Anders Petersen, Salomon-Preis 2008: Die Menschen am Rande

Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) hat sich für den Salomon-Preis 2008 den schwedischen Fotografen Anders Petersen ausgesucht.

Anders Petersen: Cafe Lehmitz

Mit Anders Petersen ehrt die DGPh nach eigener Aussage einen der einflussreichsten europäischen Dokumentarfotografen der Gegenwart: Sein Werk sei von großer Offenheit und Eindringlichkeit geprägt. Bekanntheit erlangte Petersen schon mit seinem allersten Werk, das er im Milieu in Hamburg fotografierte.

Anders Petersen: Cafe LehmitzAnfang 20 landete Anders Petersen nämlich auf dem Kiez in Hamburg und blieb dort erstmal hängen. Fast drei Jahre lang dokumentierte er die Halbwelt von Prostituierten und Kleinkriminellen in einer Stehbierhalle namens Café Lehmitz am Ende der Reeperbahn. 1970 hatte er dort auch seine erste Einzelausstellung mit 350 an die Wand genagelten Bildern.

1978 wurde das Fotobuch „Café Lehmitz“ veröffentlicht, das heute als Meilenstein des Genres gilt. Beeinflusst durch die Fotografie von Robert Frank und Brassaï hat Anders Petersen seither in 21 Buchpublikationen eine eigene unverwechselbare Bildsprache entwickelt. Ihn interessieren stets die verborgenen Aspekte des Menschlichen. Er fotografierte in Gefängnissen, in der Psychiatrie und Altenheimen. Seine Serien über Menschen am Rande der Gesellschaft sind stilbildend für eine Generation jüngerer Fotografen geworden.

Anders Petersen: Cafe LehmitzPetersen wurde 1944 in Solna (Schweden) geboren. Er besuchte 1966 die Fotoschule von Christer Strömholm, dem Begründer der modernen schwedischen Fotografie. Beim Fotofestival 2003 in Arles wurde er zum Fotografen des Jahres gewählt. Heute lebt und arbeitet Petersen in Stockholm. Wir können uns Petersens Bilder online auf seiner Website anschauen – die aus dem Café Lehmitz und der späteren Projekte bis heute.

Bis zum 1. März ist die Ausstellung Anders Petersen: Café Lehmitz im Felleshus, dem Gemeinschaftshaus der Nordischen Botschaften in Berlin zu sehen.

Anders Petersen: Café Lehmitz
Bis 1. März
Nordische Botschaften Felleshus/Gemeinschaftshaus, Rauchstraße 1, D-10787 Berlin
+49 (0) 30 – 50 50 0, info@nordischebotschaften.org
Geöffnet Montag bis Freitag von 10 -19 Uhr, Samstag und Sonntag 11 – 16 Uhr

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Anders Petersen
Deutsche Gesellschaft für Photographie
Nordische Botschaften Berlin

2 Kommentare
  1. Uwe Nölke
    Uwe Nölke sagte:

    Vor einigen Jahren hatte die Gelegenheit Anders Petersen in einem mehrtägigen Workshop kennenzulernen. Er ist eine sehr beeindruckende, nahe und warme Persönlichkeit. Er lebt seine fotografischen Arbeiten in größter Intensität. Ich freue mich sehr für ihn, daß er den Salomonpreis erhalten hat und beglückwünsche die DGPh zu Ihrer Auswahl.

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  2. Ulrich Brodde
    Ulrich Brodde sagte:

    Schwere Kost für den OttoNormalFotografen.
    Viele der Fotografien von Petersen besitzen eine eigentümliche Intensität, der ich mich nicht entziehen kann, andere wiederum sind so fern der „üblichen“ Fotografie, dass ihr Wert, ihre Bedeutung oder ihre Geschichte sich mir nicht erschließt.

    Wenn man sich wie ich in entsprechenden internet-Foren viel mit der Amateurfotografie beschäftigt, erlangen Fotografien wie die von Petersen allerdings eine besondere Bedeutung, denn „normale“ Bewertungskriterien wie richtige Belichtung, gerader Horizont etc. sind nicht mehr anzuwenden.
    Und über die eigene Knipserei beginnt man auch nachzudenken.

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