Bewegungsunschärfe: Flirrendes Großstadtleben

Urbane Motive und Bewegungsunschärfe passen gut zusammen.

Rush Hour Bewegungsunschärfe in einem Stadtbild

Rush Hour: Bewegungsunscharfe Stadtszene © Wolfgang Everding

Unser Leser Wolfgang Everding aus Bremen hat uns das obige Bild unter dem Titel „rush hour” in der Kategorie ‚Street/Strasse‘ zur Besprechung eingereicht. Er schreibt dazu:

„Situation vor einer U_Bahnstation in Peking. Ich wollte die Bewegung der Menschen aufnehmen und habe beim Gehen mit langer Belichtunszeit mehrmals abgedrückt. Dieses Foto finde ich ist mir gut gelungen.”

Zu Ausrüstung und Aufnahmedaten liegen keine Informationen vor.

Betrachten wir zunächst wieder die grundsätzlichen Bildelemente. Weiterlesen

Streetfotografie: Geschichten in einem Bild

Kein eindeutiges Motiv, sondern eine Szenerie: Bisweilen sind auf den ersten Blick daneben liegende Bilder die tollsten Storyteller. Dieses hier heisst «Strassenbahn» – und wirkt auch so.

straenbahn

Anika Tauwel aus Köln schreibt zu diesem Bild: Ich habe bisher noch keine sonderlich herausragende Kamera ([amazonna  B0036G9Q5A]Panasonic DMC-TZ8[/amazonna]), da ich gerade erst anfange, mich im Fotografieren auszuprobieren. Aus diesem Grund freue ich mich über jede Art von Anregungen.

Die erste Anregung: Verfall nicht dem Ausrüstungs-Sammel-Syndrom (ASS – okay, englisch GAS, nicht viel besser… ) , zumal Du hier grade beweist, dass man keine teure Wahnsinnskamera braucht, um faszinierende Bilder zu machen. Und jetzt der Reihe nach: Weiterlesen

„Bahnsteig“: Bewegung vs. Stillstand

Die Linie ist hervorragend geeignet, den Blick des Betrachters zu lenken, Räume aufzuteilen und Dynamik oder Statik zu symbolisieren. Dem Fotografen bietet sie ein einfaches, aber mächtiges Kompositionselement. Wirkungen und Nebenwirkungen wollen wir uns in der folgenden Bildbesprechung vor Augen halten.

bahnsteig3

Unser Leser Bruno Reuter aus dem unterfränkischen Kleinostheim hat uns das obige Bild unter dem Titel „Bahnsteig” in der Kategorie ‚Street/Strasse‘ zur Besprechung eingereicht.

Er schreibt dazu: „Beim Betrachten des Bildes \“MTA\“ von Emil Licht erinnerte ich mich an ein ähnliches Bild von mir. Es entstand an einer Bahnstation in Amsterdam. Ich kam gerade die Treppe hoch und habe schnell das Bild gemacht, im nächsten Moment ging der junge Mann im Vordergrund auch weiter. Ich wollte die Mischung aus Stillstand und Bewegung festhalten. Später fiel mir dann auch die extreme blaue Farbe au, die durch die Fenster zu sehen ist.”

Über Ausrüstung und Aufnahmedaten ist hier nichts bekannt. Das von Bruno mit 4996 Pixel mal 3378 Pixel eingereichte Bild ist für normale Monitore doch etwas groß, so daß ich es für unsere Zwecke auf 1000 Pixel mal 676 Pixel verkleinert habe. Unverändert zeigt sich im Vorschaubild ein kräftiges Moiré, was allerdings im Vollbild verschwindet.

Die Belichtung zeigt sich dem Betrachter ausgewogen. Ein Blick auf das Histogramm bestätigt diesen Eindruck. Die Mehrheit der Tonwerte bewegt sich in den Zonen I bis VII. Geringfügige Abbrüche sind lediglich im Lichterbereich zu verzeichnen. Da es sich hierbei um die Lampen oberhalb des einfahrenden Zuges handelt, sehe ich dies als unproblematisch an. Einzig die Bahnhofsuhr scheint etwas überblendet. Hier hätte man eventuell in der Nachbearbeitung über das Werkzeug “Lichter wiederherstellen” nachjustieren können.

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Leserfoto – „Nudelsuppe“: Qual der Wahl des Beschnitts

Manchmal ist der beste Beschnitt, keinen vorzunehmen.

(c) Alexander Sprinz

Letztes Jahr in Thailand im Heimatdorf meiner Frau. Eine kleine Suppenküche, jeder kennt jeden und es wird immer gerne und ausführlich über die Alltagsthemen diskutiert.

Analog fotografiert mit einer Minox 35GL und Kodak Gold 200. Entwicklung und Scan stammen vom Großlabor. Bearbeitung mit Gimp, geradegestellt, beschnitten, selektiv konvertiert nach BW mit Betonung auf den roten Kanal, Tiefen etwas angehoben und eine leichte Vignette dazu. Falls für das Fokussiert.com-Team von Interesse, das Ausgangsbild gibt es hier: http://www.rotemorgen.de/wp-content/uploads/2014/03/Bild011_Neg.Nr_.9.jpg

Ich höre häufig die Kritik an der Kritik, daß immer nur empfohlen werde, das Bild zu beschneiden. Vorliegendes Leserfoto ist ein exzellentes Beispiel, wie dieser Entscheidungsprozeß ablaufen mag, und wann man sich gegen einen Beschnitt entscheiden kann.

Du hast hier einen Schnappschuß aus Thailand eingereicht. Zu sehen sind mehrere Leute unter einem Wellblechdach. Eine Frau steht an einem Tisch und bereitet etwas zu. Eine andere neben ihr läuft mit einer Schale Suppe auf zwei wartende Männer zu, die wiederum rechts auf einem Tisch sitzen. Niemand scheint Dich als Fotografen wahrzunehmen. Das Foto ist körnig, und Du hast Dich für eine Schwarzweißumwandlung entschieden, was den Dokumentarcharakter des Bildes noch unterstreicht. Weiterlesen

Leserfoto – „Spielender Hund“: Anfang einer Serie

Serien und Projekte statt lose Bildsammlung

(c) Marcus Leusch

Mainz/Rheinpromenade: Der erste Frühlingstag bei strahlender Sonne und fast schon sommerlichen Temperaturen. Mich zog es am späten Nachmittag weg vom Büroschreibtisch zum Rheinufer. Auf meinem Streifzug hatten es mir die Schattenspiele auf dem Pflaster besonders angetan. Dazu gehört auch diese Zufallsbegegnung, die mich besonders angesprochen hat. Ein Hund tollte mit seiner Beute über die Steinplatten, während ihm eine Mutter und ihr Kind gespannt hinterher blickten. Für mich eine Szene, die ich spontan und in einer gewissen angespannten Hektik einfach festhalten musste …

Aufnahmedaten: Fuji X-E1, 18-55 mm-Objektiv (bei 28 mm ≈ 42mm Kleinbildformat), Belichtungszeit: 1/1500s bei ISO 200 (hatte leider meinen ND-Filter zuhause liegen lassen), Blende: 5, Kontraste angehoben

Du gehst wohl sehr gerne an der Mainzer Rheinpromenade spazieren, denn vor einiger Zeit hast Du schon einmal ein ähnliches Foto eingereicht, das ich zufälligerweise auch besprochen habe. Auch dort der gekippte Horizont („Dutch Angle“), auch dort das Spielen mit geometrischen Formen und Linien in Schwarzweiß.

Hier das andere Foto:

Dame mit Hündchen

Ich habe mich trotz der Ähnlichkeit der Bilder und der Tatsache, daß sie vom selben Fotografen stammen, dazu entschlossen, auch dieses zu besprechen. Denn erstens einmal ist es für mich eine gelungene Aufnahme, und zweitens gibt sie mir die Gelegenheit, projektbezogenes Arbeiten anzusprechen.
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Leserfoto – „Warten auf den Zug“: Raum zum „Atmen“

Zu den schwierigsten Tätigkeiten für den Fotografen gehört das Nachbearbeiten und die Auslese hinterher.

(c) Bernd Plumhof

Aufgenommen im Bahnhof von Monastir (Tunesien), wo diese beiden Studentinnen auf ihren Zug warten. Da sie gerade „isoliert“ sind und intensiv mit ihren Studien beschäftigt, fotografiere ich schnell. Ich habe mich für Schwarz-Weiß entschieden, da so der Kontrast von hell zu dunkel deutlicher wird, besonders das „Schwarz“ der vorderen Studentin und die dunklen Schatten der weißen Betonpfosten. Ebenso die starke perspektivische Wirkung mit der dominierenden Person gefällt mir. Wie bei allen meinen Fotos komme ich aber über eine sehr subjektive Betrachtung nicht hinaus. Der einstige Erlebniseffekt ist zu groß.
Leica Digilux 2 mit Festobjektiv, F 6,7; 1/500s; BW 22,5mm (KB 45mm); ISO 100

Sehr selten kommen Fotos so aus der Kamera, daß man sie ohne viel Federlesens drucken oder anderweitig benutzen kann. Von bestimmten Grundfertigkeiten wie Abstimmung des Weißabgleiches und Kontrastes zur Angleichung von Helligkeitswerten einmal abgesehen kommen mit den heutigen digitalen Möglichkeiten noch andere Fragen hinzu. Schwarz-weiß oder Farbe? Antiker Effekt? HDR? Und wieviel ist zuviel, wieviel zu wenig?

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Was der wohl erzählt …? : Kontext bieten

Daß das Foto leicht unscharf, sehr körnig und in schwarz-weiß gehalten ist, gibt ihm einen nostalgischen Touch. Für mich stimmt hier alles.

(c) Wolfgang Uhlig

An einem Markttag in Nimwegen (NL) sah ich diese Szene. Der Marktschreier, der Messersets verkaufte, war höchst unterhaltsam und erzählte die unglaublichsten Geschichten, die sich in den Gesichtern deutlich widerspiegeln, wie ich finde. Für mich lebt das Bild vor allem durch eben diese Gesichtsausdrücke, die von Unglauben vor allem bei den Männern bis zu Belustigung bei den Frauen gehen. Ohne anmaßend sein zu wollen, ist das für mich eine Szene Im besten Cartier-Bressonschen Sinne.

Mich würde interessieren, ob andere das auch so sehen oder solch eine Szene eher fotografisch langweilig finden.

Gemacht wurde das Foto mit einer Olympus OMD E-M5 mit einem Minolta Altglas-Zoom, ich meine es wären 35mm und Offenblende, also f 3,5 gewesen, daher die leichte Unschärfe.
Schwarz/weiß bearbeitet in Nik Silver Efex.

Es ist nicht anmaßend, einen der großen Fotografen des 20. Jahrhunderts (fotografisch) zu zitieren. Indem man sich an den großen Könnern des Metiers orientiert, lernt man dazu.

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Leserfoto – „Schach in der Öffentlichkeit“ – Kameraeinstellungen und Standpunkt

Dieses Bild könnte man auch mit „Charakterstudie in Schwarzweiß“ betiteln.

(c) Olaf Veit

öffentliches schachspiel in bern. ich habe den fokus auf die zuschauer gerichtet, diese kommen nach meiner beobachtung aus allen sozialen schichten. es herrscht eine friedliche stimmung, aber jeder beobachter macht für sich den nächsten eigenen zug. kommt dies in meinem foto auch so zur geltung.
vielen dank für eine rückantwort.
olaf

Du hast hier eine Gruppe vollkommen unterschiedlicher Männer eingefangen, die auf einem öffentlichen Platz Schach spielt. Die Figuren, wie auf solch öffentlichen Schachbrettern üblich, sind überdimensional groß, und es spielen oft mehrere Leute. Ich kann mich von meiner Heimatstadt her auch an solche Szenen erinnern, und auch dort fanden sich Menschen unterschiedlichster Herkunft zu einem Ad-Hoc-Spiel zusammen.

Was mir an Deinem Foto gut gefällt, ist genau die Vielfalt der Männer und ihrer Gesichtsausdrücke, die abgebildet sind. Alle sind im Spiel vereint, scheinen aber nur so halb bei der Sache zu sein. Du hast die Aufnahme in Schwarzweiß umgewandelt, was den Street- bzw. Dokumentarcharakter unterstreicht.

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