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Bergbach gegen Wiese: Gegensätze inszenieren

Landschaftsfotografie verlangt bewusste Komposition ohne vermeidbare Kompromisse. Eine laut ausgesprochene Bildbeschreibung vor dem Auslösen hilft, sich nicht ablenken zu lassen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Kurt Worni).

Kommentar des Fotografen:

Auf der Suche nach Kristallen tat sich unter mir plötzlich dieses Bild auf……ein kraftvoll schäumender und rauschender Bergbach mit wilder Natur links, eine frisch gemähte Wiese rechts (die Bergbauern sind leider grad gegangen), welche friedlich wartet, bis das Gras von der Sonne getrocknet wird!

Peter Sennhauser meint zum Bild von Kurt Worni:

Das hier ist ein Klassiker: Du hast zwei Dinge gesehen, die es Dir angetan haben und die Du als Gegensatz empfandest. Also hast Du die beiden Dinge fotografiert. Und noch ein bisschen Wald dazu, damit die Szenerie stimmt, und ein wenig Himmel, weil es doch eine Landschaftsaufnahme ist, etwas Vordergrund … und schon hast Du Dein Bild verwässert.

Das ist deswegen schade, weil Du im Kommentar ohne Umschweife auf den Punkt kommst. Wilder Bergbach, ruhige Wiese. Dem Betrachter aber servierst Du:

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Landschaftsfotografie mit Tiefe: Vorder- braucht Hintergrund

In der Landschaftsfotografie braucht ein Motiv im Vordergrund einen angemessenen Hintergrund; eins im Hintergrund braucht einen Vordergrund. Das ist simpel, aber gar nicht so einfach umzusetzen. Erfahrungen aus dem Death-Valley-Workshop.

Bildschichtung: Der Vordergrund muss vorne sein, aber nicht nah. (© Peter Sennhauser)

Bildschichtung: Der Vordergrund muss vorne sein, aber nicht nah. (© Peter Sennhauser)

„Wow. Sieht es dort wirklich so aus?“ – diese Frage, und den unterschwelligen oder gleich darauf folgenden Vorwurf, mit Photoshop „manipuliert“ zu haben, kennt jeder Landschaftsfotograf (besonders ärgern dürften sich darüber die Spezialisten, die mit Grossformatkamera und Film unterwegs sind).

Die Antwort lautet: Nein, „dort“ sieht es nicht so aus. Denn „dort“ liegt eine dreidimensionale Landschaft, und das Bild davon ist zweidimensional, was schon mal der erste und grösste Unterschied ist. Weitere, wie Perspektive, Komposition, Licht und Farbe, etc kommen hinzu – es sind künstlerische Gestaltungselemente.

Aber die fehlende Räumlichkeit ist der gravierendste Unterschied der Abbildung zur Realität, was schon die Renaissance-Maler (wieder-) entdeckt haben. Folglich erweckt die Kunst, in einer Fotografie Räumlichkeit zu simulieren, die grösste Wirkung beim Publikum. Mein erstes gelungenes Bild im Death Valley erfüllt die meisten Regeln der Landschaftsfotografie streng nach Lehrbuch:

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Landschaftsfotografie: Wenn Wolken über den Himmel rasen

Landschaftsfotografie ist eine behäbige, langsame Sache? Weit gefehlt. Wer seine Ausrüstung nicht im Griff und das Licht nicht im Auge hat, bleibt auf der Strecke. Erste Lektion des Death-Valley-Workshops.

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Mit Neutral-Verlaufs- und Polfilter kommt der Cottonwood-Kaktus um Death Valley vor romantischem Wildwesthimme gut. (© Peter Sennhauser)

Die Virga im südlichen Teil des Tals: Geschossen bei 800 ISO im letzten Licht. Ich hatte nicht mehr dran geglaubt. Das Lichtspiel entschädigt für das karge Motiv. (© Peter Sennhauser)

Die Virga im südlichen Teil des Tals: Geschossen bei 800 ISO im letzten Licht. Ich hatte nicht mehr dran geglaubt. Das Lichtspiel entschädigt für das karge Motiv. (© Peter Sennhauser)

Es war eine ernüchternde Erfahrung: Ich halte mich für einen ganz passablen Landschaftsfotografen, ich sehe Motive, und ich weiss einigermassen, wie ich sie inszenieren kann. Aber mit dem ersten Sonnenuntergang im Death Valley kamen leise Zweifel in mir auf, ob ich für diesen Typus der Fotografie schnell genug bin.

Schnell genug? Gary Hart, der Workshop-Leiter, hatte noch vor dem Shooting gesagt: „Ich bin Landschaftsfotograf. Ich fotografiere nichts, was sich bewegt.“ Und Don Smith, Profi-Sportfotograf seit dreissig Jahren und Garys Ko-Instruktor, hatte auf die Geduld verwiesen, die in der Landschaftsfotografie nötig sei. Wie kann man also für diese Art der Fotografie nicht schnell genug sein?

Oh, es ist ganz einfach:

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Feldblumen/Landschaft: Vorhang auf!

Landschaftsbilder vertragen einen Vordergrund. Naturaufnahmen machen sich gut mit einem Hintergrund. Wenn aber der Vordergrund den Hintergrund verdeckt, stimmt etwas nicht.


Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Robert Mosimann).

Kommentar des Fotografen:

Landschaft im Toggenburg CH, Landschaft im Streiflicht der Abendsonne, im August um 17 Uhr.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Robert Mosimann:

Mein erster Impuls, wenn ich dieses Bild ansehe? Die Arme ausstrecken und die Blumenwand teilen, um freien Blick auf die Berge zu kriegen. Damit ist klar:

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Spiegelsee: Gib mir eine Mitte

Landschaftsaufnahmen sind prädestiniert für Weitwinkelobjektive. Die sorgen für Weite, aber nicht für Tiefe: Darum muss sich der Fotograf mit der Komposition und entsprechender Schichtung selber kümmern.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Yves Dulex).

Kommentar des Fotografen:

Auf der Fahrt von Zürich nach Murmansk (3000km) fuhren wir plötzlich in Finnland an diesem spiegelglatten See vorbei. Nach einem abrupten Bremsmanöver hielt ich den faszinierenden Anblick mit zwei Fotos fest und erstellte in CS3 dann ein Panorama. Ich habe das Bild unzählige Male betrachtet und mittlerweile auch auf Leinwand aufgehängt, doch frage mich immer, wie dies ein Profi festgehalten hätte.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Yves Dulex:

Auf den ersten Blick ist das eine wundervolle Landschaftsaufnahme mit einer schönen Gewichtung nach links. Ich will Dir die Freude an dem Bild keinesfalls vergällen. Allerdings wirkt die Aufnahme in der kleinen Vorschau unseres Auswahl-Tools deutlich besser als in der Vollansicht, wogegen sie in wandfüllendem Grossformat ebenfalls wieder ganz neue Qualität erreichen dürfte. Zweifellos ein gelungenes Panorama – und trotzdem fehlt mir bei genauerer Betrachtung einiges, das es hätte grossartig machen können:

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Schärfentiefe: Grundlagen beachten

Bevor du im Bestreben, dich mit deiner Kamera auszudrücken, zu kreativ wirst, konzentriere dich auf die fotografischen Grundlagen. Das hilft dir dabei, deine Vision besser auszudrücken.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Edwin Wipfli).

Kommentar des Fotografen:

Ich wollte hier nicht einfach die Blüten und Zweige ablichten, sondern durch die verschiedenen Schärfen eine Art 3D-Effekt erreichen und so mehr auf Ästhetik als auf die pure Ablichtung der Pflanze abzielen.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Edwin Wipfli:

Es ist selbstverständlich, dass jeder Fotograf seine eigenen Präferenzen hat, was die Wahl des Motivs und der Beleuchtung angeht. Die meisten erfahrenen Fotografen können aber je nach Bedarf eine banale, bezüglich der Beleuchtung nicht gerade aufregende Szene, in ein visuell beeindruckendes Foto verwandeln. Pressefotografen werden am häufigsten mit solchen Herausforderungen konfrontiert:

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Nebelmeer: Unsichtbares Motiv

Ein Foto muss die Hauptaussage für den Betrachter in den Vordergrund rücken und sollte sie nicht verstecken.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Lukas Messmer).

Kommentar des Fotografen:

In der Schweiz, im Zürcher Oberland, liegt der Bachtel. Auf einer Höhe von 1115 Metern über Meer hat man im Herbst einen wunderschönen Blick auf die Alpen und das darunterliegende Nebelmeer. Als die zwei Spaziergänger durchs Motiv spazierten, drückte ich schnell ab. Die Farben bringen die Stimmung an diesem Abend schön rüber…

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Lukas Messmer:

Ich kann Deine Begeisterung, die im Text durchklingt, sehr gut verstehen. Dieser Moment hat etwas Faszinierendes. Das Licht ist wunderschön, die Spaziergänger laufen freiwilllig als Vordergrund durch das Bild und der Nebel füllt das gigantische Tal vollständig mit einem Meer. Und ausserdem knirscht der Schnee unter den Füßen und die Hände werden kalt beim Fotografieren.

Leider kann ich das alles nicht wirklich auf dem Foto sehen.

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Morgenschwimmer: Ruhe ohne Pol

Landschafts- oder Szenenfotografie? Es zahlt sich nicht immer aus, eigentlich unerwünschte Elemente ins Bild einzubeziehen: Dabei geht der Fokus der Bildgestaltung schnell verloren.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Franziska Zuber).

Kommentar des Fotografen:

Älteres Paar, das ich am frühen Morgen beim Schwimmen „erwischt“ habe. Das Foto ist im Oktober an der Ostsee entstanden.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Franziska Zuber:

Zwei ältere Schwimmer am frühen Morgen also. Ja, wenn man genau hinguckt, erkennt man zwei Personen im Wasser. Ich wette allerdings darauf, dass das nicht das war, was Du Dir ursprünglich zu fotografieren vorgenommen hattest:

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Stromschafe: Das Bild sehen

Großartige Fotos kommen nicht von ungefähr. Trifft man auf ein Szene mit großem fotografischen Potential, so kann es schwierig sein, die vorhandenen Elemente so einzufangen, dass man „das Foto“ macht.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Kai Brinkmann).

Kommentar des Fotografen:

STROM UND SCHAF Das brave Wolltier wird aufs Finsterste von der Großindustrie überschattet. Zu sehen sind der Schattenwurf und Leitungen der riesigen Strommasten an der Elbe bei Hetlingen.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Kai Brinkmann:

Alles war an Ort und Stelle, um von dem Fotografen zu einer visuell interessanten, farbintensiven Komposition geformt zu werden, die mit Formen und Perspektiven gefüllt ist. Ich glaube jedoch, wir haben hier den Fall, dass der Fotograf zu schnell aufgegeben hat, um ein großartiges Bild aus einer Situation mit großem Potential zu machen:

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Licht und Farbe: Ohne Aufbau gehts nicht

Auch wenn das Licht fantastisch ist, darf der Fotograf die Komposition eines Bildes nicht aus den Augen lassen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht - © Marc Hauser: Regatta kurz vor dem Abbruch

Kommentar des Fotografen:

Regatta kurz vor dem Abbruch.

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Marc Hauser:

Ich verstehe den Titel mal als Ironie – denn eine Regatta kann ich vielleicht unter der Lupe erkennen, aber nicht im Foto.

Egal. Das Licht ist fantastisch:

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