Leserfoto – Auf dem Viehmarkt in Douz: Kontext und Vordergrund

Seitdem es Digitalkameras für jeden erschwinglich und möglich gemacht haben, tonnenweise Urlaubsschnappschüsse aus Italien, der Türkei, Amerika oder von anderen Urlaubszielen mitzubringen, sind Webseiten wie Flickr regelrecht aus den Fugen gegangen. Oft wird auf alles eine Kamera gehalten, ohne sich davor Gedanken zu machen, was man eigentlich fotografieren wollte – es war so schön bunt und interessant, und hinterher kann man es ja immer noch löschen. Dementsprechend schauen sich viele Leute die Urlaubsfotos anderer schon gar nicht mehr an. Ich zumindest meistens nicht. Anders bei Deiner Einreichung, die mir aufgrund ihrer Komposition sofort ins Auge stach.

(c) Bernd Plumhof

(c) Bernd Plumhof

Ich habe diesen Schnappschuss im Dezember 2006 morgens beim traditionellen Viehmarkt in Douz (Tunesien) gemacht. Ein Gewimmel von Menschen und Tieren. So werden „Verhandlungen“ über Preis und Menge schon mal per Handzeichen geregelt, wie auf dem Bild zu sehen. Das bärtige Gesicht, umrahmt vom weißen Kopftuch wirkt auf mich hypnotisierend, als ob ich gemeint bin. Die morgendliche Sonne scheint auf den Stamm der Dattelpalme. Fotografiert mit Leica Digilux 2 und Festobjektiv. Blende 3,4; 1/160 s.; ISO 100; 90 mm

Gute Urlaubsschnappschüsse vermitteln dem Betrachter sofort einen Eindruck von Ort und Zeit, auch, wenn er selbst noch nicht dort war. Genau das tut Dein Bild. Zu sehen ist ein Viehverkäufer auf einem Markt, offensichtlich in Nordafrika oder im Nahen Osten, eingerahmt von seinen Verkaufsgütern (Schafen) und potentiellen Kunden, die hinter ihm zu sehen sind. Er blickt direkt in die Kamera und gestikuliert dabei eine(n) Preis/Menge. Man hat das Gefühl, ihm genau gegenüber zu stehen. Du warst bei 90mm Brennweite weit genug von ihm weg, daß er Dich vermutlich nicht bemerkt hat, aber trotzdem wirkt sein Blick nicht so.

Bei Schnappschüssen dieser Art schleichen sich oft Dinge ins Foto, die man bei einer weniger hastigen Komposition vermieden hätte. Hier ist das der Stamm der Palme, der für mich den Vordergrund viel zu sehr dominiert (fast ein Drittel des Raumes links), aber sonst nichts wirklich zum Bild beiträgt. Ich hätte ihn ein bischen in die Aufnahme genommen, um noch Kontext zu bieten (das eine Schaf ist an ihn angebunden, aber ansonsten die Kamera mehr nach rechts geschwenkt. So bleibt nichts anderes übrig, als das Foto entsprechend zu beschneiden (im Vergleichsfoto rosa schattiert). Dadurch wird der Mann selbt besser gewichtet (grüne Linien), denn jetzt ist er fast im Goldenen Punkt. Wenn durch den Beschnitt die Sonnenflecken auf den Tieren und am Stamm stören, kann man sie nachträglich etwas abdunkeln.

Vergleichsfoto

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Deutscher Fotobuchpreis 2014: Die Jury bei der Abstimmung. Quelle: Deutscher Fotobuchpreis

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Leserfoto – Spontanes Porträt: Trooper

Du hattest hier Glück und hast ein spontanes, offenes Porträt geschossen, das mir ausgesprochen gut gefällt. Der Mann schaut unverfälscht in die Kamera – nicht nur, weil er es wahrscheinlich gewöhnt ist, ständig fotografiert zu werden (das gehört für ihn gewissermaßen zum Geschäft), sondern weil er auch gerade mit etwas anderem beschäftigt war und sich zufällig so in Deine Richtung gedreht hat. Die verschwommene Hand und die Kugel geben dem ganzen zusätzlich Tiefe und Authentizität.

(c) Tim Schoch

In Ballarat, westlich von Adelaide, gibt es diese Goldgräber Städtchen von 1800 das von Leienschauspielern bevölkert wird. Dabei gibt es immer wieder Darbietungen, wie diese hier mit einem Trooper, dem damaligen Polizisten. (Trooper waren damals übrigens Ex-Sträflingen die sich als Polizisten die Strafzeit abverdienen konnten, aber das ist eine andere Geschichte…)

Auf jedenfall stand ich in der zweiten Reihe bei einer Musketendemonstration und der gute Herr streckte mir die Kugel entgegen und schaute für einen kurzen Augenblick direkt in die Kamera. Das 85er ergabe einen schönen Schärfeverlauf der auch den unruhigen Hintergrund erträglicher machte. In Lightroom habe ich diesen dann zusätzlich bearbeitet, was man leider an der rechten Hutkante sehen kann. Weiterlesen

Fotografien aus 24 Stunden: Wintermorgen

Wintermorgen, Kinder

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