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Libellenporträt: Keine Amputationen

Mit dem Teleobjektiv lässt sich bisweilen statt Fernes auch Kleines ganz leidlich fotografieren. Wenn man allerdings in der Makro-Fotografie unterwegs ist, sollte man auch den kleinen Tieren keine Körperteile abschneiden.

Makrofotografie einer Libelle an einem Blatt

250/s bei F/3.5 auf 200mm mit 320 ISO. Canon EOS 6D mit EF70-200mm f/2.8

Lars Bewersdorff aus Hannover schreibt zu dieser Fotografie:
auf meinem Balkon, freihand

Wir bitten um einen Kommentar zum Bild, weil wir gerne einen Haufen Fragen zur Aufnahme ausräumen, die sich nicht mehr stellen, wenn man die Umstände und die Absicht kennt. Hier zum Beispiel wäre es gut zu wissen, wie der Gesamtausschnitt der Fotografie aussah und was genau die Absicht des Bildes ist.

Wir sehen in dieser Farbfotografie eine gestochen scharf abgelichtete Libelle unten an einem grünen Blattstengel. Sie hält sich mit den Beinen an dem Stil fest und hängt vertikal nach unten; Der Fokus liegt mit sehr geringer Schärfentiefe genau auf dem Tier, hinter dem sich das Blatt der Pflanze in der Unschärfe nach unten krümmt. Der Hinterleib der Libelle ragt aus dem Rahmen der Aufnahme. Die vier Flügel stehen im rechten Winkel vom Rumpf des Tieres gegen vorne und hinten in den Unschärfebereich hinein.

In technischer Hinsicht eine perfekte Aufnahme: Weiterlesen

Foto-Abstraktion in Eis: Ein Gesicht in blau

Im Fotostudio lassen sich mit Fantasie und Ideen Abstraktionen kreieren, an deren Perfektionierung man bestens arbeiten kann.

Eis-Abstraktions-Fotografie

Gegenstand im Eis. NIKON D7000, 1/160s bei Blende 5.6 mit 105mm Brennweite und ISO 100 © Emil Licht

Emil Licht aus Sassenburg: Im dunklen Februar habe ich mit Gegenständen in Eis experimentiert, um nicht vor die Tür zu müssen.

Die Eisblöcke wurden mit 2 Blitzen und Farbfolie ausgeleuchtet.  Bei diesem Bild gefällt mir im Nachhinein das schemenhafte Gesicht oder
besser die Fratze in der unteren linken Bildhälfte.

Abstrakte Fotografie bietet den Vorteil, dass jede Betrachterin für sich entdecken kann, was sie will. Und jeder Betrachter, was ihm passt. Jedenfalls, wenn es in der Abstraktion etwas zu sehen gibt.

In dieser Farbfotografie sehen wir einen Gegenstand in blau, der sich von links unten nach rechts oben in einer durchsichtigen Masse zu befinden scheint. Dabei fällt auf, dass nicht nur Tiefen-Unschärfe für die räumliche Wirkung verantwortlich zu sein scheint.

Hättest Du hier einfach nur eine zerknüllte Folie – dafür halte ich das Objekt – im Studio fotografiert, dann hätte das wohl auch ein interessantes, aber nicht ein so fesselndes Bild ergeben. Ich glaube, der Trick mit dem Eis besteht genau darin, dass es zwar durchsichtig ist, Du aber damit eine zweite Schicht der Schärfentiefen-Steuerung, oder vielmehr einer Art Schärfentiefe-Zufall, in das Motiv einbaust.

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Blumenfoto: Tulpen Isolieren

Blumen sind das meistfotografierte Objekt, denn sie sind schön anzusehen und halten still. Trotzdem verlangen sie den Fotografen einiges ab. Am besten wirken sie, wenn man die Blüten gegen einen Hintergrund „freistellt“.

Tulpenfotografie

Canon PowerShot G11, 1/320s bei Blende f/4 mit 10mm Brennweite und ISO 80

Andrea Wolf aus Hamburg: Ich liebe einfache Motive. Das vorliegende ist eher ein Zufallsprodukt. Ich liebe auch Tulpen und bin von dem Ergebnis überzeugt. Technisch lag hier keine Absicht vor (Zuwenig Know-how). Freue mich dennoch über eine Kritik!

Absicht steckt eigentlich hinter den meisten Blumen-Fotografien, und das Know-How kann man erwerben – so schlecht ist Dein Einstig nicht. Allein der Umstand, dass Du Dich auf die Höhe der Blüten herabgelassen uns sie nicht von oben herab fotografiert hast zeigt, dass Du Dir sehr wohl etwas überlegt hast! Weiterlesen

Im „Netz“: Der Teppichweber

Allein schon der Fokus kann aus einem vorhersagbaren Bild etwas vollständig anderes, einen „Hingucker“, machen.

Ausgangsfoto

Ausgangsfoto

Unser Leser Bernd Plumhof aus dem rheinland-pfälzischen Gutweiler hat uns das obige Bild unter dem Titel „Teppichweber” in der Kategorie ‚Schnappschuss‘ zur Besprechung eingereicht.

Beim Spaziergang durch Mahdias Gassen (Tunesien) betrat ich eine der Webstuben und habe mich bei der Aufnahme diesmal auf die Fäden konzentriert. Ein Bild der Ruhe, trotzdem gehen die Augen hin und her, suchen das verschwommene Gesicht und kehren immer wieder zu den weißen Baumwollfäden zurück … Leica Digilux2 mit Festobjektiv; 22,5 (KB 45 mm); 1/60 s.; Blende 2,8; ISO 400.

Anderen Leuten beim Arbeiten zuzusehen, besonders, wenn das, was sie tun, nicht in den heimischen Kulturkreis paßt, ist immer faszinierend. Heimischen Töpfern oder Glasbläsern könnte ich stundenlang zuschauen, genauso wie Straßenverkäufern in Mexiko beispielsweise, die von Hand Tacos pressen. Dieses Foto hast Du von einem Teppichweber gemacht, und das hätte ein ganz banaler Urlaubsschnappschuß sein können, wenn da nicht die Art der Aufnahme wäre. Weiterlesen

Schneckenfoto: (Zu) nah dran

Manchmal ist man nicht nah genug am Objekt, weil man nicht näher herangehen kann: Das Problem heisst «Naheinstellgrenze». Dieses originelle Schneckenbild zeigt das auf.

Schnecke auf einer Strasse

© Rolf Steinemann – 250/s bei f/8 und ISO 200, Nikon D5000, 18-200 3.5-5.6

Rolf Steinemann aus Neuhausen schreibt zu diesem Bild:

Letzen Sonntag bei einem leichten Regenschauer habe ich dieses Bild festgehalten. Es wurde noch nicht bearbeitet, um unterschiedliche Resultate zu diskutieren. Persönlich würde es mir ein Hintergrund mit mehr Unschärfe besser gefallen. Zusätzlich einen Schnitt „vorne, links“ um den weiteren Weg „grösser“, resp. imposanter wirken zu lassen. Durch das triste Wetter wäre evt. S/W auch prüfenswert. Evt. gibt aus auch noch spannendere Alternativen.

In dieser Farbfotografie sehen wir eine Weinbergschnecke, die auf einer verregneten Landstrasse in Richtung der Kamera kriecht. Den Vordergrund macht bis zur vertikalen Bildmitte die regennasse Teerfläche der Strasse. des Spiegelnden Himmels wegen ist sie zu grössten Teilen sehr hell bis fast weiss. Die Schnecke ist in der Komposition im Goldenen Schnitt/im Drittel von links angeordnet.

Da hattest Du eine witzige Bildidee: Eine Schnecke, die scheinbar zielstrebig auf einer (viel zu breiten Strasse) unterwegs ist. Die Bildkomposition ist in den wesentlichen Punkten in Ordnung, vor allem die Platzierung der Schnecke ist stimmig. Weiterlesen

Naturfotografie mit Unschärfe: Steh zu Deinem Plan

Wenn hinter einem Bild eine Idee steht, muss die möglichst konsequent umgesetzt werden. Das gilt vor allem beim Einsatz von so starken Werkzeugen wie der Schärfentiefe.

Wasserfall, © Hanspeter Lang

Wasserfall, © Hanspeter Lang

Dieser kleine Wasserfall wurde sicher schon 1000fach fotografiert, und ich versuchte, eine neue Variante zu finden. Ich habe auf den Vordergrund scharf gestellt und bei Blende 2,8 den Wasserfall unscharf gelassen. Vom Stativ Belichtungszeit 10sec. Kamera Olympus OM-D EM5 MII, Objektiv Olympus 12-40 Pro. Hanspeter Lang

In dieser hochformatigen Farbfotografie ist zentral ein kleiner Wasserfall im Wald zu sehen, umgeben von viel grünem Unterholz. Im Vordergrund links holen die sternförmige Blüte und die nassen Blätter einer Bärlauchpflanze den Betrachter ab. Den rechten Vordergrund macht eine zweite kleine Bodenpflanze aus. Das fallende Wasser ist mit einer Langzeitbelichtung und der resultierenden Bewegungsunschärfe weichgezeichnet. Erst bei genauem Hinsehen erkennt man in der höheren Auflösung, dass auch die Felsen des Wasserfalls und der restliche Hintergrund in leichter Unschärfe verschwimmen.

Unscharf, ganz bewusst

Schärfentiefe: In meinen Augen das Gestaltungsmittel, das selbst mittelmässige Fotografien am sichersten «professionell» wirken lässt (weswegen wir hier ein fünfteiliges Tutorial Schärfentiefe publiziert haben). Aus dem einfachen Grund, dass sie sich nur mit sehr gutem Equipment so begrenzen lässt, dass man starke Effekte erhält. Weiterlesen

Bildkritik Rosenmandala: Das Runde im Eckigen

Quadratische Bilder verlangen ganz besondere Aufmerksamkeit. In diesem Fall wirkt die runde Rosenblüte etwas eingequetscht. Mehr „Luft“ und das „richtige“ Vorgehen können das Bild verbessern.

Rose, Blume, Blüte

Canon 7D, 70 mm, f/2.8, ISO 100, 1/250 sek. – (c) Claire Sieverts

Es war ein diesiger Tag vor beinahe einem Jahr, doch ohne Regen und nur ein paar Wolken am Himmel. Als es Abend wurde, spazierte ich umher und sah diese wunderschöne Rose. Da meine Kamera immer griffbereit ist, machte ich dieses Foto. Anfänglich wusste ich nicht so recht weiter mit meinem Foto, bis ich diesen inneren Teil entdeckte und versuchte ihn mit Hilfe einer leichten Vignette und einem Quadratbeschnitt hervorzuheben, weil dadurch das Runde betont wird.

Eigentlich bin ich nicht so der Blumen-Fotograf. Ich habe mir dein Bild aber trotzdem für die Bildkritik herausgepickt, da ich vor 2 Jahren ein sehr ähnliches Bild als Fingerübung gemacht habe und das als Vergleich heranziehen kann.

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Digitale Lochkamera: Tipps für Einsteiger

Eine Lochkamera zu bauen, ist nicht nur ein beliebtes Projekt für Schüler, weil es ja eigentlich nur einer Kiste mit Loch bedarf, ausgerüstet mit lichtempfindlichen Material. Es gibt auch eine ganze Sparte von Fotografen, die Lochkamerafotografie regelrecht als Kult betreibt.

Eggs & Spoons
Enthusiasten arbeiten mit allen möglichen Kameramodellen, von selbstgemachten Kisten- und Röhrenkameras bis zu edel verarbeiteten Holzmodellen (etwa die der Firma Zero, http://www.zeroimage.com).

(Links: http://www.pinhole.org, http://www.pinholeday.org, http://die-lochkamera.de)

Ich selbst bin vor Jahren auf die digitale Variante der Lochkamerafotografie gestoßen, habe aber erst vor kurzem wieder angefangen, mich damit zu beschäftigen. Denn jeder, der eine (digitale) Spiegelreflexkamera besitzt, kann diese ohne weiteres zur Lochkamera machen (Anleitungen sind überall im Internet zu finden): Weiterlesen

Lichterkreise im Hintergrund: Bokeh – so wirds gemacht


Bokeh scheint der neue Trend in der Fotografie zu sein. Aber was ist das überhaupt? Hier eine Anleitung, wie man einfach schöne Bokeh-Fotos machen kann.

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Der Ausdruck Bokeh kommt vom japanischen ぼけ boke und bedeuteut „unscharf, verschwommen“. In der Fotografie wird der Begriff verwendet, um einen ganz spezifischen Look zu beschreiben, den Unschärfebereiche im Bild vermitteln können. Um ein Objekt vom Hintergrund optisch zu trennen, wird mit einer bestimmten Tiefenunschärfe gearbeitet. Das heisst, der Bereich, der scharf abgebildet wird, ist sehr gering und der Hinter- oder Vordergrund liegt stark in der Unschärfe. Die Schärfentiefe ist abhängig von der Blendenöffnung – je grösser die Blende (kleine Blendenzahl, z.B. f/1,4), umso kleiner der Bereich, der scharf abgebildet wird. Schliesst man die Blende (grosse Zahl, z.B. f/22), ist das abgebildete Objekt von vorne bis hinten scharf. Da das Schärfeverhalten jedes Objektivs anders ist, gibt es Objektive, die sich besser eignen für Bokeh-Fotos als andere.

Schöne Bokeh-Fotos zu machen ist ganz einfach

  • Am besten eignen sich Objektive mit einer festen Brennweite, zu empfehlen ist beispielsweise ein Portraitobjektiv mit 85mm Brennweite. Das Objektiv sollte möglich lichtstark sein, also über eine grosse Blendenöffnung verfügen, beispielsweise f/1,4 oder f/2,8.

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Stilleben: Antik und schön

Ausgetretene Schuhe, verstaubte Töpfe, abgesessene Polster, verwittertes Holz… Antiquitäten eignen sich wunderbar als Fotosujets.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Harry Keller).

Kommentar des Fotografen:

Ganz gezielt bin ich mit meiner damals neuen 7D zu dem Ort gegangen, wo dieser Stuhl und diese Bank stehen. Ich sah sie bei einem Spaziergang einige Wochen zuvor und hatte ein Bild im Kopf, was ich auf den Sensor bannen wollte. Trotz der mir bewusten „Mängel“ (falsch sitzender Fokus, kompositorisch optimierungswürdig) – die ich heute hauptäschlich auf die neue „Hardware“ schiebe ;-) – mag ich das Bild sehr, da es meines Erachtens sehr gut die Stimmung ausdrückt, die dort vorherschte udn meinem „Bild im Kopf“ sehr nahe kommt.

Profi Barbara Hess meint zum Bild von Harry Keller:

Ausgetretene Schuhe, verstaubte Töpfe, abgesessene Polster, verwittertes Holz… alles Objekte, die sich wunderbar als Fotosujets eignen. Du bist gezielt nochmals dorthin, wo du diese Relikte aus alter Zeit gefunden hast, um sie mit deiner neuen Kamera festzuhalten. Antiquitäten haben uns immer etwas zu sagen, der Betrachter überlegt sich: welche Geschichte würde diese Bank uns wohl erzählen?

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