Perpektive Blau-grün: Nach oben gehalten

Bei Architekturabstrakten reicht es nicht, einfach die Kamera daraufzuhalten, nach dem Motto Abstrakt ist ja schließlich Abstrakt. Man sollte sich über den Auschnitt Gedanken machen.

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Walter Von Emden aus Eningen schreibt zu diesem Bild:

Aufgenommen Kunstmuseum Stuttgart. Nachbearbeitet in LR (Kamerakorrekturen, Schärfen, lichter runter, tiefen hoch) und nik filter.

Vor kurzem habe ich bereits anläßlich einer anderen Bildbesprechung erwähnt, daß Abstrakte nach außen hin einfach wirken, sie aber deshalb als Fotografiesparte umso schwieriger sind. Das illustriert für mich Dein Bild sehr gut. Weiterlesen

Dom zu Fulda: Etwas zu weit links

Auch beim Ausprobieren eines neuen Objektivs sollte man auf die üblichen Dinge achten, denn insbesondere bei einfachen Kompositionen fällt jeder Fehler sofort auf.

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Ralf Jäger aus Frankfurt schreibt zu diesem Bild: Technische Daten: Pentax K5 mit dem smc 28mm shift Objektiv, 1/125, f11, iso 140, mit Stativ fotografiert

Ich wollte hauptsächlich das shift-Objektiv (Design und Technik von ca. 1977) ausprobieren, das ich vor einiger Zeit ergattern konnte. Ich wollte schon weitergehen, als eine Jugendgruppe mit grünen T-Shirts vorbeikam, um den Dom anzuschauen. Ich finde, das ansonsten sehr statische Bild hat dadurch gewonnen und wird deutlich lebendiger. Die Bildbearbeitung war minimal, etwas am Kontrast geändert, den Himmel etwas beschnitten und leicht geschärft. Vielleicht habe ich ja Glück und es kommt in die Auswahl.

Ich bin mir bei Fotos, zu denen uns ein/e Leser/in schreibt, er/sie habe hauptsächlich oder lediglich „das Objektiv ausprobieren wollen“ nie ganz sicher, was als Bildbesprechung gewünscht wird. Beurteilung des Objektivs? Glückwunsch, funktioniert super. Man sieht sofort, daß Du mit einem Tilt-Shift gearbeitet hast, denn jede andere Linse hätte die Linien nach oben hin stürzen lassen. Damit wäre dann auch die Bildkritik bereits zu Ende. Weiterlesen

Feierabend am Pier: Nichts steht still

Nachtfotografie ist dank Digitalkameras einfacher geworden, aber lange Belichtungszeiten sind noch immer eine Herausforderung. Hier ist die zu verbreitete Bewegungsunschärfe ein Problem.

Nachtfotografie zweier Fischer am Ufer in Myanmar

Nikon D600, f/2.8,ISO 1600, 5s, 14mm – © Reto Meier

Reto Meier aus Biel/Bienne CH: Das Bild ist auf meiner letzten Reise in Myanmar entstanden. Meine Reisekollegen und ich sind am Abend noch zum Fluss runter und sind dabei diesen Fischern begegnet. Sie sassen so still da, dass eine „Langzeitbelichtung“ möglich war. Das Licht kommt von einer Strassenlampe und einer Taschenlampe.
Bearbeitet wurde, ausser dem Anpassen der Farben, nichts.

Ein sehr stimmungsvolles, aufmerksamkeiterheischendes Bild, in dem leider fast sämtliche Teile von Bewegungsunschärfe oder Verwackelung betroffen sind: Weiterlesen

Tag der Lochkamera 2016: Bild in der Box

Zurück zu den Anfängen: am 24. April 2016 war Worldwide Pinhole Photography Day, zu deutsch „Tag der Lochkamerafotografie“. Ein Erfahrungsbericht.

Rosen - Digitale Lochkamera - (c) Sofie Dittmann

Rosen – Digitale Lochkamera – (c) Sofie Dittmann

Die einfachste Art, eine Kamera zu konstruieren, ist die der „camera obscura“. Ein dunkler Raum irgendeiner Größe, eine Öffnung für das Licht, und auf der anderen Seite eine Projektionsfläche. Ist die Projektionsfläche ein Stück lichtempfindliches Papier – voilà, eine Lochkamera. Mehr braucht man nicht. In der Digitalen Neuzeit hört sich das an, als würden Höhlenmenschen im Licht einer primitiven Fackel auf Felswände malen, denn weiter weg von einer 20-Megapixel-Kamera geht es fast nicht. Es ist aber auch eine Gegenbewegung, eine Nische der Fotografie, die sich nicht nur hartnäckig über die Jahre gehalten hat, sie findet auch immer mehr Anhänger, die zurück zu den Wurzeln wollen. Weiterlesen

Es geht auch ohne: Fotografisch entschleunigen

Manchmal lohnt es sich zu warten, oder GARNICHT auf den Auslöser zu drücken. Man kann sogar den Fotoapparat ganz zuhause zu lassen. Auch, oder besser: gerade dann, wenn man nicht fotografiert, entstehen Bilder – vor dem geistigen Auge.

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Ein Leser auf Twitter hat vor kurzem angeregt, doch einen kurzen Artikel über die Entscheidung zu schreiben, ein Foto nicht zu machen. Im Sinne von: nicht auf den Auslöser drücken, wenn man hätte können. Das erschien mir als ein interessantes Konzept, und so entstand dieser Beitrag. Denn hat man einmal Fotografie für sich entdeckt, läuft man irgendwann Gefahr, schon fast zwanghaft zu agieren. Fußballtraining des Sohnes? Karatewettbewerb der Tochter? Klar, Kamera kommt mit. Urlaub? Sowieso. Essen im Restaurant – Moment, das muß ich erst einmal ablichten. Das führt nicht nur zu einem digitalen Bilderstapel, sondern auch schnell dazu, daß man irgendwo ausbrennt. Man kann sich nicht mehr daran erinnern, wie man sich an seinem Urlaubsort eigentlich gefühlt hat, weil man so mit Fotografieren beschäftigt war, und hinterher lagern die Trophäen dann häufig neben anderen auf der Festplatte, ohne je noch einmal angeschaut zu werden. Das muß nicht sein.

Ich habe meine besten Einfälle, wenn ich irgendetwas mache, wobei ich nicht denken muß. Für mich ist das Bahnenschwimmen oder Autofahren (auf dem Land in den USA geht das, weil die Strecken lang und der Verkehr nicht so dicht ist), für andere Duschen oder Rennen. Auf diese Weise habe ich bei mehreren Projekten eine kreative Blockade durchbrechen können, oder es sind mir Ideen zu anderen gekommen. Einfach den Fotoapparat zuhause zu lassen, muß also nicht der allgemeinen Weisheit zuwider laufen, daß man immer eine Kamera dabeihaben sollte. Manchmal lohnt es sich, einfach nur irgendwo zu sein.

Irgendwo läuft das auf bewußteres Fotografieren hinaus, was wir auf fokussiert bereits mehrmals beleuchtet haben.

Ich rede hier nicht von den Aufnahmen, die vor und nach den Fotos entstehen, die dann vielleicht sogar berühmt werden. Vor Jahren war ich einmal in einer Ausstellung, die die Aufnahmen vor und nach denen zeigte, die der National Geographic schlußendlich zur Publikation auswählte. Das war zwar enorm interessant, aber ich beziehe mich auf das Bild, das man hätte machen können, aber nicht aufgenommen hat. Und zwar ganz bewußt. Das Motiv bleibt weiter ihm visuellen Gedächtnis, aber vollkommen unangetastet. Wenn nur der geringste Zweifel besteht, daß man hätte ein Foto machen sollen, ist das natürlich alles hinfällig. Ich plädiere trotzdem dafür, daß man manchmal die Kamera einfach zuhause lassen sollte – um die kreativen Batterien neu aufzuladen. Mein Handy habe ich sowieso immer dabei, das kann dann im Notfall doch noch herhalten.

Wie seht Ihr das? Nehmt Ihr Eure Kamera manchmal absichtlich nicht mit, oder ist sie immer dabei?

PS. Ja, das Beitragsbild ist nicht schwarz, es ist fehlbelichtet worden. Irgendetwas Bildliches wollte ich trotzdem einbeziehen. :)