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Schnappschuß mit Flieger: Wenn es um Sekunden geht

Wenn Bewegungsabläufe nur Sekunden dauern, muß man mit der Situation gut genug vertraut sein, um Dinge vorhersehen zu können. Dann wird man mit Aufnahmen belohnt, die man so nicht hätte fotografieren können.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thomas Kremshuber).

Kommentar des Fotografen:

Sprung aus einem Flugzeug. Aufgenommen mit einer Canon EOS 450D, 1/500s, f/16, ISO 400, 8mm, Headmount auf einem Helm, Beissauslöser.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Thomas Kremshuber:

In dem von mir vielzitierten Buch „On Being a Photographer“, das auch hier auf fokussiert auf Deutsch besprochen wurde, führt David Hurn seine Vorgehensweise bei Fotoprojekten aus. David Hurn ist Magnum-Mitglied und ein bekannter Dokumentarfotograf, der u.a. durch seine Aufnahmen in Ungarn in den Fünfziger Jahren bekannt wurde, als das Land von den Sowjets besetzt wurde:

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Ringerbild: Fest im Griff

Der richtige Zeitpunkt ist bei vielen Fotos wichtig, bei Sportfotos jedoch ist er unerlässlich. Nur Sekundenbruchteile früher oder später kann ein Foto ganz anders aussehen und damit auch anders wirken.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jens Richter).

Kommentar des Fotografen:

Ich hatte ein ähnliches Bild vor ein paar Tagen eingesandt. Hier eine Version die mir persönlich etwas besser gefällt, da sie noch mehr Dynamik hat. Sie ist 0,16 sec nach der 1. Aufnahme entstanden. Ich hoffe sie gefällt Euch auch besser.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Jens Richter:

Für gute Sportfotos sind drei Dinge wichtig: Timing, Timing und nochmals Timing. Alle drei Dinge hat der Fotograf Jens Richter bei diesem Foto eines Ringkampfs beherzigt und so ein beeindruckendes Bild festhalten können: Zwei muskulöse Männer, die scheinbar mit Leichtigkeit in der Luft zu schweben scheinen und dabei noch innig umschlungen sind.

Neben dieser schwebenden Leichtigkeit faszinieren mich mehrere Details:

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Dokumentation: Dramatisierte Queen

Um die schiere Grösse von Objekten zu dokumentieren, ist ein klarer Masstab nötig – und ein Normal- oder Weitwinkelobjektiv auf grosse Distanz eine unglückliche Wahl.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© René Quint).

Kommentar des Fotografen:

Das Foto ist im Rahmen des Hamburg-Besuchs der Queen Mary II am 04.05.2011 entstanden. Ziel war es grundsätzlich die Mons der Queen darzustellen. Dies wird schon durch die davor liegenden Versorgungsschiffe sehr schön deutlich. Die Ausarbeitung der Wolken soll diese „bedrohliche“ Größe durch eine künstlich geschaffene Dramatik unterstützen. Gleichfalls wählte ich aus diesem Grund eine tiefe Kameraposition hinter Steinen, um dem Betrachter unbewußt das Gefühl zu geben, ich hätte mich dahinter versteckt. Den zusätzlichen Eindruck von Enge und Bedrohlichkeit bringt der lediglich enge Fluchtkanal zwischen Wolken und Steinen, deren Begrenzungslinien aufgrund der absichtlich so gewählten Steinposition parallele Verläufe andeuten. Die Steine habe ich nicht zusätzlich bearbeitet, sie sind durch die Kombination aus Brennweite und Objektivabstand entstanden.

Peter Sennhauser meint zum Bild von René Quint:

Die majestätische Queen Mary II ist in diesem Bild im Hafen von Hamburg zu sehen. Im Vordergrund sind in der Unschärfe einige Felsen zu erkennen, dahinter erstreckt sich eine wasserfläche, in der schliesslich die Queen am Pier liegt, umgeben von kleinen Versorgungsschiffen. Über der Szene türmen sich Häufchenwolken.

Kein Zweifel, sie ist ein majestätisches Schiff, und Du hast einen guten Standort gewählt, um die Queen Mary II in ihrer vollen Pracht abzulichten. Ob allerdings Deine insgesamt recht anspruchsvollen und komplexen Absichten zur Bildaussage aufgehen, wage ich zu bezweifeln:

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Kircheninterna: Das reale Leben

Eine Verschiebung der inhaltlichen Perspektive und ein Bruch mitden Erwartungen ist ein interessantes fotografisches Werkzeug. Allerdings muss der Fokus dann eindeutig klar werden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Peter Pietruk).

Kommentar des Fotografen:

Mit Fotografien von Kirchen versuche ich, nicht nur das touristische Interessante abzubilden. Vielmehr soll erfassbar werden, dass Kirchen nicht einfach Denkmäler sind, in denen Kunstschätze zu finden sind, sondern dass sie auch als heute immer noch zur Religionsausübung genutzte Orte zu respektieren sind.

Um dies darzustellen, habe ich bei diesem Foto aus dem Dom St. Blasien das alte, vergoldete und prächtig geschnitzte Tabernakel zusammen mit den in einer Runde davor aufgestellten schlichten Holzstühle moderner Bauart und dem Einbauschrank mit billigen Griffen aufgenommen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Peter Pietruk:

Ein goldenes Tabernakel steht in dieser Farbfotografie in der Nische einer schmucklosen Wand auf einem weissen Möbelstück, das aufgrund seiner kreisrunden Türgriffe wie ein Badezimmer-Beistelltischchen wirkt. Davor sind die Rückenlehnen solider, ebenso schmuckloser brauner Holzstühle im angedeuteten Halbkreis zu sehen.

Diese Fotografie appelliert an keinen meiner Foto-Rezeptoren. Sie ist weder ästhetisch, noch zeigt sie einen spannenden Sachverhalt, noch hat sie einen verblüffenden Effekt aufzuweisen. Darin liegt eine Stärke, aber auch sehr viel Schwäche:

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Dokumentation: Der Vordergrund fehlt

Auch bei einem dokumentarischen Foto macht der Vordergrund das Bild spannender.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jürgen Beckmann).

Kommentar des Fotografen:

Abbruch des grossen Ausflugsrestaurants auf dem Drachenfels bei Bonn. Da ich wusste, das die Arbeiten gerade im Gang waren und ich ein paar Tage frei hatte, bin ich mal hingefahren, um ein paar Bilder zu machen. Das Wetter war nicht wirklich gut, aber dafür gab es ein paar tief hängende Wolken und eine schöne Lufttperspektive im Hintergrund. Es sollte natürlich nicht nur ein dokumentarisches Bild werden sondern auch ein interessantes Bild mit klarem Aufbau. Die Frage ist, ob das so gelungen ist.

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Jürgen Beckmann:

Ein Gebäude auf einem Felsen wird abgerissen, im Hintergrund schimmert ein Fluss. Das Bild vermittelt eine ruhige Atmosphäre. Vor allem aufgrund der monotonen Farbgebung – aber auch weil im Bild nichts passiert:

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Segelregatta: Unsichtbare Spannung

Fotografien mit Rück- oder Detailansichten von Aktionen können durchaus spannend sein. Sie müssen aber einen klaren Kontext vermitteln.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Ralf Jäger).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand bei einer Segelregatta auf dem Main bei Offenbach, bei der ich die Gelegenheit hatte, auf einem Ordnerboot mitzufahren. Ich finde, dieses Bild bringt gut die Anspannung und die hohe Konzentration zum Ausdruck, die selbst bei Amateurregatten vorhanden sind. Bei der Kategorie hätte ich vielleicht auch Bildjournalismus nehmen können, aber da war ich mir nicht sicher.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Ralf Jäger:

In diesem Farbbild sind zwei Menschen in einem Gewirr von Kabeln, Leinen und technischen Einrichtungen zu sehen. Wir blicken fast genau von hinten auf den Rücken eines Mannes und wahrscheinlich einer Frau, die – dem Baum nach zu schliessen – auf einem Segelboot unter dem Hauptsegel hindurch die Genua beobachten.

Detailansichten von Menschen und Aktionen sind eine gute Methode, an viel fotografierten Anlässen von den Klischees wegzukommen und eine eigene Ansicht zu kreieren. Das hast Du mit dieser Fotografie versucht – aber sie „funktioniert“ leider überhaupt nicht:

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World Press Photo Awards 2011: Spektakel als Qualität

Die Gewinner der World Press Photo Awards 2011 stehen fest. Unter den Siegerbildern finden sich etliche fast schon unerträgliche Schockbilder.

[textad]World Press Photo des Jahres 2011: Die von ihrem Mann entstellte Afghanin Bibi Aisha. © Jodi BieberIch glaube nicht, dass die Zahl der Gräuel auf der Welt zugenommen oder die Menschheit brutaler geworden ist. Ich bin mir aber einigermassen sicher, dass die Zahl der beinahe unerträglichen Schilderungen und Darstellungen gestiegen ist. Macht uns das zu Opfern unserer eigenen voyeuristischen Tendenzen – nehmen wir vielleicht nur noch das absolut Spektakuläre zur Kenntnis?

„Mediale Abstumpfung“ ist inzwischen ein klischierter Begriff. Aber mir scheint die diesjährige Preisgalerie der World Press Photo Awards in weiten Teilen ein Symptom genau dieser Entwicklung geworden zu sein. Qualität besteht im Spektakel, und die Steigerung des Spektakels besteht darin, noch näher dran zu sein. (Wir zeigen hier nur eine kleine Auswahl der „harmlosen“ Siegerbilder – die ganze Galerie ist auf der Website von worldpressphoto.org zu sehen.)

[photos title=“World Press Photo Award 2011″ pics= „2 3 4 5“]

Wenn Pressefotografie nach Aussage und Wahrheit strebt, lassen sich diese Dinge durch die entsetzlichsten Details im Bild steigern? Brauchen wir, um die Ausmasse des Drogenkrieges in Mexiko zu verstehen, Bilder von abgeschnittenen Köpfen? Weiterlesen

Tanzporträt: Unscharfer Schnappschuss

Auch mit einer guten Ausrüstung gilt es, nicht die Komposition zu vernachlässigen und sich zu überlegen, welche Aussage ein Foto haben soll.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dirk Valcke).

Kommentar des Fotografen:

Wilder Tanz am Stand von Tamron – Photokina Köln

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Dirk Valcke:

Dieses Foto ist einer der Gründe, warum ich zu der Fotomesse Photokina in Köln meine Kamera nicht mitnehme. Dabei habe ich die gleiche Kamera/Objektiv-Kombination wie der Fotograf des gezeigten Bildes. Aber sie muss auch richtig eingestellt sein.

Doch bevor wir uns der Technik widmen, betrachten wir lieber mal das Bild. Es ist in der Kategorie „Porträt“ eingereicht worden, erfüllt diesen Anspruch gemäss Definition aber nicht:

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Deutscher Fotobuchpreis 2011: Von der Ästhetik und dem Weg zu ihr

Gold und Silber für die Siegertitel – Der Deutsche Fotobuchpreis 2011 ging an 20 Fotobände.

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Die Jury zum Deutschen Fotobuchpreis 2011 mit den Siegertiteln

Zu den 20 besten Fotobüchern kommen noch 161 weitere Titel hinzu, die das Prädikat „Nominiert 2011“ erhielten. Alle Bücher zusammen sind aktuell bei den Stuttgarter Buchwochen bis zum 12. Dezember ausgestellt, 2011 in weiteren Städten. Weiterlesen

Dokumentation: Beissende Neugier

Fotografien mit inhaltlicher Bedeutung sind eine spannende Übung für Fotografen: Wie setzt man einen Buchtitel oder eine historische Legende wirksam um?

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Tom Jung).

Kommentar des Fotografen:

Zitat aus Heinrich Bölls Irischem Tagebuch: „Einige hundert Meter oberhalb dieses Hauses die Überreste eines abgestürzten Flugzeu- ges: amerikanische Flieger hatten, um den Bruchteil einer Sekunde zu früh, geglaubt, den freien Ozean vor sich zu haben, die glatte Fläche, die noch zwischen ihnen und der Heimat lag: Europas letzte Klippe wurde ihnen zum Verhängnis, der letzte Zacken dieses Erdteils, den Faulkner in seiner „Legende“ ‚jene winzige Eiterstelle, die den Namen Europa trägt‘, nennt…“

Die Photographie zeigt die Überreste der Turbine jenes in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts abgestürzten Flugzeugs. Die Aufnahme entstand 1989; es handelt sich um einen Scan einer 6*6 cm Mittelformat-SW-Aufnahme, welche ich mit einer Rolleiflex-Kopiekamera gemacht hatte. Die literarische Verarbeitung dieses Unfalls hat mich immer sehr berührt; die Überreste der Turbine bilden nach über 30 Jahren eine fast organische Einheit mit der Umgebung.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Tom Jung:

Ein weitgehend zerstörter Sternmotor liegt in einer kargen, möglicherweise küstennahen Umgebung in diesem Schwarz-Weiss Bild. Durch den geringen Kontrast des im Nebel, im Schatten oder nach Sonnenuntergang aufgenommenen Bildes scheint sich der Motor in die Umgebung einzufügen, geradezu zu tarnen. Weiterlesen