Robert Adams: Wo wir leben

Wo wir leben: Robert Adams fotografierte über 45 Jahre die Veränderungen in der Landschaft des amerikanischen Westens – zwischen wuchernden Vorstädten und der urwüchsigen Kraft der immer noch grandiosen Weite.

Robert Adams
: Quarried Mesa Top, Pueblo County, Colorado, 1978 (abgetragene oberste Schicht einer Hochebene), Silbergelatine-Abzug, 22.7 x 28.3 cm, Yale University Art Gallery, gekauft mit einer Schenkung von Saundra B. Lane und Zuschüssen aus dem Trellis Fund sowie dem Janet and Simeon Braguin Fund.
© Robert Adams

Adams gehört zu den Klassikern unter den Landschaftsfotografen. Deshalb sollten wir auf die große Retrospektive seiner Originalabzüge in diesem Sommer im Fotomuseum Winterthur nicht verzichten, selbst wenn wir das eine oder andere Werk schon kennen.

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Leserfoto – „Vergessener Pickup“: Beschnitt und Nachbearbeitung

Radikale Bildformate können funktionieren. Allerdings nur dann, wenn man sich der Regeln genug bewußt ist, um sie zu brechen.

(c) Steffen Heeckt

Im Jahr 2011 bin ich für 7 Monate durch Australien gereist. In dieser Zeit habe ich unter anderem für 3 Monate auf einer Farm gearbeitet wo dieses Bild entstanden ist. Ich war mir lange unschlüssig ob es in Farbe oder S/W besser wirkt schlussendlich habe ich mich für den Vintage Look entschieden, da so, wie ich finde, der 50er Jahre Pickup am besten zur Geltung kommt. Als Neueinsteiger im Bereich Fotografie und gerade in den verzwickten Bereich Schwarzweiß würde ich mich über euer professionelles Feedback sehr freuen.
Gruß Steffen

Erst einmal sei gesagt, daß ich Dich glühend darum beneide, Dir die Zeit genommen haben zu können, sieben Monate durch Australien zu reisen. Das war sicherlich eine Erfahrung, die man nie vergißt.

Du hast uns von diesem Trip das Bild eines Pickupwracks, gesehen irgendwo im Nirgendwo, mitgebracht. Es könnte so auch in der Wüste in Texas stehen. Der Pickup befindet sich radikal am linken Rand, während der Rest des Panoramas nur öde Landschaft zeigt. Die Sonne steht schon relativ tief, und Du hast in einer Gegenlichtsituation fotografiert. Die Aufnahme entstand laut EXIF mit einer Canon PowerShot S95, wobei es sich um eine Kompaktkamera mit einem Formatfaktor von 4.6 handelt. Die verwendete Brennweite von 6 mm enspricht demnach etwa 28 mm im Vollformat.

Die Sonne wurde als großer heller Fleck abgebildet, was der Blende von f/3.2 geschuldet ist. Trotz der sich verringernden Lichtverhältnisse hast Du mit ISO 80 und einer Belichtungszeit von 1/1000s fotografiert. Ich nehme mal an, Du hast im Vollprogrammmodus gearbeitet, und in der Nachbearbeitung hast Du das Foto radikal beschnitten.

Was mir gefällt, ist die Athmosphäre in Deinem Bild. Es ist trostlos, öde – aber auch irgendwie cool – wie dieses Auto in der Sonne so vor sich hin verrottet. Du vermittelst mir einen Eindruck von Ort und Zeit. Was den Braunton angeht, ist das Geschmackssache. Ich selbst bevorzuge kontrastreiches, neutrales Schwarzweiß – und ich weiß, wie schwierig es ist, das gekonnt hinzubekommen. Du hast für die Nachbearbeitung Photoshop benutzt. Wenn Du Nik Silver Efex Pro noch nicht entdeckt hast, kann ich Dir diesen Filter nur wärmstens empfehlen. Er ermöglicht Zonenbearbeitung und hat mehr Regler, als man normalerweise braucht.

Worauf ich vertiefter eingehen möchte, sind die Aufnahmeeinstellungen und der Beschnitt.

Meine Reisekamera ist schon seit einiger Zeit eine kleine Pentax Lumix, vergleichbar mit Deiner PowerShot. Sie war mit mir schon an einigen Orten hier in den USA, in der Türkei, in Mexiko, Deutschland… Ich bevorzuge es, leicht bepackt zu sein, und dafür ist sie gerade richtig. Wie die PowerShot kann man Seitenverhältnisse wechseln, und die kleinste Blende, die ich wählen kann, ist f/8. Dafür hat auch sie eine extreme Weitwinkellinse.

Du hast durch die Wahl des Aufnahmemodus zwar mit einem sehr geringen ISO fotografieren können, aber dafür ist die Sonne hier ein großer, heller, unregelmäßiger Fleck, anstatt eines etwas kleineren hellen Fleckes, was ich als störend empfinde. Der helle Fleck zieht nämlich, obwohl nur teilweise zu sehen, alle Aufmerksamkeit auf sich, die doch dem Pickup gelten sollte. Das hättest Du vermeiden können, indem Du in Zeitautomatik f/8 einstellst. Hier stößt man zwar an die Grenzen der Kamera, aber es war bei den Gegenlichtverhältnissen noch hell genug, um nicht entweder das Bild zu verwackeln oder in höhere ISO-Bereiche zu geraten.

Als Beispiel habe ich Dir hier eine Aufnahme hochgeladen, die als Schnappschuß 2013 in Mexiko auf der Pyramide in Cholula entstanden ist; zu sehen ist im Hintergrund der Popocatepetl. Ähnliche Lichtverhältnisse, Blende f/8 vorgewählt, und trotzdem habe ich mit ISO 100 und einer Belichtungszeit von 1/1250s arbeiten können. Die Sonne hätte hier ein noch größerer Fleck sein können, der den Berg optisch verschluckt. Statt dessen ist sie rechts als perfekter Kreis im Hintergrund zu sehen und komplementiert ihn:

Cholula

Du hast weiterhin das Bild extrem beschnitten. Der für Dich so interessante Pickup „klebt“ nicht nur am linken Bildrand, Du hast ihm auch die Reifen/Räder unten gekappt. Ohne die Originalaufnahme vor mir zu haben, kann ich keine Aussage dazu machen, was genau wo nachträglich entfernt wurde, sondern muß mich darauf beschränken, was ich sehe.

Ich hätte dem Auto zunächst einmal mehr Raum gelassen. Es ist zu sehr an die Ränder gedrängt worden durch diesen Beschnitt. Wenn in der ursprünglichen Version noch Raum ist, würde ich diese Entscheidung allein dort noch einmal überdenken. Durch die Anordnung des Autos und der Wahl des Bildformates gerät es zum Statisten. Man schaut zuerst einmal auf den hellen Sonnenfleck, wie oben schon bemerkt, dann erst entdeckt man das Auto; insbesondere auch, weil es so dunkel gehalten ist. Das kann man als absichtlichen Effekt so einbauen, aber wenn Dein Ziel war, das Auto zum Hauptbildgegenstand zu machen, hast Du selbiges hier verfehlt.

Ein Panorama dieser Art hat seinen Platz, etwa im Webdesign oder als Facebook-Coverfoto. Um etwas zu produzieren, was man sich an die Wand hängen möchte, solltest Du den Beschnitt des Bildes wieder aufgreifen. Ich persönlich hätte bei der Aufnahme ein 16:9 Format gewählt, was Dir ein Panoramaformat gibt, ohne daß Du hinterher radikal beschneiden mußt (oder eine Aufnahmereihe zusammensetzen). Ich hätte auch das Autowrack etwas aufgehellt:

Vergleichsfoto

Beschnitten würde das dann so aussehen:

Vergleichsfoto mit Beschnitt/aufgehelltem Fahrzeug

Du hast immer noch genug trostlose Landschaft im Bild, aber der Pickup bildet jetzt das Hauptmotiv.

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Eine einzigartige Würdigung der Fotografie

Letzte Woche durfte ich an einer Führung durch die Photobastei in Zürich teilnehmen. Romano Zerbini (bekannt als Initiator der EWZ Selection) hat uns durch die 1500 qm Ausstellungsfläche auf sieben Etagen geführt und mehr über dieses einzigartige Projekt erzählt.

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Und man muss ihm zustimmen, wenn er sagt, dass die Fotografie in der Kunstszene immer noch zu wenig Beachtung erhält. Aus dem selben Grund hat er bereits 1996 die Photogarage gegründet. Zerbini kennt die Fotografen genau: er weiss, dass nebst der Auftragsarbeiten auf ihren Festplatten so manches angefangene Projekt liegt oder in ihren Köpfen grossartige Ideen umherschwirren. In der Photogarage war genau dafür Platz. Und als diese abgerissen werden sollte und mitten in Zürich dieser Neubau noch leer stand, war die Photobastei geboren. Weiterlesen