Beatrice Apel/Renate Niebler: Konzentrationslager Flossenbürg

Das Konzentrationslager Flossenbürg: Die beiden Fotografinnen Beatrice Apel und Renate Niebler zeigen uns den Ort des Schreckens und die Überlebenden, so wie sie „im Hier und Jetzt“ sind.

[textad]Renate Niebler: David Tennenbaum; KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / © Renate Niebler

„In uns der Ort“ – so heißt die Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg: Der Ort ist mit den Menschen, die den Schrecken erleiden mussten, untrennbar verbunden.

Die Fotokünstlerin Renate Niebler hat dafür in den Jahren 2009 und 2010 insgesamt 54 Überlebende des Konzentrationslagers Flossenbürg fotografiert: „Die Idee war, die Überlebenden als Individuen zu zeigen, die im Hier und Jetzt leben“, sagt sie.

Die Biografien der Überlebenden lesen sich so wie die von Alexander Henryk Laks, heute Brasilien:

In Polen geborener Jude, Jahrgang 1927. War in verschiedenen Konzentrationslagern und im Vernichtungslager Auschwitz interniert. Kam Anfang 1945 nach Flossenbürg, wo sein Vater, von der Ruhr geschwächt, von einem Kapo erschlagen wurde.

Renate Niebler: Galina Kastrizkaja; KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / © Renate Niebler Renate Niebler erzählt in einem Interview, wie die Aufnahmen entstanden sind:

«Wir hatten in einem der Büros ein kleines Fotostudio aufgebaut. Anfangs gab es Überlegungen, die Überlebenden auf dem ehemaligen Lagergelände zu fotografieren. Letztlich haben wir uns dann aber doch für die Studiosituation entschieden. Die Idee war, die Menschen – ihre Körperhaltung, ihre Kleidung, ihre Blicke – ganz in den Mittelpunkt zu stellen, sie auf den Fotos für sich selbst sprechen zu lassen. Das gelingt im Studio am besten. Der schwarze Hintergrund lenkt nicht von der porträtierten Person ab. Gleichzeitig ist er in der Ausstellung das verbindende Element, das, was alle Bilder gemeinsam haben.»

Beatrice Apel: Aschepyramide, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / © Beatrice Apel Den Zusammenhang zwischen den Porträtierten und dem Ort Flossenbürg stellen die Fotografien von Beatrice Apel her.

Die Münchner Fotografin hatte sich Anfang 2011 mit der Kamera auf Spurensuche im Gelände der KZ-Gedenkstätte begeben. „Flossenbürg trägt als ehemaliges Konzentrationslager und als heutige Gedenkstätte zwei gegensätzliche Bestimmungen in sich“, sagt sie. Beide Identitäten seien im gegenwärtigen Zustand des Orts vereint. Im Interview erzählt sie, wie sie sich Flossenbürg genähert hatte:

«Wichtig waren alte Fotos und Erzählungen. Sie sind der einzige Weg, sich einer Vergangenheit anzunähern, die man selbst nicht erlebt hat.

Beispielsweise hat mich Kathrin Helldorfer von der Gedenkstätte durch das Gelände geführt und mir erklärt, wie es dort früher ausgesehen hat und welche Funktion die Gebäude, die heute noch stehen, früher hatten. Als Fotografin kann ich nur Spuren aufnehmen, die auf die Vergangenheit der Orte hindeuten. Zum Beispiel den Schornstein des ehemaligen Krematoriums. Bei abstrakten Dingen und Zusammenhängen stoße ich an meine Grenzen. Ein Bild für sich genommen kann niemals historisierend sein. Der Betrachter muss die Geschichte kennen, damit er es versteht. … Ich war mehrmals in Flossenbürg und habe die Orte sowohl im Winter als auch im Frühjahr fotografiert, um zu zeigen, wie sie sich mit den Jahreszeiten verändern.

Beatrice Apel: Ehemaliger Granitsteinbruch, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / © Beatrice ApelRenate Niebler lebt in München. Sie ist ausgebildete Fotografin, studierte Visuelle Kommunikation und Philosophie an der Universität Gesamthochschule Essen (heute Folkwang Universität der Künste), war als freie Fotografin in Deutschland und Großbritannien tätig und ist heute Dozentin für Fotografie an der Fakultät für Design, Studienrichtung Fotodesign, der Hochschule München. Auf Renate Nieblers Website erfahren wir mehr.

Die Münchnerin Beatrice Apel studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule München, später Malerei, Zeichnung und Fotografie an der Akademie der Bildenden Künste München. Heute arbeitet sie als Designerin und Freie Künstlerin, lehrt an der Hochschule München, Fakultät für Design.

Mit ihrer ersten selbst konzipierten Wechselausstellung schlage die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg ein neues Kapitel der Erinnerungsarbeit auf, sagte Gedenkstättenleiter Dr. Jörg Skriebeleit. Zur Erinnerung an das Geschehen und der Frage danach, wie die Überlebenden ihre Erinnerungen verarbeiten konnten, kommen nun die Bilder von heute,

Beatrice Apel/Renate Niebler: In uns der Ort
Bis 2. November
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Gedächtnisallee 5 – 7, D-92696 Flossenbürg
+49 (0) 96 03-9 03 90 0, information@gedenkstaette-flossenbuerg.de
Geöffnet Montag bis Sonntag 9 – 17 Uhr, Eintritt kostenlos

Renate Niebler
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

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