Ausfahrt zum Fischfang: Fata Morgana

Gegenlicht-Bilder mit hohem Kontrast können Bilder zu Tage fördern, die anders gar nicht zu sehen wären.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Günter Kutschke).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild ist während des Sonnenaufgangs im Sept. 2007 auf Rügen am Thiessower Strand gemacht worden, es ist ein Fischerboot, das zu Fang ausfährt. Bearbeitung in Photoshop mittels Tonwert- und Gradationskurve. Die Stimmung des Lichts und der Morgendunst haben im Wesentlichen zu dem Ergebnis beigetragen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Günter Kutschke:

Was hier die Blicke anzieht, ist ohne Zweifel der Morgennebel vor dem Leuchtturm in der Ferne, der sich in der Luft über dem Wasser spiegelt und zu der keulenförmigen Erscheinung über dem Horizont führt.

Das einfache Bild hat aber weit mehr zu bieten:

Die Komposition führt über die Nebelwalze wie durch einen Fingerzeig zum Fischerboot, das, durch den hohen Kontrast nicht klar vom Wasser abgehoben, auf Wolken in die Ferne zu tuckern scheint, die sich links ausserhalb des Bildes ausbreiten dürfte.

Spannend wird das ganze zudem durch den über der Szene hängenden Morgendunst, welcher im Kontrast zum Schattenriss im unteren Bilddrittel einen weichen, wattigen Verlauf und eine gelbliche Wärme generiert.

Ich habe versucht, mit einer Umkehrung der Gradationskurve (verkehrtes S: Anhebung der dunklen, Absenkung der hellen Werte) der ursprünglichen Szene auf die Schliche zu kommen: In Deinem Bild sind die Distanzen nämlich nicht mehr erfassbar, der Vordergrund, der das Bild ausmacht, scheint aus einer einzigen Ebene zu bestehen – was durchaus reizvoll ist.

Leicht angehobene Dunkel- und gesenkte HelligkeitswerteNach der Werteanhebung wird deutlich, dass das Fischerboot nicht auf der Horizontlinie, sondern näher am Standort des Fotografen in die See hinausfährt, und dass die eigenartig flockige Horizontlinie, die wie eine Verlängerung des Morgennebels wirkt und das Boot quasi auf Wolken fahren lässt, entweder hinter dem Horizont liegende Nebelschwaden oder Bäume der gegenüberliegenden Küstenlinie sind.

Die eigenartige Mischung von Härte und Weichheit, Kontrast und Verlauf, monochromer Buntheit und den klischierten, aber in ihrer hier gezeigten Komposition verträumt anders wirkenden Motive ergibt insgesamt ein faszinierendes Bild, das sich an wenige Regeln hält und nicht zuletzt deswegen den Blick zu bannen vermag und den Betrachter zur Ergründung der Inhalte bewegt.

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