Fujifilm Instax Wide: Analoges für die Selfie-Generation (Teil 1/2)

Warum legt sich die Selfie-Generation eine Sofortbildkamera zu?

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Anstatt wie ursprünglich geplant einfach nur einen Vergleich von Fujifilm Instax und Polaroid/Impossible Color zu schreiben, wollte ich erst einmal erforschen, warum sich die Selfie-Generation heutzutage eine Sofortbildkamera zulegt. Der detaillierte Vergleich beider Kameras und Filme ist hier zu lesen.

Vor kurzem hat sich unsere Tochter eine [amazon B00QSHHL42]Fujifilm Instax Wide[/amazon] gekauft. Zugegebenermaßen habe ich mich etwas gewundert – sie hatte sich eigentlich nie wirklich für Fotografie interessiert, aber ihre Freundin hatte eine, und mit den Aufnahmen eine klassische Collage an einer Pinwand zusammengestellt. Weil ich genauer wissen wollte, wie sie als junge Erwachsene zur Sofortbildfotografie steht und warum es ausgerechnet eine Instax sein mußte, habe ich ihr ein paar spezifischere Fragen gestellt. Weiterlesen

Optische Verzerrung: Durchblicke in Köln

Gute Fotos lassen einen darüber nachdenken, wie und wo sie entstanden sind.

(c) Jörg Erbar

(c) Jörg Erbar

Jörg Erbar aus Kerpen schreibt zu diesem Bild:

„Köln, Rheinauhafen. Durchblick von der Rheinseite auf das alte Zollhaus Köln.“

Du hast uns hier ein bekanntes Motiv in ungewöhnlicher Version eingesandt. Ein meines Erachtens rundherum gelungenes Foto, an dem ich absolut nichts auszusetzen habe. Damit wäre jedoch die Besprechung auch schon zuende und der Beitrag viel zu kurz, also will ich erklären, WARUM ich es gut finde. Weiterlesen

Vexierbild Alte Nationalgalerie: Fast perfekte Symmetrie

Wenn man mit Geometrie spielt, sollte diese auch durchgehalten werden.

Olympus P5 mit Zuiko 17mm 1.8, Blende 3.5, Belichtungzeit 0,4 Sek. Nachbearbeitung in Silver-Effex und Lightroom, Objektivkorrektur mittels Piccure+ - (c) Dirk Hunstein

Olympus P5 mit Zuiko 17mm 1.8, Blende 3.5, Belichtungzeit 0,4 Sek. Nachbearbeitung in Silver-Effex und Lightroom, Objektivkorrektur mittels Piccure+ – (c) Dirk Hunstein

Dirk Hunstein aus Wiesbaden schreibt zu diesem Bild:

Zuerst mal meinen Dank, dass ihr wieder da seid! Es wäre wirklich schade gewesen, wenn fokussiert.com tatsächlich eingeschlafen wäre. Ich habe keine Ahnung, wie viele Bilder euch täglich (?) erreichen – aber vielleicht kann ich mit meiner Einreichung das Bildbesprechungspotenzial (was ein Wort…) erhöhen und so zumindest inhaltlich zum Überleben beitragen.

Zum Foto: Durch die auffällige Beleuchtung der Decke durch Neonröhren, während der Rest des Säulengangs nur vom im Dämmerlicht der diffusen Straßenbeleuchtung und den Reflexionen der Decke beleuchtet wird, fiel mir das Motiv zunächst ins Auge. Location: Berlin, An der Alten Nationalgalerie.

Um ein Ausfressen der Lichter durch die Überstrahlung durch die Neonröhren zu vermeiden, stellte ich die Belichtungskorrektur auf -1,5 LW. Dadurch liegen alle anderen Bildbestandteile im Dunkeln.

Um möglichst viel von der Deckenstruktur aufs Bild zu bringen, konnte ich den Klappmonitor meiner P5 gut nutzen und die Kamera auf einem Mikrostativ auf den Boden stellen. Wegen des eingeschränkten Lichtspektrums der Neonröhren war für mich klar, dass es ein Schwarz-Weiß-Foto werden müsste. Bei der SW-Umwandlung mittels Silver-Effex tauchte plötzlich ein neues Bild auf, das im alten Bild noch versteckt war: Nach kurzer Betrachtungszeit „kippte“ für mich die Decke und wurde zu einem riesigen Kegel, der von irgendwo weit oben in einen hohen, dunklen Raum hineinragt. Ich kann das Foto nun nicht mehr anders betrachten, es erinnert mich irgendwie an die große Kuppel des Foltergefängnisses in Terry Gilliams „Brazil“ (1985). Oder sehe nur ich diesen riesigen Kegel? Vielleicht sehen andere ganz anders? Das wäre eine schöne Frage zum Thema „Was ist Wahrheit?“. Konstruktivistisch würde ich sagen: Das, was ich draus mache.

Daher weiß ich nicht, ob die Kategorie „Architektur“ korrekt ist. Es wird zwar Architektur abgebildet, aber ist es auch ein Architekturfoto?

Leider sind die Säulen nicht wirklich senkrecht – aber mehr war mir mit der Objektivkorrektur im Lightroom nicht möglich, ohne das Bild weiter zu beschneiden.
Vielleicht reizt es dich, Thomas, dieses Foto zu besprechen. Ich würde mich sehr freuen, denn dein kritisches Auge sieht immer wieder Verbesserungspotenzial, das dem Bild-Einreichenden entgangen ist.

(Aufnahmedaten: Olympus P5 mit Zuiko 17mm 1.8, Blende 3.5, Belichtungzeit 0,4 Sek. Nachbearbeitung in Silver-Effex und Lightroom, Objektivkorrektur mittels Piccure+)

Es ist für mich als Kunstfotografin immer wieder ein Genuß, ein Schwarzweißfoto mit superber Tonwertverteilung zu bekommen. Du hast Dir hier die Mühe gemacht, das Bild in dieser Hinsicht bereits VOR der Aufnahme zu überdenken, und man merkt das. Dieser Säulengang hätte mich motivisch auch gereizt – die Strukturen an der Decke, die Textur der Säulen, dazu das Potential für Symmetrie. Weiterlesen

Amsterdam: Amstel bei Nacht

Dominierender Vordergrund kann von Vorteil sein.

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Mathias Ondraczek aus Brilon schreibt zu diesem Bild:

„Hallo mein Name ist Mathias und ich habe dieses Foto in Amsterdam geschossen an der Amstel (August 2014).

An diesem Abend war der Mond so hell und ich habe mich gleich verliebt in das gesamt bild (lichter,mond und der Breuckenpfeiler am rande des bildes.“

Wir waren vor Jahren einmal in Amsterdam. Die Grachten und der Fluß sind etwas ganz Besonderes, und nachts haben die Wasserwege etwas besonders Magisches an sich, das man nie vergißt. Das hast Du hier meines Erachtens gut eingefangen. Glückwunsch zu diesem Schnappschuß. EXIF-Daten waren leider keine vorhanden, also will ich mich auschließlich auf die Komposition konzentrieren. Weiterlesen

Schnappschuss ohne Durchblick: Durchg’schaut

Eine begrenzte Schärfentiefe hat ähnliche Wirkung wie Freistellung. Sie kann Blicke fangen, aber nicht nachhaltig Blicke führen.

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Andreas Spachtholz aus Zangberg schreibt: Das Bild entstand spontan, als ich meine Tochter so interessiert durch das Fernrohr blicken sah. Ich wollte das Bild so gestalten, dass der Betrachter über sie auf die Landschaft gelenkt wird. Deshalb wählte ich die geringe Tiefenschärfe. Leider war für einen zweiten Versuch mit einer kleineren Blende die Zeit nicht mehr da.

Ein junges Mädchen ist auf dieser Farbfotografie von hinten zu sehen, wie es durch ein festmontiertes Münz-Teleskop eine Meeresküste entlang schaut. der Vordergrund mit der Kleinen und einem dunklen Geländer liegt im Schärfebereich, der Hintergrund mit einem Sandstrand voller Felsformationen und in Dunst-Schichtungen in der Ferne aufhellender Küstenwälder liegt in einer leichten Unschärfe.

Das ist ein gelungener Schnappschuss deiner Tochter. Noch viel besser wäre er allerdings, wenn wir auch das Gesicht deiner Tochter sähen, was die Fotografie zu einem schön komponierten Urlaubs-Schnappschuss machen würde. Weiterlesen

Juriertes Fotobuch Projekt «Doppelt gesehen»: Die Preise

Ein Fotobuch mit Euren besten Bildern: Das ist das Ziel dieser Ausschreibung, einer Mischung aus Wettbewerb und kollektivem Projekt. Das Thema lautet «Doppelt gesehen». Der Einreichungsschlusstermin ist Ende Juni. UND: Es gibt etwas zu gewinnen!

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Warum mitmachen? Was ist für mich drin?

Ausführlich geschrieben über unser Projekt haben wir ja vor kurzem. Jetzt möchten wir Euch die Preise vorstellen. Das gibt es zu gewinnen:

  • Erstens einmal natürlich die Veröffentlichung Deiner Fotos in einem Buch, das auch auf der Photokina zu sehen sein wird.
  • Das Buch zum Vorzugspreis von nur € 34,00, ermöglicht durch das Sponsoring von Pixum.
  • Preise für den ersten, zweiten und dritten Platz!
    1. Platz – Eine Ausgabe von [amazon 3836537567]“Surfing“[/amazon] (Gebunden; Einzelhandelspreis €150,00) UND Dein Foto auf dem vorderen Cover unseres Buches!
    2. Platz – Eine Ausgabe von [amazon 3836542595]“Genesis“[/amazon] (Gebunden; Einzelhandelspreis €49,99) UND Dein Foto auf dem hinteren Cover unseres Buches!
    3. Platz – Eine Ausgabe von [amazon 3735602002]“Bedouin“[/amazon] (Gebunden; Einzelhandelspreis €36,00) UND Dein Foto auf dem inneren Titelblatt unseres Buches!
  • 60% des Erlöses, wenn Deine Aufnahmen als Drucke in limitierter Auflage in unserem Shop verkauft werden.

Also: JETZT MITMACHEN!

Hier geht es zu den Teilnahmebedingungen.

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Fotografie mit Spiegelungen: Eine harte Entscheidung

Fasszinierende Fotografie einer Spiegelung in einer Glasfassade. Wenn man solches exakt rechtwinklig aufnehmen will, kommt einem aber fast unweigerlich die perspektivische Verzerrung in die Quere.

Spiegelungs-Fotografie

Wintersonnen: oder Spiegelung und Lichter. 1/8s, Blende 10, ISO 200, 26,0 mm © Karsten Zolk

Karsten Zolk aus Düren :  Reizvolle Überlagerung der gespiegelten herbstlichen Landschaft mit dem Licht der Kugellampen in dem Cafe, entdeckt bei einem Spaziergang in Bamberg. Am Abend aus der Hand aufgenommen, daher technisch nicht perfekt. Könnte man das Bild verbessern?

Die Kreuzung verschiedener Welten durch Spiegelung ist immer wieder faszinierend – hier gelingt sie Dir auch noch in den Komplementärefarben blau und gelb – und weiteren spannenden Gegensätzen. Weiterlesen

Buchrezension «Genesis»: Mahnung und Liebeserklärung

Eine Mahnung an die Menschen, zugleich aber auch eine Liebeserklärung an den Planeten Erde im Großformat.

(c) Sebastiao Salgado

(c) Sebastiao Salgado

Level: Alle
Genre: Fotobuch
Benutzbarkeit*: 8
Preislevel**: €€
Eine großformatige Liebeserklärung an den Planeten Erde in atemberaubenden Schwarzweißbildern.
* 1 – eher nicht, 5 – geht so, 10 – super
** € (sehr billig) bis €€€€€ (überteuert)

Das Wort „Genesis“ bedeutet „Entstehung“, „Anfang“ oder „Ursprung“. Viele werden dieses Wort als Name für die biblische Schöpfungsgeschichte (1. Buch Mose) kennen, in der beschrieben wird, wie sich die Anhänger des jüdischen und christlichen Glaubens die Entstehung der Welt und des Menschen vorstellen.

Das Buch „Genesis“ des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado hat nichts mit Religion zu tun und handelt auch nicht von der Entstehung der Welt. Dennoch ist der Name wohlüberlegt gewählt, denn es geht um „die Schöpfung“, also um die Welt und den Menschen. Weiterlesen

Gesten-Foto: Über den Ausdruck

Kurzbildkritik: Wenn man eine Geste darstellen will, muss man alle Akzente beachten. Dieses Bild ist etwas zu eindimensional.

Mann zeigt sich an die Stirn - Fotografie zur Geste

Die Erleuchtung © Christian Richter

Unser Leser Christian Richter aus dem hessischen Neu-Isenburg hat uns das obige Bild unter dem Titel „Die Erleuchtung” in der Kategorie ‚Portrait‘ zur Besprechung eingereicht.

Er schreibt dazu: „Nach langem Grübeln kam ihm die Idee …”

Das Bild ist gemäss EXIF mit einer [amazonna  B0000XNPKE]Sigma SD10[/amazonna] bei ISO 100 mit 1/80Sekunde und Blende 1 (so was gab’s zumindest mal von Canon, den Weltrekord in Lichtstärkehat aber inzwischen Leica) aufgenommen worden.

Die Bildanlage ist schon recht mittig, doch der Spannungsbogen zwischen Kopf und Hand mildert das Ganze etwas und läßt die Komposition nicht allzu statisch wirken.

Der Hintergrund ist vielleicht nicht in der Weise bereinigt bzw. freigestellt, wie man es sich für ein Porträt wünschen würde, doch finden wir hier andererseits auch keine allzu störenden Elemente.

Bei der Struktur fiel mir auf, daß das Bild insgesamt etwas unscharf, fast weichgespült wirkt. Hier vermute ich eine sehr aktive Rauschreduktion am Werk.

Was mich hier aber besonders umtreibt, ist Christians Bildbeschreibung bzw. -konzeption.

Dabei geht es ja um Ausdruckspsychologie und da muß ich vielleicht auch einige Rückgriffe auf meinen Zweitberuf eines Psychotherapeuten machen: eine ‚Heureka-Geste‘ beinhaltete demnach ein Erstaunen, ausgedrückt durch aufgerissene, zumeist noch oben gewandte Augen, untermalt von Freude und mit einem Finger, der noch an der Schläfe oder schon in der Luft sein mag.

Hier sehen wir hingegen herabgezogene Mundwinkel, einen finsteren Ausdruck und starren Blick, was eher als ‚Tocktock-Geste‘ auszulesen wäre …



Makroaufnahme Käfer: Hier bin ich!

Makrofotografie muss nicht immer nur ein Blick durchs Mikroskop sein. Geschichten passen auch in kleine Welten. Hier scheint ein Käfer im Schilfgras verstecken zu spielen.

Makroaufnahme eines Käfers auf einem Schilfblatt

Der Käfer: Canon EOS 600D f/2.8 bei 100mm (Macro) und 100 ISO © Wiebke-Susanne Homann

Wiebke-Susanne Homann schreibt zu diesem Bild: Der kleine Käfer wurde mit einem Makroobjektiv zwischen Schilfhalmen fotografiert.

Beim Stichwort Makro-Fotografie fallen sofort Heerscharen von zu Monstern mutierten Ameisen, Libellen und Wespen über mich her – das Genre hat so ein bisschen den Touch des wissenschaftlich-unpoetischen. Dabei habe ich mir schon erklären lassen, wie kreativ die Fotografen mit dieser Spezailität teils umgehen: von tiefgefrorenen bis zu in aufwendigsten Laser-Lichtfallen gefangenen Modellen habe ich gehört. Ich selber habe bis auf Detailaufnahmen von Dingen, die ich verkauft habe, noch keine Makrofotografie betrieben, und mein Set Distanzringe müsste dringend mal ausgiebiger getestet werden.

Hier aber zeigst Du, dass die Makrofotografie keineswegs nur wissenschaftlich – anschaulichen Zwecken dient, sondern auch ganz vergnüglich unterhaltsam sein kann. Hier ist der kleine Geselle etwas vergrössert: Weiterlesen