Arno Schmidt: Der Schriftsteller als Fotograf

Die Fotografie gehörte immer zum Leben des Schriftstellers Arno Schmidt – für die privaten Momente, als Hilfsmittel zum Schreiben, später in eigenständiger Qualität.

Aus dem Buch: Arno Schmidt - Vier mal vier, Fotografien aus Bargfeld

Vom Preisgeld seines erstes Literaturpreises 1950 kaufte sich Arno Schmidt („Zettels Traum“) eine Rollfilmkamera- so wichtig war ihm dieses Hilfsmittel. Im Nachlass fanden sich rund tausend Schwarzweißbilder und etwa 2500 Dias. Eine Auswahl wird diesen Sommer in Cottbus gezeigt.

Kastel, vermutlich 1954/55, (Porträt Arno Schmidt / Foto von Alice Schmidt)); © Arno Schmidt Stiftung BargfeldArno Schmidt (1914 – 1979) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Moderne.

Er wurde unter anderem ausgezeichnet mit dem Fontane-Preis (1964) und dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt/Main (1973). Als junger Mann, in den Dreißiger- und Vierzigerjahren, fotografierte Arno Schmidt vorwiegend private Schnappschüsse. Später als Autor dann, in den Fünfzigerjahren, waren es vornehmlich optische Notizen, Gedächtnisstützen für die Schauplätze seiner Romane.

Auf der Veranda, um 1978, (Alice Schmidt / Foto von Arno Schmidt); © Arno Schmidt Stiftung BargfeldDoch ab 1964 bekommen seine Fotos ihre eigene Qualität. Mit dem Einsatz einer zweiäugigen Spiegelreflexkamera und farbiger Diafilme im Format von vier mal vier Zentimetern löst sich Schmidts Fotografie von der Funktion des Hilfsmittels und wird selbst zum Medium seiner Kunst.

Die norddeutsche Landschaft, in der er schließlich heimisch geworden war, inspirierte Schmidts fotografische Arbeit ebenso wie sein literarisches Schaffen.

Gau-Bickelheim, 1950/51; © Arno Schmidt Stiftung BargfeldDie Ausstellung „Arno Schmidt. Der Schriftsteller als Fotograf“ im Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus umfasst rund 170 Bilder. Unter dem Titel „Vier mal Vier“ werden die nach 1964 entstandenen Farbdias Arno Schmidts zusammengefasst – nach ihrem Filmformat.

In den farbigen Landschaftsaufnahmen wechseln stille Detailbetrachtungen mit flächigen Kompositionen aus Waldrändern, Kornfeldern und Wolkengetümmel.

Blick auf Nachbarhäuser, 1962; © Arno Schmidt Stiftung Bargfeld Das Kompendium „SchwarzWeißAufnahme“ zeigt die früheren Bilder, die ihre Wirkung aus einer reichen Skala von Grautönen und der Ausgewogenheit der bildnerischen Mittel von malerischer Fläche und grafischen Elementen beziehen.

Hier gibt es auch Bilder, die Schmidts Ehefrau Alice aufgenommen hat – oder von denen die Autorenschaft nicht mehr nachzuvllziehen ist. Deshalb werden mitunter beide Eheleute als Fotografen genannt.

Lilienthal, An der Wörpe, 1957; © Arno Schmidt Stiftung Bargfeld Diese beiden Bildgruppen sind als Bücher im Suhrkamp-Verlag erschienen, jeweils herausgegeben von Janos Frecot unter den den nämlichen Titeln:

  • [amazon 351880250X]“SchwarzWeißAufnahme“ (ISBN: 978-3-518-80250-2, 49,90 Euro)[/amazon] und
  • [amazon 3518802100]“Vier mal vier“ (ISBN 978-3-518-80210-6, 49,90 Euro).[/amazon]

Arno Schmidt – Der Schriftsteller als Fotograf
Bis 13. September
Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, Uferstraße / Am Amtsteich 15, D-03046 Cottbus
Infothek und Kasse +49 (0) 355/49 49 40 – 40, info@museum-dkw.de
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr, Donnerstag 10 – 20 Uhr, Montag geschlossen

Arno Schmidt bei Wikipedia
Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus

2 Kommentare
  1. Torsten Müller
    Torsten Müller sagte:

    Schm. hätte nie auf Kosten irgendeiner parteipolitischen Organisation seine finanzielle Krücke gesehen, um Kunst zu machen. Brandt ohne Grass- ja. Grass ohne Brandt – einer unter vielen…..Böll, Andersch, Walser, Dürrenmatt, Frisch…………….unter vielen Großen (aber ohne Nobelpreis).

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