zu diesem Bild: „Diese Bild hat viele Menschen meines Bekanntenkreises fasziniert. Ich denke, es ist die Vieldeutigkeit der Szene, die die Fantasie anregt. Es handelt sich übrigens um zufällige Passanten, deren Beine in einer der Passagen am Marcusplatz an mir vorbei gingen.“ Kamera war eine Olympus C3040Z mit 5MP.

Dass das Bild in Venedig aufgenommen wurde, bringt etwas Spannung in den Bildtitel und Erwartungen! Beim Betrachten des Bildes habe ich sofort an eine Tanzszene gedacht, doch dein zugehöriger Bildtext ernüchterte mich. „Zufällige Passanten“, schreibst du, doch das Kopfkino sagt mir etwas anderes!

Die venezianischen Fliesen werten meiner Meinung nach die Bildstimmung auf. Schöne harmonische Farben bestimmen das Foto. Weiterlesen

Strandfoto: Zeig mir das Meer

Man kann auch im Urlaub und mit der eigenen Verwandtschaft statt nur schöne Erinnerungsfotos mal ein tolles Konzeptbild schiessen.

Canon EOS 700D 1/2000s bei Blende 4.5 mit 35mm Brennweite und ISO 100

Canon EOS 700D 1/2000s bei Blende 4.5 mit 35mm Brennweite und ISO 100

Dany Suko aus Meerbusch schreibt zu diesem Bild: Juist 2016. Die kleine der beiden Cousinen ist zum ersten Mal am Strand.

Zwei kleine Mädchen spazieren im linken Drittel dieser Farbaufnahme an einem Sandstrand Richtung Meer, das im horizontalen Goldenen Schnitt gerade noch als blauer Streifen erkennbar ist. Links von den beiden steht eine Metallstruktur im Sand, weit weg am Wasser sind noch knapp einzelne Menschen erkennbar.

Ich staune bisweilen, dass es heute nochMenschen gibt, die mit der Spiegelreflex ans Meer gehen. Könnte ja Sand reingeraten, und das iPhone macht doch auch suuuper Bilder…

Ernsthaft: Nichts gegen das iPhone oder Handyfotografie generell. Aber die grossen Kästen haben eben auch was für sich. Du zeigst das hier sehr schön mit dieser Fotografie. Weiterlesen

Schwan im Wind: Aus der Not eine Tugend machen

Störende Hintergründe sind häufig nicht vermeidbar, besonders, wenn es sich um Tierfotos handelt. Man kann aber aus der Not eine Tugend machen.

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Wiebke-Susanne Homann aus schreibt zu diesem Bild:

Der Schwan saß bei eisiger Kälte am Teich. Ich finde er wirkt fast melancholisch, der Flügel schützend über dem Kopf. Ich habe das Bild quadratisch beschnitten, um der Form des Tieres besser gerecht zu werden. Mit geringer Tiefenschärfe habe ich versucht, die dahinter liegende Ente etwas verschwinden zu lassen, ein heller Schatten ist aber leider immer noch zu sehen.

Viele von uns haben dieses Foto in Erinnerung, das vor nicht allzu langer Zeit die Runden durch die sozialen Medien machte. Eine Person im Schnee füttert Vögel im Wasser. Ein Schwarzweißfoto, das praktisch perfekt wirkt. Der Aufnahmewinkel, die Nachbearbeitung – einfach rundherum gelungen. Und all diese anderen [amazon  3645603875]Bilder, zum Teil im Zoo aufgenommen.[/amazon] Unter anderem hier vorgestellt von unserem Autor Carsten Schröder. Tieraufnahme ist also nicht gleich Tieraufnahme. Weiterlesen

Fenster zum Feld: Zweck bestimmt Nachbearbeitung

Es ist zwar richtig, aus dem Bauch heraus auf eine Szene fotografisch zu reagieren. Dennoch sollte das Ergebnis auch dem Betrachter etwas sagen. Der Zweck, zu dem eine Aufnahme gemacht wurde, und die daraus folgende Nachbearbeitung bestimmen das Ergebnis mit.

Panasonic DMC-GF5 - f/2.5 - 1/800 s - 14 mm - ISO 160

Panasonic DMC-GF5 – f/2.5 – 1/800 s – 14 mm – ISO 160

Tilman Brembs aus Berlin schreibt zu diesem Bild:

Hallo, habe dieses Bild im April gemacht. Ich würde mich über eine Bildkritik von Euch freuen. Bin großer Fan eures Formates.
Viele Grüße aus Berlin
Tilman

„Man sollte immer eine Kamera dabeihaben.“ – der Grund für diesen Ausspruch ist, dass man so spontan auf Motive reagieren kann, die einem über Weg laufen. Oder umgekehrt. Jedenfalls ist es nicht verkehrt, aus dem Bauch heraus zu fotografieren und sich dann hinterher damit auseinanderzusetzen, was man eingefangen hat. Hier war das ein Feld, das Du durch ein Badezimmerfenster hindurch aufgenommen hast. Weiterlesen

Im „Netz“: Der Teppichweber

Allein schon der Fokus kann aus einem vorhersagbaren Bild etwas vollständig anderes, einen „Hingucker“, machen.

Ausgangsfoto

Ausgangsfoto

Unser Leser Bernd Plumhof aus dem rheinland-pfälzischen Gutweiler hat uns das obige Bild unter dem Titel „Teppichweber” in der Kategorie ‚Schnappschuss‘ zur Besprechung eingereicht.

Beim Spaziergang durch Mahdias Gassen (Tunesien) betrat ich eine der Webstuben und habe mich bei der Aufnahme diesmal auf die Fäden konzentriert. Ein Bild der Ruhe, trotzdem gehen die Augen hin und her, suchen das verschwommene Gesicht und kehren immer wieder zu den weißen Baumwollfäden zurück … Leica Digilux2 mit Festobjektiv; 22,5 (KB 45 mm); 1/60 s.; Blende 2,8; ISO 400.

Anderen Leuten beim Arbeiten zuzusehen, besonders, wenn das, was sie tun, nicht in den heimischen Kulturkreis paßt, ist immer faszinierend. Heimischen Töpfern oder Glasbläsern könnte ich stundenlang zuschauen, genauso wie Straßenverkäufern in Mexiko beispielsweise, die von Hand Tacos pressen. Dieses Foto hast Du von einem Teppichweber gemacht, und das hätte ein ganz banaler Urlaubsschnappschuß sein können, wenn da nicht die Art der Aufnahme wäre. Weiterlesen

Istanbul im Winter: Natürlicher Color Key gekonnt eingesetzt

Durch natürlichen Color Key kann aus einem Bild, das sonst womöglich ein Wimmelfoto geworden wäre, eine gut gewichtete Aufnahme entstehen.

NIKON D3000 - 1/320s - f/5 - 28 mm - ISO 100 - (c) Frank Moser

NIKON D3000 – 1/320s – f/5 – 28 mm – ISO 100 – (c) Frank Moser

Frank Moser aus Wien schreibt zu diesem Bild:

Kontraste: Bosporus im Schnee bei tristem Wetter im Gegensatz zu leuchtenden Farben der Boote und Leben der Möwen.

Mein Mann wurde in Istanbul geboren und ist dort aufgewachsen. Wir waren mehrmals dort, und über die Jahre habe ich bei fokussiert denn auch mehrere Urlaubsschnappschüsse von Lesern besprochen, darunter unlängst eine Aufnahme eines Bootes und mehrmals die der Straßenbahn auf Istiklal Caddesi. Es mag wie ein Widerspruch klingen, aber es ist nicht leicht, dort gute Fotos zu machen: alles ist bereits totfotografiert worden, und Aufnahmen geraten schnell zu Wimmelbildern, auf denen das Motiv untergeht. Dein Bildgegenstand ist zwar auch nicht neu, aber letzteres hast Du hier gekonnt vermieden. Weiterlesen

Einsamer Sänger: Die fehlende Bildhälfte

Bildbeschnitt, gekonnt angewandt, trägt maßgeblich zur Bildaussage bei. Genauso kann ein radikaler oder ungewöhnlicher Beschnitt aus einem Foto etwas Besonderes machen. Oder es sieht amputiert aus.

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Unser Leser Hans Müller aus Reutlingen hat uns das obige Bild unter dem Titel „Sänger” in der Kategorie ‚Schnappschuss‘ zur Besprechung eingereicht.

Canon PowerShot SX 20 IS 1/200 f/4,0 Iso 800 Brennweite 5,0 (Anm.: 28 mm KBÄ)… Die Aufnahme entstand spätabends in einer U-Bahnstation. Ich bin der Meinung, dass das Bild durch seine ‚Leere‘ wirkt, und mu0te deshalb einige Zeit warten, bis keine Passanten unterwegs waren. Sie hätten -glaube ich- die seltsam traurige Stimmung, die über der Situation lag, gestört. Eben wegen dieser Stimmung habe ich auch in Schwarz-Weiß umgewandelt. Weitere Bearbeitung erfolgte über Tonwertkorrektur und Tiefen/Lichter.

Streetfotos entstehen aus dem Augenblick heraus, und man nimmt deshalb bestimmte Mängel in Kauf, wie beispielsweise einen verrutschten Horizont. Auch hier ist dieser nicht ganz gerade, was ich aber so lassen würde. Ansprechen möchte ich vielmehr den Bildausschnitt, mit dem ich lange gehadert habe. Weiterlesen

Die Galette: Licht von allen Seiten

Mit dem richtigen Licht oder etwas Nachbearbeitung wird aus dem  Schnappschuss eines Alltagsvorganges plötzlich eine poetische Szene. Kleine Brüche schaffen einen besonderen Reiz.

Eine Galette wird vor der dampfenden Creperie an den Kunden gereicht. Fotografie mit Nachbelichtung

1/800s, 270mm, f/6.3 bei 200 ISO und Blendenautomatik. © Ulrich Berens

Ulrich Berens aus Donauwörth: Das Foto entstand auf einem Hafenfest in Frankreich, das ich zufällig besuchte. Dort gab es einen Stand, an dem herzhafte Galettes (bretonische Buchweizenpfannkuchen) frisch gebacken wurden. Durch den dunklen Hintergrund und den Lichteinfall dampfte die heiße Crêpière sehr, sehr plastisch und der leckere Geruch der Galettes trug meterweit. Wegen des Andrangs am Stand kam ich aber nicht richtig nah ran und musste mein Reisetele voll ausfahren. In der Menschenmenge (ich wurde ständig angerempelt) machte ich freihändig schnell zwei Fotos, als ich auf die Crêpière kurz mal freie Sicht hatte. Ein Foto wurde leider etwas unscharf. Dieses Foto finde ich eigentlich sehr schön, bin mir aber unsicher über die Bildkomposition, weil sie doch sehr „mittig“ geraten ist. Das Bild habe ich ein wenig nachgeschärft.

Eine dampfende Galette (nicht zu verwechseln mit der dünneren Crêpe) wird in dieser Farbaufnahme auf dem Spachtel des Bäckers dem Kunden, der einen weissen Plastikteller hinstreckt, überreicht. Der Ausschnitt der Fotografie deckt nur die Arme und Hände über der Crêpière, die sehr deutlich sichtbar vor sich hin dampft. Kunde wie Bäcker tragen dunkle T-Shirts, was dem Bild links und rechts einen dunklen Abschluss verleiht. Im untersten Bildstreifen sind der obere Teil eines Nutella-Glases und zwei Zuckerpackungen mit lesbarer Aufschrift zu erkennen.

In jeder Hinsicht im Zentrum Deiner Aufnahme stehen die Galette und die Hand des Bäckers, die sie schon fast zärtlich in den nächsten Sekundenbruchteilen vom Spachtel auf des Kunden Teller schieben wird: Weiterlesen

Amsterdam: Amstel bei Nacht

Dominierender Vordergrund kann von Vorteil sein.

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Mathias Ondraczek aus Brilon schreibt zu diesem Bild:

„Hallo mein Name ist Mathias und ich habe dieses Foto in Amsterdam geschossen an der Amstel (August 2014).

An diesem Abend war der Mond so hell und ich habe mich gleich verliebt in das gesamt bild (lichter,mond und der Breuckenpfeiler am rande des bildes.“

Wir waren vor Jahren einmal in Amsterdam. Die Grachten und der Fluß sind etwas ganz Besonderes, und nachts haben die Wasserwege etwas besonders Magisches an sich, das man nie vergißt. Das hast Du hier meines Erachtens gut eingefangen. Glückwunsch zu diesem Schnappschuß. EXIF-Daten waren leider keine vorhanden, also will ich mich auschließlich auf die Komposition konzentrieren. Weiterlesen