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Wahrheitsanspruch: Fotografie und die Realität

Die Kamera lügt nicht, sagt man. Sind Fotografien deshalb immer ein Abbild der Wahrheit? Eigentlich fängt deren Manipulation bei der Wahl der Belichtungszeit und des Bildausschnitts an.

Zu welcher Tageszeit wurde dieses Bild gemacht?

Zu welcher Tageszeit wurde dieses Bild gemacht?

Selbstverständlich „lügt“ die Kamera nicht, denn dazu gehört ein freier Wille. Lügen bedeutet ja, dass man, obwohl man die Wahrheit kennt, die Unwahrheit sagt. Es ist also eine bewusste Entscheidung, zu der ein elektronisches Gerät nicht fähig ist. „Lügen“ kann allerdings der Fotograf. Und sein Werkzeug dafür kann durchaus eine Kamera sein.

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Es geht auch ohne: Fotografisch entschleunigen

Manchmal lohnt es sich zu warten, oder GARNICHT auf den Auslöser zu drücken. Man kann sogar den Fotoapparat ganz zuhause zu lassen. Auch, oder besser: gerade dann, wenn man nicht fotografiert, entstehen Bilder – vor dem geistigen Auge.

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Ein Leser auf Twitter hat vor kurzem angeregt, doch einen kurzen Artikel über die Entscheidung zu schreiben, ein Foto nicht zu machen. Im Sinne von: nicht auf den Auslöser drücken, wenn man hätte können. Das erschien mir als ein interessantes Konzept, und so entstand dieser Beitrag. Denn hat man einmal Fotografie für sich entdeckt, läuft man irgendwann Gefahr, schon fast zwanghaft zu agieren. Fußballtraining des Sohnes? Karatewettbewerb der Tochter? Klar, Kamera kommt mit. Urlaub? Sowieso. Essen im Restaurant – Moment, das muß ich erst einmal ablichten. Das führt nicht nur zu einem digitalen Bilderstapel, sondern auch schnell dazu, daß man irgendwo ausbrennt. Man kann sich nicht mehr daran erinnern, wie man sich an seinem Urlaubsort eigentlich gefühlt hat, weil man so mit Fotografieren beschäftigt war, und hinterher lagern die Trophäen dann häufig neben anderen auf der Festplatte, ohne je noch einmal angeschaut zu werden. Das muß nicht sein.

Ich habe meine besten Einfälle, wenn ich irgendetwas mache, wobei ich nicht denken muß. Für mich ist das Bahnenschwimmen oder Autofahren (auf dem Land in den USA geht das, weil die Strecken lang und der Verkehr nicht so dicht ist), für andere Duschen oder Rennen. Auf diese Weise habe ich bei mehreren Projekten eine kreative Blockade durchbrechen können, oder es sind mir Ideen zu anderen gekommen. Einfach den Fotoapparat zuhause zu lassen, muß also nicht der allgemeinen Weisheit zuwider laufen, daß man immer eine Kamera dabeihaben sollte. Manchmal lohnt es sich, einfach nur irgendwo zu sein.

Irgendwo läuft das auf bewußteres Fotografieren hinaus, was wir auf fokussiert bereits mehrmals beleuchtet haben.

Ich rede hier nicht von den Aufnahmen, die vor und nach den Fotos entstehen, die dann vielleicht sogar berühmt werden. Vor Jahren war ich einmal in einer Ausstellung, die die Aufnahmen vor und nach denen zeigte, die der National Geographic schlußendlich zur Publikation auswählte. Das war zwar enorm interessant, aber ich beziehe mich auf das Bild, das man hätte machen können, aber nicht aufgenommen hat. Und zwar ganz bewußt. Das Motiv bleibt weiter ihm visuellen Gedächtnis, aber vollkommen unangetastet. Wenn nur der geringste Zweifel besteht, daß man hätte ein Foto machen sollen, ist das natürlich alles hinfällig. Ich plädiere trotzdem dafür, daß man manchmal die Kamera einfach zuhause lassen sollte – um die kreativen Batterien neu aufzuladen. Mein Handy habe ich sowieso immer dabei, das kann dann im Notfall doch noch herhalten.

Wie seht Ihr das? Nehmt Ihr Eure Kamera manchmal absichtlich nicht mit, oder ist sie immer dabei?

PS. Ja, das Beitragsbild ist nicht schwarz, es ist fehlbelichtet worden. Irgendetwas Bildliches wollte ich trotzdem einbeziehen. :)

Buchrezension «Bettina Rheims»: 40 Jahre (provokative) Fotografie

Bettina Rheims verehrt oder haßt man, es gibt nichts dazwischen. Von den einen als Befreierin weiblicher Sexualität verehrt, wird sie von anderen als Ausbeuterin derselben verteufelt. Diese Zusammenstellung ihrer Werke, fast vier Jahrzehnte umfassend, läßt auch den uninitiierten Betrachter seine eigene Meinung bilden.

(c) Bettina Rheims/Taschen

Das Buchcover © Bettina Rheims/Taschen

Level: Alle
Genre: Fotobuch
Benutzbarkeit*: 8
Preislevel**: €€€
Eine Best-of-Retrospektive der Fotografin Bettina Rheims, von ihr selbst ausgewählt.
* 1 – eher nicht, 5 – geht so, 10 – super
** € (sehr billig) bis €€€€€ (überteuert)

«Die Männer beteuern immer, sie lieben die innere Schönheit einer Frau – komischerweise gucken sie aber ganz woanders hin.» (Marlene Dietrich)

Bettina Rheims“ blickt auf fast 40 Jahre ihres Schaffens zurück, und auf eine genauso lange Liste von Meinungen über ihre Bilder, die weit auseinandergehen. Sie hat in dieser Zeit viele bekannte und unbekannte Menschen, davon mehr Frauen als Männer, fotografiert, und die [amazon 3836555433]Werkschau[/amazon] enthält ihre persönliche Auswahl dessen, was sie als das beste ihrer Karriere ansieht. Hier und da unterbrochen von kurzen Texten in drei Sprachen (englisch, französisch, deutsch), die entweder begleitend die Bilder selbst oder Rheims‘ Werk im allgemeinen kommentieren, geben die über 500 Fotos einen vertieften Einblick in die Seele einer Künstlerin, die seit den späten Siebziger Jahren der Gesellschaft wenn nicht den Spiegel, so doch das Fernglas des Voyeurs vorhält. Weiterlesen

Buchrezension «Stillleben BRD»: Was vom Leben übrig bleibt

Ein visuelles Memento Mori und fotografische Bestandsaufnahme eines Daseins. Bilder aus der DDR

Fotografien aus der Kultur der DDR

Stillleben BRD: Giesskanne

Christian Werner hat auf Anregung eines Freundes nach dem Tod von dessen Großvater 2014 das Haus desselben fotografiert. Es sollte eine Bestandsaufnahme seines Lebens (und dem seiner Frau) werden – und kurz darauf war das Haus auch schon ausgeräumt. [amazon 3735602037]“Stillleben BRD – Inventur des Hauses von Herrn und Frau B.”[/amazon] beruht auf einer Ausstellung des Kunstpalais Erlangen, die vom 23.1.2016 bis zum 3.4.2016 dort zu sehen ist. Es handelt sich also um den Ausstellungskatalog, geht aber weit darüber hinaus. Als die Mutter einer Freundin vor ein paar Jahren in einem Altersheim starb, oblag es natürlich ihrer Tochter, ihre letzten Habseligkeiten abzuholen. Sie sagte später zu mir, es sei schon traurig, daß das Leben eines Menschen letztlich in zwei Boxen paßt. Das Haus der Eltern war da schon längst verkauft. Welch einen anderen Einblick bekommt man hier.

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Fotowettbewerbe: Für Ruhm und Ehre?

Fotowettbewerbe gibt es wie Sand am Meer. Die Gewinner ernten Ruhm und Ehre und können dabei auch noch was lernen. Oder?

Wer ist der beste Fotograf? - Darius Kupczak (c)

Wer ist der beste Fotograf? – Darius Kupczak (c)

Ich habe bereits mal mehr, mal weniger erfolgreich an einigen Fotowettbewerben teilgenommen. Sei es in meinem Foto-Club, beim DVF, auf der Photokina oder bei Foto-Magazinen, der Ablauf ist immer sehr ähnlich. Der Ausrichter gibt Regeln, Thema (oder mehrere Themen) vor und bestimmt, was die Teilnehmer gewinnen können. Die Teilnehmer reichen ihre Beiträge ein, eine Jury bewertet die Beiträge und am Ende steht ein Gewinner fest. So weit, so gut.

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Für einen Apfel und ein Ei? – Teil 1

Photobombe

(c) Sofie Dittmann 2014

Muß man seine Seele verkaufen, um als Fotograf/in erfolgreich zu werden?

Vorwort: Ich will hier nicht den Ausbildungsberuf Fotograf ansprechen, sondern eher Quereinsteiger. Zu diesem Beitrag hat mich eine Unterhaltung mit einem befreundeten Fotografen inspiriert, der, obwohl sehr gut in dem, was er tut, Schwierigkeiten hat, für seine Arbeit angemessen bezahlt zu werden. Sobald er auf bestimmten Preisen pocht, wird eben jemand anders angeheuert für den Job. 

Viele Fotografen kennen den folgenden Erfahrungsbericht in Variation: Man wird gebeten, für eine befreundete Familie Porträts derselben zu machen. Vereinbart sind zwei Stunden vor Ort, zwei Kinder, Eltern, Großeltern. Weil man sich ja kennt, macht der Fotograf nichts Schriftliches aus, es wird lediglich mündlich ein Betrag vereinbart. Das Shooting verläuft allerdings alles andere als glatt – die Kinder sind unkooperativ, die Eltern gestreßt, es dauert drei Stunden – er hat zwar am Schluß ein paar ganz gute Aufnahmen gemacht, aber für die Nachbearbeitung benötigt er weit länger als erwartet. Die Kunden nörgeln an den Ergebnissen herum, plötzlich kann sich niemand mehr daran erinnern, was als Preis vereinbart wurde, und schlußendlich bekommen sie ihre Fotos praktisch umsonst.

Anderes Szenarium: ein neues Cafe eröffnet an der Ecke und sucht gerahmte Kunst für ihre Wände. Gegenleistung: freie „Publicity“, denn es besuchen ja jeden Tag einige Leute das Cafe. Und verkaufen kann man selbstverständlich konzessionsfrei. Nach einem halben Jahr verkauft hat man jedoch: nichts. Weiterlesen

Hochzeitsfotografie: Intensivworkshop in Lugano

Im malerischen Lugano im Kanton Tessin führt Roberto Valenzuela, der bekannte Hochzeitsfotograf aus Beverly Hills, einen Intensivworkshop zum Thema Hochzeitsfotografie durch.

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Valenzuela zeigt in seinen Seminaren nicht nur, wie ER etwas macht, er lehrt, wie man es selbst machen kann. So hat er es sich zum Ziel gesetzt, seine Kursteilnehmer selbständig arbeiten lassen und ihren eigenen Stil einbringen zu können.

Er nennt seinen Kurs in Lugano einen Intensivworkshop, weil die Teilnehmer sowohl gefördert wie gefordert werden und auch mal ihre Komfortzone werden verlassen müssen. Die Teilnehmer alle Aspekte der Hochzeitsfotografie in der Praxis kennen – von der Vorbereitung eines Shootings inkl. der Besprechung mit dem Kunden, über den Einsatz des geeigneten Materials, das Erkennen der perfekten (Licht-)Situation bis hin zur sinnvollen Auswahl der geschossenen Bilder.

Der Workshop findet am 1. und 2. Juli 2013 in Lugano statt.
Alle Infos sind auf Picture Perfect Practice zu finden.