Künstlerinnen-Porträt: Abbild eines Dialogs

Situationsporträts sind eine extreme Herausforderung, weil sie dem Modell auf weit mehr als einer Ebene gerecht werden müssen. Eine komplexe Aufgabe mit unzähligen Fallgruben.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Ulrich Brodde).

Kommentar des Fotografen:

Im September 2008 hatte ich Gelegenheit einer Künstlerin bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen, und ich durfte sie auch fotografieren. Sie arbeitete am Tonmodell einer Büste von Thor Heyerdahl. Die Konzentration der alten Dame (91), die völlige Hingabe an ihre Arbeit und ihre sensible Handhabung des Materials haben mich fasziniert. Bei diesem Foto habe ich versucht den inneren Dialog der Künstlerin mit ihrem Modell darzustellen sowie die durch ihre Hände entstehende Verbindung. Die schwarz/weiß-Version habe ich gewählt, damit Künstlerin und Büste im gleichen ‚Farb’ton zu sehen sind um somit die Verbindung zu betonen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Ulrich Brodde:

Auf den ersten Blick eine faszinierende Aufnahme mit vielschichtiger Intimität, der zur Perfektion leider einige Punkte fehlen:

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24 Stunden: Perspektiven

Tschita, Russland; berlin, Deutschland; Pukhet, Thailand; Langwies, Schweiz; Mertzon, TX, USA; Athen, Griechenland; Staatsmuseum Schleswig-Holstein, Deutschland. Klick für Vollansicht (Bilder Keystone)

Fotografie kann Dinge ganz anders zeigen, als wir gewohnt sind, sie zu sehen. Was Amateure sich immer wieder in erinnerung rufen müssen, haben Pressefotografen bald im Blut.

In der Rubrik „24 Stunden“ veröffentlichen wir die besten drei bis fünf Pressebilder aus den vergangenen 24 Stunden, ausgewählt nach rein fotografischen Kriterien.

[hide] Der russische Präsident Dmitri Medwedew anlässlich eines Besuchs am Hauptquartier des rusisch-sibirischen Militärdisktrikts in Tschita. Erinnert an eine grossartige Szene in Charlie Chaplins Der Grosse Diktator. (Keystone / AP / RIA Novosti Krelin Dmitri Astakhow)Die Goldene Viktoria auf der Berliner Siegessäule an einem kalten Wintertag. Die Dame wird im Frühling einem Facelifting unterzogen werden. (Keystone / EPA / Hannibal Hanschke)Elefantenbaby Lucky verpasst seinem Freund Pek, einem dreijährigen Thaijungen, einen Rüsselkuss. (Keystone / EPA / Barbara Walton)Die Schweizer Ortschaft Langwies in Graubünden scheint aus dieser Perspektive im Neuschnee zu versinken. (Keystone / Arno Balzarini)Ein Kitesurfer scheint sich aus dem goldenen Himmel vor der Küste Athens in Alimos herabzuschwingen. (Keystone / AP / Petros Giannakouris)Wie ein Raubvogel erscheint der Schatten eines Porkchoppers über den Wildschweinen in Mertzon, Texas, wo Amateure die professionellen Heli-Jäger gemäss neuer Gesetzgebung bei der Jagd auf die sich unkontrolliert vermehrenden Schweine aus der Luft unterstützen dürfen. (Keystone / AP / Eric Gay)Niki de Saint Phalles Drache - eine bewegliche Plastik - wird im Staatsmuseum Schleswig-Holstein für die kommende Ausstellung aufgestellt. (Keystone / EPA / Carsten Rehder)Bild

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Michel Comte: Glamour und Elend

Michel Comte ist ein vielgefragter Fotograf der Mode und der Stars. Aber er arbeitete auch für das Rote Kreuz und setzt sich als Reporter mit dem Geschehen in Tibet auseinander. Glamour auf der einen, Elend auf der anderen Seite.

Michel Comte: Carla Bruni, Vogue Italia, 1996Ja, Michel Comte ist genau der Fotograf, der die heutige französische Präsidenten-Gattin Carla Bruni seinerzeit hüllenlos abgelichtet hat. Ein Abzug des Carla Bruni-Nacktbildes hat vor einem knappen Jahr bei Christies‘ einen Auktionspreis von 91’000 Euro erzielt.

Aus den Presseunterlagen zu Comtes Retrospektive in Düsseldorf sind zwar Bilder „entfallen“ (ein Schelm, wer Böses denkt), aber dort im Düsseldorfer NRW-Forum sind die Bruni-Bilder zu sehen (und eins davon hier weiter unten).

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Foto Noir: Hitchcock

Fotografie, die ein bestimmtes Genre nachahmt, ist reizvoll, aber nicht frei von andern Regeln der Technik. Zufallstreffer sind immer fragwürdig.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Lars Hering).

© Lars Hering – Canon EOS 40D – 1/800s – f/5.6 – ISO 400 – 20mm

Kommentar des Fotografen:

Das Bild entstand bei einem Spaziergang mit einem guten Freund am Dortmunder Hafen. Ich lief schon eine Weile hinter ihm her, da sein Erscheinungsbild von hinten mysteriös auf mich wirkte. Als sich der Wachtgebäude mit seinem schönen Turm näherte, machte ich mich bereit, um im richtigen Moment abzudrücken (schade fand ich in dem Augenblick nur, dass er nicht ganz aufrecht ging, sondern etwas nach vorne gebeugt, was wohl an der Steigung des Hügels lag, den wir hinaufgingen). Meine Intuition ist es nach Möglichkeit meine Bilder aus ihrer zeit zu reißen und dem Betrachter ein Gefühl von Zeitlosigkeit zu vermitteln, sodass man auf den ersten Blick nicht einordnen kann aus welcher Zeit dieses Bild wohl stammt. Dies lies sich hier gut verwirklichen, da keine Autos auf der Strasse fuhren.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Lars Hering:

Das hab ich doch schon mal gesehen? – Tatsächlich haben wir Bilder dieser Art schon Dutzende Male gesehen – in Horrorfilmen und Krimis, als Standbilder und Filmplakate.

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Canon TS-E 17 mm 1:4 L und TS-E 24 mm 1:3,5 L II: Tilt-Shift Superweitwinkel

Mit dem Ultraweitwinkel-Tilt/Shift-Objektiv TS-E 17 mm 1:4 L und dem Weitwinkel-Tilt-und-Shift-Objektiv TS-E 24 mm 1:3,5 L II präsentiert Canon zwei neue Spezialobjektive.

Das Canon TS-E 17mm 1:4L Tilt-Shift-SuperweitwinkelZwar sind Tilt-Shift-Objektive für Kleinbild-Spiegelreflexkameras bisher eher für Nikon-Digitalkameras ein Begriff, da 2008 dort neue, digitaltaugliche, stark weitwinklige Tilt-Shift-Objektive auf den Markt kamen, doch hat Canon laut eigener Angabe bereits vor 36 Jahren derartige Objektive für Kleinbildkameras entwickelt (Nikon übrigens auch) und ebenso aktuelle Tilt-Shift-Objektive im Sortiment wie Nikon.

Für Digitalaufnahmen waren die Objektive aus dem Filmzeitalter allerdings wegen zu stark geneigt einfallender Lichtstrahlen weniger geeignet, dafür kommen nur die aktuellen Modelle in Frage, die jedoch oft nur lange Brennweiten haben. Jetzt legt Canon zwei starke digitaltaugliche Weitwinkel mit Tilt-Shift nach:

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24 Stunden: Schnee

Graubünden, Schweiz (1,2,4); Hokkaido, Japan; Brocken, Schierke, Deutschland; Liberec, Tschechien. Klick für Vollansicht (Bilder Keystone)

Noch mehr Schnee und Kälte, und eine Serie Newsfotos zum Thema. Besonders bewegend die Reihe über die Wildpfleger in Graubünden in der Schweiz.

In der Rubrik „24 Stunden“ veröffentlichen wir die besten drei bis fünf Pressebilder aus den vergangenen 24 Stunden, ausgewählt nach rein fotografischen Kriterien.

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Sophie Ristelhueber: Zeugnisse von Krieg und Gewalt

Die französische Fotografin Sophie Ristelhueber zeichnet auf, was am Ende eines Krieges übrig bleibt: Trümmer, Ruinen, Wunden und Narben.

Sophie Ristelhueber: West Bank, WB # 2

Sophie Ristelhueber ist für alle diejenigen eine Entdeckung, die sich für dokumentarische Fotografie und die Bilderzählung interessieren. Ristelhueber gibt beredte Zeugnisse von den sichtbaren Spuren, die die Gewalt bei den Menschen und in der Landschaft hinterlassen haben. Im Pariser Jeu de Paume ist ihre Arbeit aus 25 Jahren erstmals umfassend zu sehen.

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Juralandschaft: Potential, aber kein Bild

Vorbeifahren und irgendwann anhalten und das Bild knipsen reicht nicht. Die Fotografie einer Landschaft verlangt mehr Inszenierung.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Robert Gottofrey).

Kommentar des Fotografen:

Ich bin schon etliche Male an diesem Ort in der Nähe meines Wohnorts in Baselland vorbei gegangen, konnte aber bisher nie eine befriedigende Aufnahme davon machen. Entweder war das Licht zu grell, oder zu flach, oder der Dunst oder Nebel war zu dicht. Diesmal hatte ich ein schönes Abendlicht, das die Wiese im Vordergrund und den Baum rechts im Hintergrund zum Leuchten brachte. Der leichte Dunst lässt die Häuser im Hintergrund fast verschwinden, was die Ruhe, die das Bild ausstrahlt, verstärkt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich die Baumschatten etwas kontrastreicher machen sollte. Meine Muttersprache ist Französisch, so bitte ich um Entschuldigung für mein holpriges Deutsch.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Robert Gottofrey:

Das Potential der Szene scheint unübersehbar – die Wegkreuzung, die verschiedenen Farben in den Feldern, die weichen Hügel, die Baumgerippe. Aber all das ist vorerst nur Potential und macht – leider auch hier – noch kein Bild:

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24 Stunden: Menschen, Schnee und Knut

Islamabad, Pakistan; Einsideln, Schweiz; unbekannt; Berlin, Deutschland; Madison, Wis., USA, Liunlang, China. Klick für Vollansicht (Bidler Keystone)

Jeden Tag bald füllt mir ein Bild von Emilio Morenatti (ganz oben), dem AP-Fotografen in Pakistan/Afghanistan, auf. Irgendwann gibts eine reine Morenatti-Serie.

In der Rubrik „24 Stunden“ veröffentlichen wir die besten drei bis fünf Pressebilder aus den vergangenen 24 Stunden, ausgewählt nach rein fotografischen Kriterien.

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Fotografische Farbminiatur: Spektakulär einfach

Kleine Studien, Farbminiaturen oder Kontraste in Details am Wegesrande sind ein faszinierendes Feld der Fotografie. Allerdings verlangt diese Form der Reduktion der Fotografin viel ab.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Bodo Viebahn).

Kommentar des Fotografen:

Diese Zusammenstellung von Material, Struktur und Farbe fand ich an einem alten Bootshaus. Ich bin auf Eure Meinung neugierig.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Bodo Viebahn:

Diesen Bildtyp sieht man oft bei Anfängern, die künstlerisch wirken wollen – und meistens sind die Aufnahmen sofort als erste Gehversuche erkennbar. Denn in der Reduktion liegt eine der Qualitäten einer guten Fotografie; die kommt aber nur zur Geltung, wenn alle andern Kriterien in traumwandlerischer Sicherheit erfüllt wurden.

Das gelingt diesem Bild recht gut: Es ist auf spektakuläre Art einfach und wirkt deshalb nicht simpel. Das Motiv ist dabei recht komplex:

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