Berglandschaft: Das fehlende Element

Gerade in der Landschaftsfotografie müssen die Regeln bisweilen gebrochen werden, um Spannung zu erzeugen. Die klassische Postkartenaufnahme wirkt häufig flach, weil ein echtes Zusatzmotiv fehlt.

Bild

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© David Lienhard). – Canon EOS 400D – 1/400s – f/13 – ISO 200 – 18mm (27mm)

Kommentar des Fotografen:

Am 31. Dezember auf dem Dachberg im Skigebiet von Vals aufgenommen.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von David Lienhard:

Dieses Foto scheint alle Grundregeln der Fotografie zu befolgen: Es ist ein Landschaftsbild und vom Vorder- bis zum Hintergrund absolut scharf. Es befinden sich Objekte im Vordergrund, die unser Augenmerk auf sich lenken, und dann unseren Blick tiefer ins Bild ziehen:

Nämlich zum Hauptobjekt im Hintergrund, den Zwillingsgipfeln. Diese sind fast genau oberhalb der Linie des Goldenen Schnitts positioniert. Außerdem ist das Bild voll mit Dreieckskompositionen, also mit vielen verschiedenen dreieckigen Formen, die von der Gestalt und den Linien der Berge gebildet werden und unseren Blick durch das Bild führen.

Jedoch ist mir trotz all dieser Techniken das Foto zu ruhig und vielleicht sogar zu eintönig. Es ist etwas, was wir schon oft gesehen haben, trotzdem ist es eine ordentliche Studie eines Berggipfels, der noch von Menschenfüßen unberührt sein könnte.

Aber um das besser zu demonstrieren, und um uns mehr von dem Eindruck der Größe und des Umfangs der Gipfel zu vermitteln, hätte ich gern mehr von den Wolken und den Bergen im Hintergrund im Bild gehabt. Ansonsten wäre es eine Möglichkeit gewesen, das Foto lebendiger zu machen, indem man ein Paar bunte Ski und –stöcke ins Bild rückt, oder einen Wanderer im Schnee, der gerade auf dem Weg zum Gipfel ist, abbildet.

Das hätte das ruhige, makellose Gefühl des Fotos ruiniert, aber es hätte zugleich eine Art Ausgewogenheit, einen menschlichen Aspekt und etwas Farbe hinzugefügt.

In Fotografien hat weißer Schnee oft einen blauen Schimmer. Wie im Beispiel gezeigt, ist das leicht mit der Auswahl unserer Werkzeuge in der digitalen Dunkelkammer zu beheben. Hier könnte man die «Selektive Farbkorrektur« und dann «Tonwertkorrektur« benutzen, um die Farben zu reinigen und den Kontrast leicht zu verstärken.

Obwohl ich nicht denke, dass dies ein schlechtes Foto ist, ist es trotzdem etwas, was wir schon oft gesehen haben. Um es interessant zu machen, wäre es nötig, entweder ein Element hinzu zu fügen, oder es in einer Gedanken anstoßenden Serie zu präsentieren

In der Rubrik «Bildkritik» analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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1 Kommentar
  1. david
    david sagte:

    Vielen Dank für die Kritik. Hat mich sehr gefreut, als ich mein Bild im Feedreader gesehen habe.
    Mit einem zusätzlichen Element hätte es wirklich etwas mehr Abwechslung. Vielleicht rote Ski mit Stöcken.

    Antworten

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