Bildkritik: Reduzierte Farbenpracht

Farben und Formen gut kombiniert ergeben ein gutes Bild und erzählen im besten Fall eine Geschichte.

[textad]

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Bernhard Bader).

Kommentar des Fotografen:

Strassenverkäuferin in Peru beim Bohnen schälen und sich unterhalten.

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Bernhard Bader:

Bernhards Fotografie würde ich eher in die Kategorie „street-photography“ einordnen als abstrakt. Was mir bei diesem Bild sofort ins Auge gefallen ist, sind die Farben. Wie so oft sehen wir die Bilder ja erst einmal nur klein irgendwo und entscheiden dann in Sekundenbruchteilen darüber, ob wir es näher betrachten wollen oder weiter „blättern“, also kein weiteres Interesse an der Abbildung haben.

Da hier sehr schön mit den Komplementärkontrasten der Farben Orange/ Blau und Rot/ Grün gearbeitet wurde oder besser gesagt diese im Bild vorkommen, wird das Motiv schon mal als interessant wahrgenommen. Was mir aber hier noch besonders gut gefällt, ist die Reduktion auf diese wenigen Farben vor der eher einfarbigen Wand. Ich weiss, dass es in Peru schon sehr farbenfroh zugehen kann. Somit hat Bernhard einen guten Blick bewiesen, als er dieses Paar fand. Auch der Bildaufbau ist ihm durch den richtigen Augenblick des Auslösens gelungen. Ich habe in dem Bild einmal die Blickführung eingezeichnet, zumindest die, welche mein Blick bei der Betrachtung nahm.

Hier ist sehr schön das Zusammenspiel der Augenpaare zu sehen, selbst wenn wir diese nicht wirklich sehen. Ich war ja auch erst versucht, das Bild noch zu beschneiden, sodass nicht so viel Leerraum links der Frau vorhanden ist, aber gerade dort finde ich noch ein spannendes Detail, den Stromzählerkasten und die zu ihm führende Kabelverlegung. Diese wiederum führt mich zu den verscheidenen Obst- und Gemüsesorten. Ein weiteres kleines Detail ist das Kreidekreuz oben rechts, zu dem der Strich an Wand und Tür führt. So ergeben sich, bestimmt nicht geplante aber doch spannende Formen im Bild, die diesem helfen den Rezipienten länger gefangen zu nehmen.

Alles in allem eine gelungene Momentaufnahme eines farbenfrohen Motivs ohne die Augen zu übersättigen.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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5 Kommentare
  1. Peter Bundrück
    Peter Bundrück sagte:

    Unabhängig von allen Lienen finde ich das der Hintergrund das wichtigste Element in diesem Bild ist.
    Er bietet die perfekte Leinwand um die Farben zum Leuchten zu bringen und bringt gleichzeitig eine interessante struktur mit ohne unruhig zu wirken.

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  2. Reinhard Witt
    Reinhard Witt sagte:

    Ja, na klar… :-) Als erstes sieht man ROT…

    Doch das allein genügt mir nicht. Denn wie ich anfangs sagte; das Dreieck stach mir sofort ins Auge, dieses schöne gleichschenkelige Dreieck – positiv natürlich.
    Dann hätte man meiner Meinung nach knapp unter dem Stromkasten schneiden können. Die obere Informationen halte ich nicht für so bildwichtig, als das sie noch zusätzlichen Stoff bringen könnten, der zur Spannung beiträgt.
    Außer eben einen Zustand der zum dortigen Zeitpunkt da war.

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  3. Wolfgang
    Wolfgang sagte:

    Da kann man mal wieder sehen, wie unterschiedlich wir sehen ;-)
    Mein Blick geht sofort zum farblichen Ensemble, das die rote Hose (Signalfarbe!) und die Waren bilden. Danach folge ich dem Blick der Person in der Mitte und sehe den Jungen. Alles andere sehe ich danach, weil ich das Bild interessant genug finde, um etwas länger zu schauen.

    Gruß
    Wolfgang

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  4. Reinhard Witt
    Reinhard Witt sagte:

    Interessant, was Thomas da in Sachen Linienführung im Bild beschreibt – das sind für mich Elemente des Grundwissens in der Fotografie. Damit werden Bilder gestaltet und komponiert – jetzt noch die richtigen „Farben“ – :-) ja, das geht auch in SW, und fertig ist das Kunstwerk.
    Wenn es doch so einfach wäre… Einfach? Ja, es ist einfach, wenn man das Auge dazu hat. Wirklich! :-) Und gerade deshalb KANN es eben nicht jeder.

    OK, Linienführung… Schade, dass ich das Bild nicht runter laden und wieder neu einstellen kann, denn ich sehe da eine völlig andere. Das liegt sicherlich auch daran, dass ich die Angewohnheit habe oftmals Details die mir nicht wichtig erscheinen „verschlucke“…

    Ich versuche es mal zu beschreiben:

    Ich sehe zunächst eine Grundlinie, die der Boden bildet. Zwei weitere Diagonalen zum Dreieck ergeben sich durch die „Anhäufung“ der Waren links und die Blickrichtung der beiden Personen rechts. Das allein sorgt schon für Spannung im Bild. Die Zusammenstellung der Farben ist eher zufällig aber stimmig.

    Alles andere ist für mich „Lokalcolorit“ und nur „bildunterstützend“… nicht mehr – aber auch nicht weniger.

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Trackbacks & Pingbacks

  1. Bildkritik sagt:

    […] ein Beispiel vom Fotografen Bernhard Berger, was bei Fokussiert zur Bildkritik eingestellt wurde und von Thomas Rathay besprochen […]

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