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4. Fotofestival Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg: Bilder der Menschheit

Bilder der Menschheit: Nichts weniger hat sich das 4. Fotofestival Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg vorgenommen.

Pieter Hugo: Escort Kama Enugu, Nigeria, 2008[textad] Bis zum 6. November werden an sieben Ausstellungsorten 56 Künstler aus 32 Ländern ausgestellt. Titel des Fotofestivals 2011: „The Eye is a lonely Hunter: Images of Humankind“ – das Auge ist ein einsamer Jäger, Bilder der Menschheit.

Eine „perspektivenreiche Expedition ins Reich des Menschen im Zeitalter der Globalisierung“ will das 4. Fotofestival sein. Es gliedert sich in fünf thematische Kategorien, die an jeweils einem der Ausstellungsorte präsentiert werden: Weiterlesen

Laubdach: Verfremdende Lichtspiele

Manchmal reicht eine ungewöhliche Perspektive für ein spannendes Bild.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Sven Ring).

Kommentar des Fotografen:

Allee am Schaumainkai in Frankfurt. Mich beeindruckte das Licht- und Schattenspiel zwischen den hellgrünen Blättern, wirkte es in Farbe noch frühlingshaft frisch, bekommt der „Tunnel“ in der sw-Bearbeitung etwas Geheimnisvolles.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Sven Ring:

Eine Platanenallee in vollem Laub ist in dieser Schwarz-Weiss-Aufnahme zu sehen. der Blick führt offenbar leicht nach schräg oben in die Kronen der Bäume; durch diese bricht das Licht in gleissenden Ausbrennungen in der Aufnahme nur punktweise herein, das Blätterdach ist relativ dicht und zeigt ein Muster aus Grauwerten. Darunter sind die Stämme der Bäume in der Allee zu erkennen und in der Tiefe des Bildes der Tunnel, den sie bilden.

Diese Aufnahme greift ein einfaches Motiv aus dem Alltag auf, das Dir unterwegs aufgefallen ist – ich würde sie deshalb nicht de Landschaftsfotografie zuordnen, sondern mehr als Schnappschuss bezeichnen, ohne dass das abwertend wirken soll:

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Strassenszene: Versteckte grafische Schätze

Stadtlandschaften bieten viele versteckte Schätze: Fassadenausschnitte, Winkel und Kontraste – oder auch mal bunter Müll auf einer Litfasssäule.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Nils Waldow).

Kommentar des Fotografen:

Haben Sie sich schon mal gefragt,was sich alles auf Litfaßsäulen befindet? Nein? Ich bevor ich dieses Motiv sah auch nicht.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Nils Waldow:

Wir blicken in dieser Farbaufnahme von schräg oben auf etwas, was wir erst auf den zweiten Blick als Litfasssäule erkennen: Ihr Dach, das die gesamte rechte Bildhälfte aussmacht, ist bestreut mit Müll und bunten Dingen aus dem Alltag, die in wildem Durcheinander schon fast wieder ein Farbmuster bilden. Darunter ist eine Rasenfläche und ein Plattenweg zu erkennen, an dem eine kleine, grüne Mülltonne steht.

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Elliott Erwitt: Ernsthaft unernst

Von Elliott Erwitt wissen wir, dass er ernsthaft nicht ernst sein will. Ebenso unernst sind seine Fotografien – mal mehr, mal weniger.

[textad]Elliott Erwitt: New York, USA, 2000 © Elliott Erwitt/Magnum Photos

Magnum-Fotograf Elliott Erwitt hat in seiner langen Karriere neben der Reportagefotografie auch die Werbe- und Modefotografie geprägt. Weiterlesen

Naturbild: Jackson Pollocks Bäume

Abstrakte Fabrspritzer oder faszinierende Makro-Botanik? Der Versuch, das Motiv zu entschlüsseln, wird durch Perspektive und Offenblende erschwert und schafft so ein gelungenes Verwirrspiel.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Tobias Senger).

Kommentar des Fotografen:

Als der Winter endlich auf dem Rückzug war und die ersten Sonnenstrahlen den noch entlaubten Wald umstrahlten, habe ich mich auf den Weg gemacht und dabei eine Baumgruppe mit roter Rinde entdeckt. Es schien, als ob die Bäume passend zum Frühlung in neue Schale werfen wollten und dazu die alte Schale abwerfen wollten. Das Foto entstand mit der Kamera direkt am Stamm in Richtung Baumkrone gerichtet. In Lightroom habe ich die Farben und Lichter noch etwas nachbearbeitet.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Tobias Senger:

Beim ersten Blick auf das Bild dachte ich, der Fotograf hätte Farbspritzer fotografiert, ähnlich wie expressionistische Maler Jackson Pollock mit seinem „Action Painting“.

Erst bei genauerer Betrachtung fiel mir auf, dass das Rötliche auf dem Foto keine Farbkleckse sein können, sondern eher an einer Art Baum zu hängen scheinen. Damit war eine Frage beantwortet, aber mehrere neue taten sich auf: Warum schält sich ein Baum? Welche Bäume haben so eine rote Rinde? Wo kann man so etwas entdecken?

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Blumenbild: Verborgener Blick

Noch eine raffinierte Art, Blumenbilder zu machen: Der Blick ins Unsichtbare, das Subjekt als Entdeckung, macht Banales spannend.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Becker).

Kommentar des Fotografen:

…blühen, im Verborgenen. Die ersten Frühlingsboten unter einer blühenden Azalee

Peter Sennhauser meint zum Bild von Michael Becker:

Ein Paar Osterglocken sind in dieser Farbfotografie im Halblicht der Sonnenstrahlen zu sehen, welche zwischen dem Bewuchs eines Gartens hindurch scheint. In der unmittelbaren Vordergrund-Unschärfe sind die violetten Blütenblätter einer Azalee mehr zu erahnen als zu sehen. Sie bildenen einen Rahmen um die gelben Osterglocken, die deutlich ausserhalb des Bildzentrums oben links angeordnet sind.

Es gibt unzählige Arten, wie man Blumen spannend fotografieren kann. Leider ist ihre natürliche Anmut meistens so vereinnahmend, dass die wenigsten Fotografinnen und Fotografen auf die Idee kommen, die Umgebung einzubeziehen oder einen frischen Blickwinkel zu wagen.

Du hast hier eine besonders raffinierte Methode gewählt, welche aus der hinlänglich bekannten Osterglocke eine Entdeckung macht:

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Dokumentation: Der Vordergrund fehlt

Auch bei einem dokumentarischen Foto macht der Vordergrund das Bild spannender.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jürgen Beckmann).

Kommentar des Fotografen:

Abbruch des grossen Ausflugsrestaurants auf dem Drachenfels bei Bonn. Da ich wusste, das die Arbeiten gerade im Gang waren und ich ein paar Tage frei hatte, bin ich mal hingefahren, um ein paar Bilder zu machen. Das Wetter war nicht wirklich gut, aber dafür gab es ein paar tief hängende Wolken und eine schöne Lufttperspektive im Hintergrund. Es sollte natürlich nicht nur ein dokumentarisches Bild werden sondern auch ein interessantes Bild mit klarem Aufbau. Die Frage ist, ob das so gelungen ist.

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Jürgen Beckmann:

Ein Gebäude auf einem Felsen wird abgerissen, im Hintergrund schimmert ein Fluss. Das Bild vermittelt eine ruhige Atmosphäre. Vor allem aufgrund der monotonen Farbgebung – aber auch weil im Bild nichts passiert:

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Konzeptbild: Nur Licht am Ende des Tunnels

Ein spannendes Bildkonzept reicht noch nicht ganz für eine richtig gute Fotografie: Ohne inhaltliches Thema fehlt etwas.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Alexander Rieber).

Kommentar des Fotografen:

Ist eine Bahnunterführung. Wurde Tagsüber aufgenommen, als das Licht von vorne stark zu sehen war, und ich habe solange gewartet, bis eine Frau vorbeikam und auf die andere Seite ins Licht reinlief. Minimal bearbeitet, damit ich diese Stimmung ins Bild setzen konnte.

Profi Stuart Schwartz meint zum Bild von Alexander Rieber:

Ein Korridor im Gegenlicht, vielleicht eine Unterführung oder der Zugang zu einem Stadion. Wir blicken aus der Dunkelheit und einer starken Vignettierung ins Licht. Die Wände und der Boden sind gekachelt, die Decke zieht sich in den Fluchtpunkt im Bildzentrum mit zwei Reihen quer hängender Leuchtstoffröhren.

Die Perspektive und die Brennweite arbeiten Dir hier in die Hände:

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Architektur: Spiegelphilosophie

Vor allem moderne Gebäude mit ihren hohen Glasanteilen ermöglichen faszinierende Spielereien mit Spiegelungen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thomas Deuer).

Kommentar des Fotografen:

Reflexion und Politik. Mich faszinieren Verfremdungen, andere Sichtweisen, Überraschungen und letztendlich das, was an Kopfkino dabei resultiert. Die drei verschiedenen Ebenen faszinierten mich, die ich in diesem Foto versucht habe einzufangen. Wo hört das Rückwärtige auf und fängt das Vordergründige an?! Dieses Bild entstand mit einem Neutralfilter (8) bei Blende 20 und 2,5 Sekunden. Mit PS etwas entzerrt, Kontrast geringfügig erhöht und beschnitten.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Thomas Deuer:

Das Kanzleramt in Berlin präsentiert sich in dieser Farbfotografie aus einem vermeintlich statischen Blickwinkel – frontal aus einer der Lücken zwischen der Kette von Bauten. Unter dem auf hohen Säulen stehenden Dach zwischen den Gebäuden allerdings erstreckt sich ein Gang mit gewienertem Boden, hinter dem Gebäude scheint sich ein Lichthof zu öffnen, der da eigentlich nicht sein kann; im blauen, mit kleinen Wölken duchsetzten Himmel schimmern wie in einer Überblendung weitere Fassadenteile durch, die in den Fluchtpunkt hinaus verlaufen. Erst nach eingiebiger Betrachtung wird klar, dass die Aufnahme die Spiegelung ind er Glasfassade eines der Gebäude zeigt.

Spiegelungen vermischen in der Fotografie Realität und Abbild viel „wirksamer“ als im Leben, weil sie dem Betrachter keinen Ausweg und keine Umgehung der Spiegelung erlauben.

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Grün: Perspektive total

Spielereien mit ungewohnten Perspektiven lohnen sich fast immer. Meistens muss dazu nur eine ohnehin erzwungene Blickrichtung etwas gesteigert werden.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jürgen Ilg).

Kommentar des Fotografen:

Windrad mit Kornfeld

Peter Sennhauser meint zum Bild von Jürgen Ilg:

Ein Meer von grünen Kornähren erstreckt sich in dieser hochkant-Farbaufnahme vom direkten Vordergrund breitenfüllend bis in etwa das erste Fünftel der Aufnahme nach oben: Wir blicken von unten, aus dem Kornfeld mit den Ähren etwas über Augenhöhe, nach oben zu einer Windturbine.

Deren drei Blätter sind durch die Langzeitaufnahme verwischt. Im direkten Vordergrund schiebt sich eine Ähre von links unten ins Bild, zwei weitere, in der Bildmitte und rechts, scheinen durch Ihre Nähe zur Kamera ebenfalls höher zu ragen.

Diese einfache, unspektakuläre Aufnahme zeigt, was starke Linien bewirken können:

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