Die richtige Perspektive im Alltag

Ein weiteres Beispiel für den „richtigen Blick“: Matt Stuart zeigt, dass selbst die unspektakulärsten Alltagssituationen genaues Hinsehen verlangen. Mit teils verblüffenden Ergebnissen.

Was er tut, haben schon unzählige Fotografen vor ihm getan: Den Alltag im Bild festhalten, Allerwelts-Szenerien dokumentieren und das Leben in der Fotografie konservieren.

Nur – was uns Matt Stuart in seinen Arbeiten auf seiner Webseite präsentiert, könnte ein Paradebeispiel dafür sein, was einen guten Fotografen ausmacht: Die richtige Perspektive zu finden und im richtigen Moment den Auslöser zu drücken.

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Noch mehr Vordergrund!

Der Vordergrund kann Hilfsmittel sein oder im Zentrum der Aufnahme stehen – was wohl der Erwartung entspricht. Ein bewusster Bruch dieser Erwartung kann sehr effektvoll sein.

Teil I: Mehr Vordergrund

„Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, warst Du nicht nah genug“, soll Robert Capa gesagt haben. Aber wie nah ist denn nah genug? Seit ich endlich begriffen habe, dass der Vordergrund eine Rolle spielt, auch wenn er eben eigentlich keine spielt, habe ich verschiedene Extreme ausprobiert.

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Halloween: Familie im Kürbisfeld. Half Moon Bay, CA, 2006 (© PS)

Nichts davon ist revolutionär – das sind einfache, etwas überspitzte Grundtechniken der Bildgestaltung. Aber ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie viel Überwindung es jedes Mal braucht, die Trampelpfade der Urlaubs-Bildgestaltung zu verlassen und ein kleines bisschen extremer zu werden. Dabei sprechen die Resultate meist für sich:

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Mister Pilswampe trifft Männerballett

Den Ruhrpott der achtziger Jahre hat Reinhard Krause fotografiert. Die Negative entdeckte er in einem Umzugskarton wieder. Jetzt sind die Bilder im neuen „Zeitzeugen“-Portal von Spiegel Online zu sehen.


Reinhard Krause: Gewinner der Wahl zum Mister Pilswampe, Essen-Rüttenscheid

„Wo bleibt denn da die Freude“ – so heißt Krauses Album mit den Bildern aus verflossenen Schwarz-Weiß-Zeiten.
Es sind Erinnerungen, die zu Zeitgeschichte geworden sind. Neben Mister Pilswampe versammeln sich hier Männer-Ballette, krabbelnde Striptease-Tänzerinnen und dösende Bierleichen, schrille Michael-Jackson-Imitatoren und rollschuhfahrende Rentner.

Reinhard Krause schreibt dazu:

Erinnerungen an eine bestimmte Zeit kommen wohl immer periodisch, und immer wieder erinnern sich Menschen, die zusammen groß geworden sind, gemeinsam ihrer Jugend.

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Photoshop hilft bei Fahndung nach Kinderpornograph

Ein unsachgemässer Umgang mit Computern und Software ist meist ein Ärgernis. In diesem Fall allerdings hilft er Interpol bei der Fahndung nach einem mutmasslichen Kinderschänder.

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Laut einer Meldung der AFP liess Interpol verlauten, Bilder dieses Mannes bei sexuellen Handlungen mit Kindern seien seit Jahren im Internet im Umlauf, häufig mit dem Photoshop-Effekt „twirl“ unkenntlich gemacht. Jetzt hat ihn die Behörde enttarnt:

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Keine entoptischen Phänomene

Der Texaner William Hundley lässt in seinen Bildern seltsame Stoffobjekte schweben. Der Effekt hat ihm viel Publizität und einige bemerkenswerte Bilder beschert.

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„Meteor“. Aus der Serie „Eastside“ (© William Hundley)

Entoptische Phänomene sind optische Täuschungen, die im Auge des Betroffenen auftreten und nicht auf äussere Einflüsse zurückzuführen sind. „Entoptic Phenomena“ ist ausserdem die jüngste Serie von William Hundleys Tuchknollen-Fotos. Man könnte es als eine Masche bezeichnen, aber der Künstler aus Austin, Texas, lotet die Möglichkeiten seiner Idee jedenfalls konsequent aus: Er lässt überall eigenartige Stoffgebilde in seinen Bildern auftauchen, die mal zu schweben, mal zu fallen scheinen.

Hundleys Trick:

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Scharfstellen oder Live-Bild?

„Live-View“ haben mittlerweile einige digitale Spiegelreflexkameras. Doch während das Monitorbild bei manchen durchaus brauchbar ist, verursacht es bei anderen nur Verdruss. Wo liegen die Unterschiede?

E-330-LiveView-modeA

„Mode A“ der Olympus E-330 benutzt einen zweiten Sensor im Sucher, um ein Monitorbild zu gewinnen. Infolge des trickreichen, doch aufwendigen Strahlengangs sind Sucher und Sensor nicht besonders hell (Bild: Olympus)

Es ist schon eine komische Angelegenheit mit so manchen Herstellern: wenn man sie fragt, warum ihre Geräte eine bestimmte Funktion nicht bieten, heißt es nicht etwa ehrlich „weil wir das bislang technisch nicht können“, sondern „so etwas braucht kein Mensch“ oder „ein anständiger Fotograf will so etwas nicht“.

Ein derartiges Feature ist die bei DSLRs mittlerweile „Live-View“ getaufte Funktion, die jede Billig-Digitalknipse bietet: Ein Vorschaubild auf dem Monitor, so dass man nicht gezwungen ist, durch den Sucher zu schauen. Manche dieser Einfach-Kameras haben den Sucher deshalb auch ganz abgeschafft: Der Monitor kann zwar nicht dieselbe Bildqualität liefern, ist aber technisch viel einfacher zu handhaben und wird von vielen insbesondere Gelegenheitsfotografen schlichtweg als bequemer empfunden.

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Die unerträglich schönen Bilder von Chris Jordan

Hässliche Bilder will niemand sehen, meint der amerikanische Fotograf Chris Jordan. Deshalb will er schöne Bilder schaffen. Unerträglich schöne Bilder – von den Hinterlassenschaften der amerikanischen Konsumgesellschaft.


Chris Jordan: E-waste, New Orleans 2005, 44 x 57 inches

„Intolerable Beauty“ – unerträgliche Schönheit – nennt Chris Jordan seine fotografische Serie aus den Jahren 2003 bis 2005. Es sind Fotos von den Endstationen verbrauchter Konsumgüter, wo alte Handys, Zigarettenkippen oder Autos sauber sortiert und schön fotografiert beeindruckende Muster ergeben. „Schönheit ist ein kraftvolles und effektives Werkzeug dafür, die Betrachter auf ein ungemütliches Terrain zu führen“, sagt Chris Jordan. Mit dieser List hofft er, Aufmerksamkeit für die tiefere, seine Botschaft zu bekommen. Er hat ein schönes Bild dafür: Es sei, wie wenn einer einen Zettel unter der Tür hindurchschiebt. Darauf würde stehen – wir haben es längst erraten: Die Auswirkungen des massenhaften Konsums zerstören unsere Umwelt.

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Infrarot-Fernauslöser für alle

Einfachere digitale Spiegelreflexkameras von Canon, Nikon, Fuji und andern haben ihn, teurere Modelle häufig nicht: Einen kabellosen Infrarot-Auslöser. Die koreanische Seculine schafft mit dem „Twin1“-Adapter Abhilfe.

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Der Umstieg von meiner heissgeliebten Nikon D70 auf die D200 war durchwegs ein erfreuliches Upgrade – einfach alles ist besser an der D200. Nun – fast alles.

Bald nämlich musste ich feststellen, dass die D200 nicht über einen Infrarot-Fernauslöser verfügt. Der war zwar selten zum Einsatz gekommen, hatte sich aber für diverse Experimente und Tierfotografie bezahlt gemacht (statt des original Nikon-Auslösers hatte ich mir eine billig-Fernsteuerung für ein paar Dollar aus Hongkong gekauft).

Die automatische Serien-Zeitschaltung der D200 hilft über manches hinweg, aber statt beispielsweise alle drei Sekunden möchte man ja auch mal ganz gezielt im richtigen Moment ein Bild auslösen, etwa wenn der Waschbär unmittelbar vor der Linse den Köder abholt (Foto mangels Fernauslösung nicht verfügbar…). Der „Twin1“ von Seculine könnte diesen Job übernehmen.

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Der große Eugène Atget

Der französische Fotograf Eugène Atget war einer der Wegbereiter der Moderne. Eine Retrospektive im Berliner Martin-Gropius-Bau würdigt nun sein Werk – zu sehen bis Anfang Januar 2008.


Eugène Atget: Bis Januar in Berlin zu sehen

Vor 150 Jahren wurde Eugène Atget geboren – 1857 in einem Schlüsseljahr für die moderne Kunst: Das Erscheinen von Flauberts „Madame Bovary“ und Baudelaires „Blumen des Bösen“ gelten als Beginn der Moderne.

Einige der 350 Fotografien von Eugène Atget, die bis 6. Januar 2008 in Berlin – dem einzigen Deutschen Ausstellungsort der Retrospektive – zu sehen sind, hätten die französische Hauptstadt Paris seit ihrer Entstehung vor rund 100 Jahren noch nie verlassen.

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Mehr Vordergrund!

Langweiligen Bildern fehlt häufig nur eines: Tiefe. Die könnte ein wenig Vordergrund leicht schaffen.

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Eigentlich gibts hier nicht viel zu sehen: Ocean Beach in San Francisco, 30 Minuten nach Sonnenuntergang. Das wogende Gras und die Lichteffekte im Sand ziehen dennoch ins Bild hinein. (18/36mm, f/8, 1.1s bei ISO 400 – © PS)

Er schaffte es immer wieder: Die Bilder des jungen Pressefotografen der regionalen Tageszeitung, wo ich mein Volontariat absolvierte, waren niemals langweilig. Selbst wenn er eine politisch umstrittene Bauparzelle ablichten musste, er kam stets mit Aufnahmen an, die einen zweiten oder dritten Blick verlangten.

Weil ich es nicht selber rausfand, hatte er schliesslich ein Einsehen und verriet mir das Rezept:

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