Beauty Porträt mit Extreme Makeup: Gehversuche in Blattgold

Auch Porträts sollte man Stück für Stück komponieren, grade dann, wenn man mit unbekannten Stilelementen experimentiert. Das Hilft, ungewollte Wirkungen zu identifizieren.Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Sören Spieckermann).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild ist Bestandteil eine Serie mit dem Thema „Extrem makeup“. Ziel, für mich als relativer Anfänger in dem Bereich, war einmal die Wirkung bestimmter Bildelemente in einem Portrait zueinander zu „erforschen“. in dem Fall hier war es ein Goldmakeup mit Blattgold, das als „Aufhänger“ dafür diente. Ich wollte ein Beautyportrait schaffen, bei dem verschiedene Elemente im Gesicht einer Person zusammen eine harmonische Einheit bilden. Zum einen eine starke Betonung der Augen durch ein relativ starkes Augenmakeup und als Gegengewicht dazu die Gestaltung der Mundpartie. Das Blattgold in der Unschärfe am Hals dient als „Hintergrundelement“ um auch noch die Schulterpartie miteinzubeziehen. Was mir persönlich nicht so gefällt, ist die Wahl des Oberteils. Das passt farblich und von dem Style her nicht ganz zu dem Glamour des Gesichts. Ist mir leider zu spät aufgefallen. Und auch in der Lichtführung gibt es noch Mängel. (insb. Haarlicht). Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dieses Bild zu sehr vom „aussergewöhnlichen“ des Makups lebt, und weniger durch die Komposition der Elemente und der Lichtsetzung. Was genau diesen Eindruck bei mir hervorruft kann ich leider nicht sagen. Deshalb meine Anfrage hier. Über ein kleines feedback würde ich mich freuen.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Sören Spieckermann:

Fotograf Spieckermann hat hier ein Fashionporträt geschaffen, bei dem sogenanntes „extreme makeup“ zum Einsatz kam.

Hinsichtlich des technischen Aspektes gibt es hier nicht viel zu kritisieren. Es ist gleichmäßig und weich beleuchtet, insgesamt professionell fotografiert. Du bemerkst selbst, daß dir die Beleuchtung nicht ganz gefällt. Da von den Haaren nur ein Bruchteil zu sehen ist, kann ich zum Haarlicht nicht viel bemerken. Allerdings werden Aufnahmen dieser Art traditionell von einer seitlich in einiger Höhe angebrachten großen Softbox beleuchtet. Ich denke aber aufgrund dieser Aufnahme, wie auch aufgrund der Aufnahmen, die auf der Webseite des Fotografen zum Thema „Fashion“ zu finden waren, werden sich Probleme wie Beleuchtung durch weiteres Probieren mehr oder weniger von selbst lösen, wenn sie denn welche sind.

Die Hauptfrage des Fotografen zielt aber auf Bildaufbau und –wirkung ab, und deshalb will ich mich dieser Frage im einzelnen widmen. Am Bildaufbau ist zunächst nichts auszusetzen. Das Modell ist gekonnt und dynamisch platziert, und der extreme Ausschnitt zwingt den Betrachter, sich auf das Gesicht zu konzentrieren. In vielen Porträts dieser Art, in denen das Makeup das bestimmende Element ist, konzentrieren sich Fotografen eher vollkommen auf das Gesicht. Darin liegt auch das Hauptproblem des vorliegenden Bildes, und das hast Du durchaus korrekt erkannt: ZWar wird man als Betrachter gezwungen, sich auf das Gesicht zu konzentrieren, davon lenken aber sowohl die sichtbare, nackte linke Schulter, als auch das Gold am Hals ab.

Grundsätzlich wird extremes Makeup dann eingesetzt, wenn ein Effekt erzeugt werden soll, der über das normale Beautyporträt hinausgeht. Der Fotograf will schockieren, erstaunen – er will, daß man sich nach dem Modell, dem Foto umdreht. Das ist hier durchaus gelungen, denn das Foto erregt Aufsehen. Neben dem Gesicht wollte der Fotograf hier auch den Hals und die Schultern einbeziehen, aber als Hintergrund.

Der Einsatz von Blattgold verrät Kreativität und den Mut zum Experiment. Ich teile Deine Meinung, daß das Oberteil des Modells zu wenig glamourös sei. Die linke Schulter, die hell unter dem schwarzen Top vor dem schwarzen Hintergrund hervorsticht, wirkt denn auch etwas störend. Ich würde entweder die Schultern vollkommen/mehr entblößen, oder sie vollkommen/mehr bedecken, wobei ich spontan zu ersterem tendiere.

Ich habe auch mit dem Gold etwas experimentiert und kam zum Schluß, daß das Gold auf dem Hals in diesem Foto nicht wirklich ein Hintergrundelement bildet, sondern trotz der Unschärfe diesen Teil des Bildes für sich vereinnahmt. Es ist glänzend, großflächig, und lenkt den Blick automatisch mehr auf sich als die anderen Stellen, auf die das Gold aufgetragen wurde. Dadurch wird es Teil des Vordergrundes, soll es aber nicht sein, und dieses ist wohl der Grund, warum das Bild die Reaktion des Fotografen hervorruft, die es hervorruft. Kurz: mich stört es bei dieser Pose da, wo es ist. Ich persönlich würde in diesem Fall das Gold auf dem Hals einfach weglassen – das Makup ist auch so noch aufregend genug, man dreht sich nach diesem Foto um.

Ansonsten würde ich mich persönlich freuen, noch andere Versionen dieses Themas zu sehen, vielleicht andere Spielarten des Blattgoldes, über das hinausgehend, was auf Deiner Webseite zu sehen ist.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare
  1. Sören
    Sören sagte:

    Hallo,
    erstmal herzlichen Dank für das Review des Bildes.
    Hat mir für meine aktuelle Planungsphase , für das nächst Shooting in dem Bereich, doch einige neue Anhaltspunkte gegeben. Sollte ich eine neue Idee aus dem Bereich umgesetzt haben, werde ich das hier posten (bzw. neues Bild einreichen).

    Gruß
    Sören

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