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Der rote Punkt: Film-Standbild

Ein schönes Beispiel für ein fast-Filmstandbild: Menschen in einer spannenden Kulisse, zwischen denen sich etwas abzuspielen scheint. Technisch interessant, fehlt es ein wenig an Modell-Einsatz.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dennis Greenberg).

Kommentar des Fotografen:

Hallo liebe Kritiker, neulich war ich mit einigen Freunden am Schlachtensee in Berlin, auf dem Rückweg vielen mir auf dem Bahnsteig diese, Blicke auf sich ziehende, signalisierende Rote Ampel und gleichzeitig auch die wunderschönen von links kommenden Lichtstrahlen der langsam heruntergehenden Sonne auf, die wunderbar die Gesichter meiner beiden Freunde hervorheben würden. So packte ich meine Nikon mit dem 85er Objektiv aus, stellte meine Kumpanen versetzt auf und überließ ihnen den Gesichtsausdruck, die Blende stellte ich auf f9. Dann schoss ich los, den Fokus auf dem Rechten, dem roten Punkt in der Mitte. Ich gelang zu diesem Foto welches ich in Lightroom anschließend bearbeitet habe, wobei ich nur Veränderungen an den Reglern machte und keine Einzelbearbeitung – heraus kam dann auch noch ein tolles Preset für Lightroom. Ich nahm dem Foto mit Hilfe von Lightroom die Sättigung einzelner Farben, sodass der Hintergrund mit Ausnahme vom „red dot“ in Graustufen erscheint um nicht vom Wichtigeren abzulenken. Wichtig war für mich der „red dot“ (rote Punkt) mein Titel für dieses Foto, der Lichteinfall auf die Gesichter und die Blendeneinstellung. P.S. Bitte scheut euch nicht in der Kritik, ich bin noch ein äußerst junger Fotograf – strebend nach Erfahrung.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Dennis Greenberg:

Du solltest Deinem Freund zur Rechten danken – sein Gesichtsausdruck macht das Bild: Weiterlesen

Das vergessene Bein: Ein Gedicht in Pflastersteinen

Die kleinen Stilleben am Rande der Strasse: Eine reizende Art der Fotografie. Die beste Inszenierung des Unbeachteten besteht aus Ästhetik mit einer Geschichte.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Corinne ZS).

Kommentar der Fotografin:

Am 3. November 2008 im schönen Hamburg aufgenommen mit einer Sony Cybershot DSC-P100, nicht bearbeitet. Ich konnte in Hamburg kaum den Blick vom Boden heben, so sehr gefielen mir die Pflastersteine überall. Als sich dann noch in der Pfütze das Strassenschilder-Kreuz spiegelte, fand ich, es habe genug Winkel und Strukturen für ein Bild. Dann wartete ich noch, dass jemand sein Bein im Vorbeigehen im Bild vergisst, und drückte ab.

Da meine Kamera zwar prima ins Handtäschen passt aber sehr schlecht darin ist, exakt dann ein Bild zu lieferen, wenn ich es will (sprich: sie hat eine grässliche Auslöseverzögerung), ist vom Bein schlussendlich weniger zu sehen als ursprünglich vorgesehen.

In Hamburg war ich gerade in einer Phase, in der ich versuchte, aus dem Handgelenk Bilder zu schiessen, ohne Umweg übers Denken, quasi als Lockerungsübung. Nun bin ich gespannt, was die Fokussiert-Autoren dazu meinen (selber brüte ich öfter über der Linienführung, aber eine Erkenntnis stellt sich leider nicht ein.) Zuhause stellte ich übrigens fest, dass fast alle Hamburg-Bilder in Brauntönen gehalten sind. Falls das Bild also arg verrissen würde, könnte ich behaupten, es sei Teil eines in sich stimmigen Braunzyklus ;-)

Peter Sennhauser meint zum Bild von Corinne ZS:

Vielleicht ist ja die Auslöseverzögerung ein Segen: Hier jedenfalls hat sie Dir meiner Ansicht nach die beste Beinposition beschert, die überhaupt möglich war:

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Helen Levitt mit 95 verstorben: Legende der Straßenfotografie

Die Fotografin Helen Levitt, eine Ikone der US-Straßenfotografie, ist im Alter von 95 Jahren gestorben.

Helen Levitt: New York City 1974. (© Keystone)

Die dpa meldete gestern Abend, dass die Fotografin am Sonntag in ihrer Wohnung in Manhattan im Schlaf verstorben ist. 1913 geboren, machte Helen Levitt schon frühzeitig Bekanntschaft mit den Fotografen Henri Cartier-Bresson und Walker Evans. Weiterlesen

Tschechische Fotografie: Bisher kaum entdeckt

Die tschechische Fotografie ist international bisher wenig entdeckt, kann sich aber einer Vielzahl origineller und talentierter Fotografen rühmen. Eine Ausstellung in Bonn stellt sie uns vor.

Tono Stano (geb. 1960): Sense, 1992, Sammlung des FotografenOb Surrealismus oder andere Richtungen der Avantgarde-Fotografie, Realismus oder klassische Bildreportage – in allen Richtungen waren und sind tschechische Fotografen vertreten. Die Geschichte der tschechischen Fotografie des 20. Jahrhunderts wird nun erstmals in Deutschland präsentiert – in der Bonner Bundeskunsthalle. Am Sonntag, 15. März, zeigt 3sat einen Film dazu.

Das Spektrum der Ausstellung reicht vom Piktorialismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die Avantgarde-Fotografie und die Fotomontagen der Zwanziger- bis Vierzigerjahre bis zu den zeitgenössischen Trends, wie die Bundeskunsthalle dazu mitteilt. Mit rund 450 Fotografien stellt sie die wichtigen Tendenzen, Künstler und Werke der tschechischen Fotografie vor.

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Rätselbild: Blickführung nutzen

Bildelemente wie Formen, Kontraste und Gegenstände können dazu beitragen, unsere Sicht auf ein Foto zu lenken. Ein guter Fotograf benutzt alle Elemente, um für den Betrachter eine „Route“ zu planen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Chrisu Schlesiger).

Kommentar des Fotografen:

shines like a cup of cold tea in a winternightmare

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Chrisu Schlesiger:

Es ist oft sehr interessant, was Leute zuallererst bemerken, wenn sie ein Foto anschauen. Was jemand sieht und womit derjenige sich identifiziert, verrät viel über diese Person. Wenn ein guter Fotograf korrekt arbeitet, kann er fast jeden Betrachter nach seinen Vorstellungen durch ein Foto führen, abhängig davon, welche Botschaft er übermitteln will.

Bei diesem Foto ist das schwer, weil es verschiedene optische Signale sendet und nicht klar macht, worum es geht. Sollen wir zuerst auf die Frau oder zuerst auf den Hintergrund schauen?

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Offizieller Präsidenten-Fotograf Pete Souza: Obama, digital

Im Weißen Haus wirkt demnächst nicht nur ein neuer Präsident, sondern auch ein neuer Fotograf (mit Team). Dessen Job ist keine Kleinigkeit: Seine Bilder sind vielfach die einzigen wichtiger Ereignisse.

Pete Souza: Barack Obama - das offizielle Porträt

Barack Obama, der heute am 20. Januar in sein Amt eingeführt wird, nutzte schon im Wahlkampf intensiv die Möglichkeiten des Web 2.0. So ist es nur konsequent, dass auch das offizielle Präsidenten-Porträt digital erstellt wurde.

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Flugzeug-Wurfpost: Elemente verknüpfen

Ein Bild, welches mit wenigen Elementen Spannung aufbaut und eine Geschichte erzählt. Nur welche? Das ist noch die Frage.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Tobias Bühlmann).

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Tobias B?hlmann:

Was will der Künstler uns damit sagen?

Ich sehe drei oder eigentlich vier Bildelemente:

Die Frau, das Knäuel, den Himmel und das Flugzeug, in dieser Reihenfolge „liest“ das menschliche Auge des normalen Mitteleuropäers alle Bilder:

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Die Kameramänner von Verdun: Der Foto-Krieg fand im Saale statt

Im ersten Weltkrieg wurde bereits eifrig fotografiert und gefilmt. Doch den wahren Krieg bekamen wir nachher nicht gezeigt.

DIe meisten spektakulären Fotos wurden Jahre nach Kriegsende nachgestellt. (Bild: Arte France)

Zahlreiche Kameraleute haben im Ersten Weltkrieg überall an der Front gefilmt. Die allseits bekannten Bilder zeigen Schützengräben, mörderische Sturmangriffe und Explosionen und lassen sich spontan dem Ersten Weltkrieg zuordnen. Die Filmaufnahmen vermitteln den Eindruck, als folge die Berichterstattung unmittelbar der Wirklichkeit.

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Josef Koudelka: Das Ende des Frühlings

Vor 40 Jahren – am 21. August 1968 – endete der hoffnungsvolle „Prager Frühling“ in Gewalt und Unterdrückung. Josef Koudelkas Bilder aus den Tagen der Invasion blieben bis heute weltweit im kollektiven Gedächtnis.

Josef Koudelka: Prag 1968 – schon nach 12 Uhr
Josef Koudelka: Prag 1968 – schon 12 Uhr vorbei

Koudelkas Bilder gingen damals im August 1968 um die Welt. Er konnte seine Filme heimlich außer Landes bringen. Die Fotoagentur Magnum entwickelte die Fotos und veröffentlichte sie zuerst anonym unter dem Kürzel „P.P.“ für „Prag Photographer“. Erst Jahre später, als er selbst emigriert war, konnte Josef Koudelka sich als Autor bekennen. Eine Ausstellung in Prag zeigt die Bilder bis zum 13. September.

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Robert Polidori: Auf den Spuren der Zeit

Der Kanadier Robert Polidori ist auf der Suche nach den Spuren der Zeit. Seine opulenten Bilder aus Versailles oder dem Kreml werden gerade in Berlin bei Camera Work gezeigt.

Robert Polidori: Empty Frame Salles de XVIIIeme, Chateau de Versailles 1984
Robert Polidori: Empty Frame Salles de XVIIIeme, Schloss Versailles 1984

Robert Polidori interessiert sich nicht allein für die Architektur der meistens glanzvollen Orte. Er sucht die Patina der Geschichte und erzählt in seinen Bildern davon, was dort alles bisher wohl geschehen sein könnte.

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