Abstraktion: „Tron“ trifft Architekturmotiv

Abstrakte Motive in Architektur zu sehen, ist nicht schwierig. Sie so zu inszenieren, daß sie einen „WOW“ Effekt bekommen, schon.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Valentin von Guttenberg).

Kommentar des Fotografen:

Die außergewöhnliche Perspektive des von sich aus schon sehr abstrakt wirkenden Turms (der Torre Agbar in Barcelona) in Kombination mit der Sonne ergaben ein sehr „abgespacetes“ Bild das mir in Schwarzweiß mit einer leichten Tonung besonders gut gefällt.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Valentin von Guttenberg:

„Tron“ trifft Architekturmotiv ist die beste Beschreibung, die ich für dieses Foto finden konnte. Die Turmfassade hat etwas Außerirdisches, was durch die Nachbearbeitung noch verstärkt wird. Der Sonnenfleck links „stört“ die Statik der Komposition und sorgt dafür, daß zusätzliches Interesse beim Betrachtenden geweckt wird. Das Foto wirkt eher wie digitale Kunst denn wie ein Foto.

Ich stimme mit Dir voll überein, daß das Bild erst durch die Nachbearbeitung seinen besonderen Effekt erhält, denn jetzt sieht es eben nach „WOW“ aus – und das, obwohl ich sonst nicht für übermäßige Nachbearbeitung bin und mich eher für eine Puristin halte. Ich hätte es mir zwar auch sehr gut als schlichtes Schwarzweißfoto ohne Tönung und Vignette vorstellen können, aber das hätte nicht denselben „außerirdischen“ Touch gehabt.

Dadurch, daß Du so eine minimalistische Komposition gewählt hast – wie auch dadurch, daß Deine Nachbearbeitung an Science Fiction Filme erinnert – werden bei mir jedoch als Betrachtendem bestimmte Erwartungen geweckt, die nicht ganz erfüllt wurden.

Erstens einmal, daß der Turm wirklich vollkommen symmetrisch im Bild liegt, was er hier nicht tut. Er ist leicht verschoben, was man bei der Aufnahme ohne weiteres hätte mit einbeziehen können. Des weiteren, daß hier der Goldene Schnitt nicht gewahrt ist, denn das ist einer der Fälle, wo ein Regelbruch für mich nicht funktioniert. Wenn man Geraden über das Foto legt, sieht man sehr genau, daß der Turm aus dem Goldenen Schnitt heraus verschoben ist. Das hätte dann funktioniert, wenn zwischen ihm und der Sonne mehr Abstand gewesen wäre, also mit dem vorhandenen negativen Raum mehr „gespielt“ worden wäre. Allerdings ist mir klar, daß da physisch Grenzen bestehen – man kann hier das Bild aber ohne weiteres unten beschneiden.

Last but not least sind an der Turmfassade selbst Flecken zu sehen, primär auf der linken Seite. Diese stören für mich den Science Fiction Eindruck, den das Bild ja vermitteln sollte. Man könnte hier argumentieren, daß diese sozusagen als versteckter Hinweis mit im Bild sind, aber ich denke, der Fotograf hat sie schlicht übersehen.

 

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3 Kommentare
  1. Sofie Dittmann
    Sofie Dittmann sagte:

    Ja, deshalb stand da ja auch „Tron“ und nicht „Star Wars“ – in letzterem Film waren die Flieger immer so schmutzig… hahaha

    Mal ganz im Ernst, das kann man, wie angesprochen, diskutieren. Ich glaube, Du hast das (wie Du ja auch sagst), mehr billigend in Kauf genommen. Ich, als Kritikerin, gehe an die Aufnahme natürlich anders heran…

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  2. Valentin v. Guttenberg
    Valentin v. Guttenberg sagte:

    Erstmal Danke für Lob und Kritik!

    Die nicht symmetrische Ausrichtung ist wirklich nicht so gut, entweder habe ich das versäumt oder die Möglichkeiten waren nicht gegeben da man nicht an allen Stellen nahe genug an den Turm heran kam. Ich tippe auf Ersteres.
    Bzgl. Goldener Schnitt: Wie schon erwähnt gab es durch die Sonne eine physische Begrenzung und in der Nachbearbeitung wollte ich einen Beschnitt unten vermeiden, da so natürlich etwas Tiefe verloren gehen würde.

    Was die Flecken angeht, kann ich so nicht ganz zustimmen. Sie sollten nie ein „versteckter Hinweis“ sein und ließen sich auch nur mit größter Mühe wegpixeln. Ein völlig „cleaner“ SciFi Look war daher bei mir nicht die Absicht. Außerdem: sind Raumschiffe auf Hochglanz poliert? ;)

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  1. […] erzeugten Bild, an das diese Aufnahme visuell anlehnt, wieder verdrängt.Will sagen, wie ich auch anderswo erwähnt habe, wenn man mit etwas “liebäugelt”, solle man es auch konsequent durchhalten. Es ist eine […]

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