Architekturfotografie: Präzision und Klarheit gefordert

Architekturaufnahmen brauchen auf der einen Seite eine hohe Präzision bei der Aufnahme, andererseits auch eine grosse Klarheit bei der Komposition, damit der Betrachter die Schönheit des Bauwerks erkennen kann. Beides ist bei diesem Bild nicht ganz gelungen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jürgen Hirsch).

Kommentar des Fotografen:

Der Kreuzgang vom Kloster Reichersberg lebt auch durch den winterlichen Brunnen im Innenhof der durch das erste Säulenpaar zu sehen ist.

Profi Martin Zurmuehle meint zum Bild von Jürgen Hirsch:

Architekturaufnahmen leben von der technischen Qualität der Aufnahme und der Wiedergabe. Je nach gewähltem Sujet sollten die Linie entweder genau senkrecht oder horizontal verlaufen oder durch starke Diagonalen und stürzende Linien eine räumliche, manchmal auch abstrakte Wirkung erreicht werden. Bei dieser Aufnahme von Jürgen Hirsch scheint die ganze Aufnahme nach links zu kippen, obwohl die linken Säulen genau vertikal ausgerichtet wurden:

Der Grund liegt darin, dass die Kamera nicht genau in der Achse der Säulenhalle ausgerichtet, sondern nach links zum Brunnen im Hintergrund gedreht wurde. Deshalb fallen die horizontalen Bauteile nach links ab und erzeugen so diesen Kippeindruck. In der Bildbearbeitung lässt sich das korrigieren – oder wir verwende bei der Aufnahme ein Tilt-Shift-Objektiv (das aber leider nicht gerade billig ist).

Neben diesen optisch wohl richtigen, aber trotzdem für uns unangenehm wirkenden perspektivischen Fragen stören mich bei dieser Aufnahme der Kinderwagen im Vordergrund und die Tafeln im Hintergrund: Diese Elemente lenken unseren Blick ab und stören die Klarheit der Komposition.

Idealerweise hätte Jürgen Hirsch diese Gegenstände für den kurzen Moment der Aufnahme hinter die Säulen verstecken sollen. Dann wäre die Schönheit der Säulenhalle voll zur Geltung gekommen.

Fazit: Für eine gelungene Architekturaufnahme braucht es eine grosse Präzision bei der Aufnahme und der Bildbearbeitung, und falls nötig auch eine gute Vorbereitung, damit sich die Schönheit des Bauwerkes dem Betrachter entfalten kann.

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