„Alles kam aus dem Leben“

Das Münchner Literaturhaus zeigt die Retrospektive einer der bedeutendsten Fotojournalistinnen des 20. Jahrhundert: Ré Soupault.

Ihre erste eigene Ausstellung erlebte Ré Soupault erst, als sie bereits über 90 Jahre alt war. Lange glaubte man ihr Werk verschollen – erst in den 80er Jahren entdeckte Manfred Metzner, Verleger, die ca. 1500 Negative wieder und überredete die Künstlerin zu einer ersten Veröffentlichung.

Als Kurator der Ausstellung ermöglicht er uns auch jetzt einen umfangreichen Blick auf eine der wichtigsten Fotografinnen des letzten Jahrhunderts.

Ré Soupault, geboren 1901, war schon früh in der damaligen Zeit viel unterwegs. So studierte sie am Bauhaus in Weimar, knüpfte Kontakte zu den wichtigsten und interessantesten Künstlern ihrer Zeit, um dann später in Berlin und Paris weiter in den Zirkeln der Avantgarde zu verkehren. Kandinsky und Klee und später auch Man Ray und Fernand Legér sind ihre engsten Begleiter.

Im Jahre 1936 heiratete sie Philippe Soupault, einen der bedeutendsten damaligen Journalisten und reiste von nun an mit ihm um die Welt, um seine Reportagen zu illustrieren.

Sie war erfolgreiche Modeschöpferin und Journalistin, aber die Kamera begleitete sie stets. Und obwohl sie sich zeitlebens in Künstlerkreisen umtrieb, wollte sie nie selbst Künstlerin sein. Ihre Fotografien erzählen Geschichten, dienen der Dokumentation und sind Zeugnisse ihrer vielen Reisen und Reportagen, nie bezeichnete Soupault sie als Kunst.

Die Münchner Schau zeigt rund 250 Fotografien. Alltagsszenen und Reportage kennzeichnen das Werk Soupaults. Nichts ist inszeniert, und so gewähren ihre Aufnahmen einmalige Einblicke in eine spannenden Zeit. Ré Soupault kann mit ihren Werken in einem Atemzug mit dem journalistischen Werk Henri-Cartier Bressons genannt werden, gilt sie doch als eine der wichtigsten Fotografinnen des vergangenen Jahrhunderts.

Die Ausstellung zeigt uns das umfassende Werk einer Frau, die ihre Zeit für die Zukunft festgehalten hat, und führt uns erneut die Qualität und Bedeutung der Fotografie als Medium der Dokumentation eindrücklich vor Augen.

„Ré Soupault – Die Fotografin der magischen Sekunde“
3. Oktober bis 25. November 2007
Di-Fr 11-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr

Literaturhaus München
Salvatorplatz 1
80333 München

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert