Bildkritik und Fotografie: Warum „gefällt mir“ nutzlos ist

Eine Bildkritik sollte eine Beurteilung sein und kein Urteil. Der Unterschied? Ersteres hat Einfluss auf mein Können, letzteres nur auf die Stimmung.

Wow! Applaus und Kritik sind zwei verschiedene Dinge. (Foto MadJack Photography)

Wow! Applaus und Kritik sind zwei verschiedene Dinge. (Foto MadJack Photography)

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Ronny Ritschel ist kürzlich hier auf fokussiert.com in den Genuss einer Bildkritik gekommen. Ich sage das absichtlich so hochgestochen. Denn es mag sich jeder von uns fragen, wann er das letzte mal eine substantielle Einschätzung eines seiner oder ihrer Bilder durch einen Profi mit 30 Jahren Erfahrung erhalten hat (Ronny hat darüber gebloggt und sein Publikum auf Blogtimes nach ähnlichen Erfahrungen gefragt).

Ist nicht so wichtig, mag jetzt die eine oder der andere denken: Auf flickr kriege ich zu jedem publizierten Bild zehn, fünfzehn Beurteilungen von anderen.

Das stimmt nicht.

Auf flickr drücken in aller Regel einige Dutzend Leute zu meinen Bildern aus, ob sie ihnen gefallen oder nicht. „Grossartiges Bild!“ – „Tolle Perspektive!“ – „Das wirkt so unreal“ sind, in der Summe gesehen, vielleicht Streicheleinheiten für mein Ego. Aber die bringen mich keinen Millimeter vorwärts. Es sind Urteile, keine Beurteilungen.

Als ich angefangen habe, meine Bilder auf photo.net zu präsentieren, war ich gebauchpinselt, wenn ein Foto binnen 24 Stunden eine hohe Zahl an hohen Bewertungen in den beiden Kriterien „Ästhetik“ und „Technik“ erhielt. Umgekehrt verstörte es mich, wenn mir jemand in einem Kommentar erklärte, dass die Komposition falsch ist und der Weissabgleich nicht stimmt.

Irgendwann kriegte ich dann – wie viele namentlich bekannte Mitglieder – von Trollen konsequent die schlechtesten Noten für meine Bilder. Erst jetzt begann ich mich zu fragen, wer denn die Leute sind, die meine Fotos benoten – und warum ich mir darauf etwas einbilden oder mich dadurch entmutigen lassen sollte.

An diesem Punkt spätestens dämmerte mir, dass die Kommentare mit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Komposition, der Tonwertverteilung und der Perspektive – so harsch und schmerzlich sie bisweilen waren – viel wertvoller sind als von anonymen Menschen hingeklickte Noten: Allein der Umstand, dass sich jemand die Mühe machte, ein paar Sätze zu meinem Bild zu schreiben, ist eine verdankenswerte Würdigung meiner Arbeit. Mit manchen Kritikern kam es zu Dialogen, und insgesamt hat mich die Hand voll Aussagen von anderen leidenschaftlichen Fotografen unendlich viel weiter gebracht als Hunderte von Punktbewertungen.

[bildkritik]

Damit wir uns verstehen: Es ist nicht falsch, seine Arbeit herumzuzeigen und sich an positiven Urteilen zu erfreuen.

Es ist falsch, seine fotografische Weiterentwicklung darauf aufzubauen.

Denn die Aussagen, die wir unter diesen Umständen erhalten, sind persönliche Urteile; sie sind absolut, individuell und am Geschmack des befragten Individuums orientiert. Sie sind selten nachvollziehbar, weil die urteilende Person noch nicht mal in Worte fassen kann, warum ihr das Bild gefällt oder eben nicht (wofür man ihr keinen Vorwurf machen sollte).

An dieser Stelle kommt regelmässig der Einwand, dass das keine Rolle spiele und einzig die erste Wirkung von Bedeutung sei. Expressionistische Puristen können diesen Ansatz vertreten, ich lehne ihn ab. Denn ich kann persönlich durchaus ein Bild für „gut“, „heraus-“ oder sogar „hervorragend“ halten, ohne dass es mir persönlich „gefällt“.

Warum?

Genau darin, das zu begründen, liegt der Wert einer echten Bildkritik. Sie soll kein Urteil, sondern eine Beurteilung sein. Gemäss dem französischen Philosophen Michel Foucault liegt der Zweck der Kritik nicht in der Trennung von gut und schlecht, sondern in der Sichtbarmachung des Bewertungssystems selber.

Das ist arg vereinfacht, aber es hilft, meinen Punkt zu verdeutlichen: Wenn meine Freundin mir sagt, dass ihr eines meiner Bilder nicht gefällt, und auf Nachfrage sagt, dass sie violett nicht mag, habe ich etwas über meine Freundin gelernt, aber nichts über mein Bild.

Wichtiger als die eigentliche Einschätzung der Qualitäten einer Fotografie ist in der Bildkritik deswegen die Aufzählung dieser Qualitäten und die Begründung, warum sie in einigen Fällen erfüllt sind und in anderen nicht.

Das ist für den Fotografen oder die Fotografin wertvoll, weil er oder sie nicht nur Bewertungen erhält, sondern die Kriterien dazu: Massstäbe, die ich bisher an meiner Arbeit noch gar nicht angewendet habe oder die ich nicht kannte. Ich kann also sogar einen Nutzen ziehen aus einer Bildkritik, deren Urteil ich nicht teile, weil ich aus der Beurteilung Dinge entnehme, die mir neu sind oder auf die ich bisher kein Augenmerk gelegt habe.

Eine Bildkritik ist eine Sammlung von Aussagen und Begründungen: ein Argumentarium, dessen einzelne Punkte diskutiert und durchaus auch verschieden betrachtet werden können. Ob die tendenzielle Aussage des Kritikers positiv oder negativ ist, muss für den Schöpfer der Fotografie nicht unbedingt von Belang sein.

In Ronnys Posting und in den Kommentaren dazu ist mehrfach die Rede von der Furcht vor negativer Kritik (oder auch davor, sie abzugeben). Das ist eine bedauernswerte Einschätzung, der wir alle wohl unterliegen. Denn genau betrachtet ist die schlimmste Kritik, wir auf ein Foto abgeben können, „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ – es lässt den Kritisierten völlig allein und ist gewissermassen die Verweigerung, etwas substantielles zu sagen.

Während ich das im Freundeskreis gerne akzeptiere, stört es mich in Kreisen von Leuten, die alle behaupten, von Fotografie eine Ahnung zu haben: Von denen darf ich doch erwarten, dass mich an ihrem Wissen teilhaben lassen und sich mit meinem Bild entweder auseinandersetzen – oder dazu schweigen.

Dass Aufgrund von Ronnys Text der People-Fotoprofi Michael Gelfert auch eine Bildkritik ins Leben gerufen hat, ist in diesem Zusammenhang ein erfreuliches Zeichen.

29 Kommentare
  1. Neydhart Gierling
    Neydhart Gierling sagte:

    Moin,
    ich kann mich mit Deinen Erfahrungen und Gedanken sehr identifizieren.
    Gleichwohl gebe ich zu bedenken, in welchen Kreisen wir uns oft bewegen.
    Ich lade meine Bilder in der „fotocommuity“ hoch, weil es mir auch um „Com-
    munity“ geht. Leider ist dies immer weniger anzutreffen. Diskussionen, An-
    merkungen verflachen immer mehr, verschwinden. Nur wenige sind dabei,
    sind engagiert. Daher veröffentliche ich nur noch Themenbilder, bei denen
    es mir nicht um „Fotografie“ geht, sondern um ein „Bild zum Thema“. Seither
    bin ich sichtlich zufriedener mit diese Foto-Plattform.
    Täglich werden Millionen Fotos hochgeladen. Mir ist das alles zuviel. Und mir
    immer eine „gute Anmerkung/Kritik“ auszudenken, dazu habe ich immer weni-
    ger Lust. Und warum dies, weil es verschwendete Energie ist. Die meisten so-
    gennanten Fotgrafen und Gräfinnen sind zu blöde oder zu faul, eine sinnstiften-
    de Anmerkung zu schreiben. Alle wollen letztlich IHRE Bilder betrachtet wissen,
    möglichst mit vielen Klicks und „Anmerkungen“. Echter Austausch ist nur in ei-
    nem sehr kleinen Kreis / Rahmen möglich, da, wo noch Idealismus vorherrscht
    und der Wille, sich selber weiterentwickeln zu wollen. Letztlich lese ich in den
    sogenannten Fotozeitschriften immer öfter: brechen Sie mit den Regeln.
    Nun denn, jeder macht die Fotos, die ER für gut empfindet. Was soll ich dazu
    noch sagen.

    Antworten
    • dierk
      dierk sagte:

      teilweise bin ich deiner Meinung, aber warum nutzt du dann hier nicht die Gelegenheit, dich konstruktiv mit den Bildern auseinander zu setzen?

    • Richard
      Richard sagte:

      Ich kann nicht mit allem einverstanden sein, was Du schreibst. Mit den Fotocommunitys hast Du recht aber die Leute sind da nicht zu blöd, wie Du schreibst, sondern überzeugt, dass man Lobhudelei betreiben soll und muss. Sie glauben, dass darum geht.

      Ich wurde gesperrt, beschimpft und sonstiges nur, weil ich ein paar kritische Worte zum Bild geschrieben habe. Die meisten kapieren einfach überhaupt nicht worum es wirklich geht. Den Betreiber ist das egal, die wollen Masse sowohl an Bilder wie an User und haben keine Interesse an fachlichem Austausch.

      Die Plattform habe ich erst vor kurzem entdeckt. Mal sehen.

      Schöne Grüße
      Richard

  2. Istvan Lörincz
    Istvan Lörincz sagte:

    Ich stimme zu. Ein hoher Anzahl an „gefällt mir“ bringt mich nur noch mehr ins grübeln – wies eigentlich ist das Foto gut? So kommt man nicht weiter. Es ist nur ein herumraten. Auch aus diesem Grund schiesse ich tonnenweise Fotos, und was gutes zu finden, versuche dann instinktiv das Foto zu bewerten. Also wieder nur raten.

    Antworten
  3. Werner Reichel
    Werner Reichel sagte:

    Meinen langjährigen Erfahrungen nach hat mir das Studieren und Analysieren anerkannt guter Bilder / Fotos wirkungsvoller geholfen
    als die oftmals von wenig erfahrenen Fotografen / Betrachtern abgegebenen Einschätzungen.
    — Fotografieren kann jeder der sehen kann.
    Sehen lernen kann jedoch länger dauern.
    Sehen lernen durch Gutes sich ansehen !

    Werner Reichel

    Antworten
  4. Thomas
    Thomas sagte:

    In einem zweiten Artikel werde ich mich mit den Kriterien einer Bildkritik als Argumentarium befassen.

    hi,

    ich wüßtw gerne wo ich den 2. Artikel (sh .Text-Snippet) finde, bzw ob es den überhaupt gibt.

    bitte mal den linkm posten.

    danke
    thomas

    Antworten
  5. Uwe S.
    Uwe S. sagte:

    Zum Thema Bildkritik ist an dieser Stelle schon alles Wesentliche gesagt worden, und bis auf wenige Ausnahmen sind die Kommentare in diesem Blog auf dem richtigen Weg. Danke

    Esther spricht die Diskussionskultur in diesem Blog an. Ich stimme mit ihr überein und möchte die Profis aufrufen, Mut zur Lücke zu haben, und ihre Kritik auf einige wichtige Punkte zu beschränken. Das hilft einerseits den Fotografen weiter ihre Bilder zu verbessern, bietet andererseits den Lesern die Möglichkeit, ergänzende Bemerkungen zu machen. Dann würde sich die Diskussion öfter mit der Fotografie befassen und weniger intensiv mit den Kritikern.

    Antworten
  6. Esther Bachmann
    Esther Bachmann sagte:

    Die Bildkritiken sind für mich ein Fundus und bieten Anregungen, um in eigene Arbeiten einzufliessen. Das schätze ich sehr. Danke.
    Wie alles, hat diese professionelle Kritik auch eine Kehrseite. Irgendwer hat mal vor einiger Zeit gefragt, warum hier nicht mehr diskutiert werde. Einer Profikritik noch etwas anzufügen ist schwierig oder schlicht und einfach nicht mehr nötig.

    Antworten
  7. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    Danke allen für Eure Beiträge. Wie gesagt, komme ich etwas eingehender auf die Art der Kritik oder vielmehr die Arten der Kritik zurück.

    Ich möchte hier bloss noch betonen, dass es nicht darum geht, Äusserungen von Laien und Freunden abzuwerten: Sie sind von grosser Bedeutung. Ich möchte vielmehr dazu ermuntern, sie in mehr als drei Worte zu fassen und nicht zu Gefälligkeiten werden zu lassen.

    Antworten
  8. Christian Gruber
    Christian Gruber sagte:

    Frei von der Leber:
    Ganz ehrlich gesagt habe ich mich noch nicht so wissenschaftlich mit der Art und Systematik der Kritik beschäftigt. Das ich hier Fotos einreiche, um -konstruktives,negatives – Feedback zu erhalten ist mir aber klar. Negativ, weil ich bisher eigentlich Fotos gesendet habe, die nicht ganz funktionieren. Darum bringt mir auch diese “ http://fokussiert.com/2011/01/03/zwei-vollprofis-im-kritikerteam-100-euro-fuer-das-beste-bild/ “ Neuerung nichts (ok Geld kann ich immer gebrauchen), um nicht gar zu sagen, stoßt auf unverständnis. Sieht man von vereinzelten Ausrutschern ( http://fokussiert.com/2010/12/20/beinschnappschuss-kunst-ist-kein-zufall/ ) von Einreichern ab, ist es für mich lehrreicher schlechtes beim Namen nennen zu können, als sehr gute Fotos noch zu verbessern. Andererseits ist es doch auch hilfreich, sich mit gelungenem zu beschäftigen. Also kurz gesagt bin ich mit der Art und weise wie hier kritisiert wird zufrieden. Wenn ihr Kritik an der Art von Kritik verringern wollt, passt am besten die „Bilder zur Kritik einreichen“ Seite an.

    Antworten
    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Christian: Negatives und offensichtliche Fehler in Bildern helfen zweifellos am Anfang am meisten – aber je mehr wir lernen, desto aufregender wird es, in richtig guten Fotos noch Verbesserungspotential zu finden. Nach dem fünfundreissigsten kippenden Horizont und dem verpassten goldenen Schnitt nutzt sich die Kritik doch langsam ab.
      Zugleich verlieren fortgeschrittene Fotografen und Fotografinnen die Lust, Bilder einzureichen, weil sie denken, dass es zu ihrem Niveau nichts mehr zu sagen gäbe.

      Also haben wir als kleine „Prämie“ den Monatspreis eingeführt – und prompt eine durchaus grössere Varietät von Bildern und eine grössere Bandbreite im Niveau verzeichnen können (womit gesagt ist, dass wir weiterhin Bilder jeder Stufe besprechen werden).

      Das erhöht die Herausforderung an die Kritikerin und die Kritiker: Es ist doch etwas anspruchsvoller, an einem bereits sehr guten Bild einerseits Verbesserungspotential zu finden oder auch aufzuzeigen, warum es ein gutes Bild ist. Darin liegt ein weiterer Reiz: Mit jeder Kritik lernst Du als Kritiker selber wahrscheinlich mehr als die Leser. Probier’s aus und kritisiere mal einige Bilder von Bekannten und Unbekannten! Das nützt Dir ebenso wie ihnen.

      Wenn ihr Kritik an der Art von Kritik verringern wollt, passt am besten die “Bilder zur Kritik einreichen” Seite an.

      Es wäre falsch, wenn wir Kritik vermeiden wollten, oder nicht? Wir sind dankbar für Hinweise und Einwürfe und sachliche Kritik. Ich verstehe jetzt auch nicht ganz, was Du mit Anpassungen der Upload-Seite meinst – kannst Du das ausführen?

    • Christian Gruber
      Christian Gruber sagte:

      Nicht Kritik an sich vermeiden, sondern Kritik – oder nennen wir es Erstaunen – an der Methodik und Vorgehensweise der Profikritik. Wenn man nicht vorher ein paar Beiträge hier gelesen hat, ist man sicher überrascht, was einem alles zu einem Bild erzählt wird. Natürlich soll auch über den Inhalt einer Kritik diskutiert werden. Dadurch haben zweifellos alle was davon.

      Anpassen der Uploadseite in dem Sinne, das dem Neuling ein, zwei Sätze eine Ahnung von richtiger Kritik geben. Ein Kurz – Kurt (vgl Kurt unten) gewissermaßen.

      Oder so ein Zitat beispielsweise:
      Ich habe niemals in meinem Leben irgendetwas von einem Menschen gelernt, der mit mir übereinstimmte.“
      Dudley Field Malone (Amerikanischer Bürgerrechtler, 1882-1950)

      Ansonsten empfehle ich:
      Weiter so wie bisher.

  9. Michael
    Michael sagte:

    Sehr interessanter Artikel, denn um die Art, Bilder zu besprechen geht es bei uns im nfac auch oft. Das merkt man sehr oft daran, dass viele, die aus diesen „Gefällt mir“-Communities zu uns ins Forum kommen, oft nicht lange bleiben, weil es es nicht gewöhnt sind — in ihren Augen negative — Kritik zu bekommen. Oft heißt es dann „Aber in einem anderen Forum/Plattform hat dieses Bild die besten Kritiken bekommen“.

    Die Frage ist in meinen Augen auch, ob die meisten Leute wirklich bereit sind, sich einer Bildbeurteilung zu stellen? Oder ob es um Bestätigung, um Bauchpinselei geht? Ich denke, auch letzteres ist nicht schlecht und das braucht jeder mal. Aber zur fotografischen Weiterentwicklung ist es vielleicht nicht sehr hilfreich. Zum Durchhalten schon, wie Ute weiter oben schon schrieb. Das sehe ich auch so.

    Antworten
  10. Dr. Thomas Brotzler
    Dr. Thomas Brotzler sagte:

    Ein guter und wichtiger Artikel, der auf die oft zermürbende und das kreative Potential eher bremsende Realität eines „Pendelns zwischen Jubeln und Schweigen“ in Fotoclubs und -gemeinschaften hinweist.

    An und für sich böten Fotoclubs und -gemeinschaften viele Chancen: den Zeigenden dahingehend, daß sie ihre Arbeiten an einer aussagekräftigen Reaktion messen könnren; den Betrachtern dahingehend, daß sie sich im Sinne einer Sehschule die Grundbegriffe einer konstruktiven Kritik aneignen könnten.

    Letzteres fällt mit dem üblichen „gefällt“ oder „+++“ leider flach, und damit ist auch die Chance einer solchen gemeinsamen Lernerfahrung vergeben – denn sich im Betrachten und Beschreiben der formalen und inhaltlichen, atmosphärischen und emotionalen Bildaspekte zu üben, hilft dem Betrachter letztlich selbst, seine eigenen Arbeiten künftig voranzubringen.

    Antworten
  11. Sofie Dittmann
    Sofie Dittmann sagte:

    eigentlich sollte ich mich wohl offiziell als blogauthor äußern, aber ich kann pits artikel nur mit unterschreiben. „super foto“ bringt mir garnichts, und wenn es von „kollegen“ entsprechen geäußert wird, bin ich schon fast beleidigt.

    was man als fotograf eigentlich braucht, ist einen mentor – ich selbst wünschte mir, ich hätte einen. ich habe schon oft diskussionen nachträglich weitergeführt, nachdem eine kritik veröffentlicht wurde, und es war jedes mal äußerst produktiv, auch für mich. wir können bei fokussiert nur das beurteilen, was man uns als fotos einreicht. ihr alle bestimmt das angebot hier.

    manchmal „stolpert“ man als kritiker über wirklich bemerkenswerte fotos, und die sind dann wirklich ein genuß – auch wenn sie nicht perfekt sind. experimentell, emotional fotografiert… irgendwie bleibt man hängen.

    für mich persönlich sind perfekte studiofotos genauso schwer zu besprechen wie schlecht fotografierte amateurfotos. wir suchen uns generell fotos aus, von denen wir annehmen, daß sie unseren lesern etwas „bringen“ könnten, als lehrbeispiel sozusagen. aber wir können eben nur wählen, was ihr uns einreicht….

    Antworten
  12. Mick
    Mick sagte:

    „Während ich das im Freundeskreis gerne akzeptiere, stört es mich in Kreisen von Leuten, die alle behaupten, von Fotografie eine Ahnung zu haben: Von denen darf ich doch erwarten, dass mich an ihrem Wissen teilhaben lassen und sich mit meinem Bild entweder auseinandersetzen – oder dazu schweigen.“

    Der Absatz ärgert mich jetzt aber ganz schön!
    Offenbart wieder die inzwischen typische Nehmer-Einstellung unserer (foren-)Gesellschaft. „Ich darf erwarten, das man mich an fremdem Wissen teilhaben lässt…“.
    – Ach ja? Darf man das erwarten? Ich finde es höchst undankbar und als Verachtung und Geringschätzung der Leistungen und des Wissens von anderen, wenn man so etwas erwartet!

    Antworten
    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Mick: Bitte den Satz zu Ende lesen:

      …und sich mit meinem Bild entweder auseinandersetzen – oder dazu schweigen

      Mit dem Schweigen bin ich auch einverstanden. Ausserdem ist geben seliger denn nehmen, also solltest Du Dich nicht ärgern…

    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      PS: Wenn ich mich einem Forum über Fotografie anschliesse, dann bringe ich mich dort auch ein – und finde durchaus, dass ich dann erwarten kann, dass die andern umgekehrt in einem kollektiven Austausch ihr Wissen mit mir teilen. Das ist der Zweck des Forums. Wieso das geringschätzend sein soll, leuchtet mir nicht ein.

  13. Julian
    Julian sagte:

    Kritik darf und soll durchaus kritisch sein.
    Sie muss allerdings konstruktiv sein.

    Bedeutet:
    Aussagen wie „gefällt“ oder „alles scheiße“ bringen einen nicht weiter.
    Wie weit man ins Detail geht sollte jedoch vom Können/Kenntnisstand/Anspruch des zu Kritisierenden abhängig gemacht werden.

    Antworten
  14. Ute Schmidt
    Ute Schmidt sagte:

    Ahoi.

    Ich kam hier letztes Jahr auch in den Genuss einer Bildkritik und habe davon definitiv profitiert. Es hat mich sowohl ermutigt als auch bestätigt – und auch angestachelt, mich mit bestimmten Aspekten des Fotografierens noch mehr zu beschäftigen.
    Daher: Danke an alle hiesigen Bildkritiker für Ihre Arbeit, Mühe, Bereitschaft, sich mit den eingesandten Bildern zu beschäftigen und ihre Beurteilung in verständliche Worte zu fassen.

    Gefällt-mir-Aussagen halte ich dennoch nicht für nutzlos – nicht unbedingt aussagekräftig, aber auch nicht komplett unnütz. Gefallensbekundungen auch der Art, dass ein Freund nicht wisse, WAS daran so schön sei, aber mein Bild gefalle ihm sehr und er möchte gern mehr davon sehen, haben mich jedenfalls „angestupst“ und weitermachen lassen.
    Ich denke mittlerweile gern nach, was mir an einem – eigenen oder fremden – Bild gefällt, was das Besondere daran ist, was aus meiner Sicht die Bildaussage ist, warum es auf mich wirkt – oder auch: warum ich es für nur durchschnittlich halte. Ich denke auch darüber nach, was man hätte verbessern können bei der Aufnahme.

    Dennoch folge ich gelegentlich gern dem Rat von Tex Rubinowitz:
    „Wenn dir etwas gefällt, analysiere es nicht, sondern tanze dazu.“

    Das ist nicht universell anwendbar, oft ist Analyse sinnvoll und hilfreich, wenn man etwas dazulernen will. Aber manchmal genügt es mir, einfach „unverkopft“ zu genießen. Da bin ich Dilettant im buchstäblichen Sinne (delectare = sich erfreuen). ;-)

    Antworten
  15. matidio
    matidio sagte:

    Sehr schoener Artikel, der das Problem der vermeintlichen Bildkritiken in Social Networks wie Flickr, Smugmug etc. auf den Punkt bringt. Ein Grund, warum ich mich daraus zurueckgezogen habe.
    Auch in „Fotoamateurclubs“ trifft man oft auf das gleiche Problem. Wenn versucht wird eine scheinbar professionelle Bildkritik an einem Foto eines Mitglieds aufzuziehen. Oft ist es eben das mangelnde Wissen wie eine Bildkritik aufzubauen ist plus mangelnde Grundkenntnisse bzgl. Kompositionslehre, Farbenlehre usw. was den durchaus positiv gemeinten Versuch scheitern laesst.
    Ich habe bisher leider nur wenige Seiten im Netz gefunden auf denen eine qualifizierte Bildkritik angeboten wird. Deshalb schaetze ich das Angebot hier auch sehr, hauptsaechlich eben wegen der Bildkritik an sich.
    Was allerdings die Verbesserung/den Fortschritt der eigenen Bilder angeht versuche ich, mangels Moeglichkeit kontinuierlicher Bildkritik (ein, zwei oeffentliche qualifizierte Analysen sind leider auch nur ein Tropfen auf den heissen Stein) selbst Bilder zu beurteilen, die Fotos anderer und hauptsaechlich natuerlich meine eigenen. Auch wenn das bei den eigenen Fotos verstaendlicherweise verzerrt und einseitig ist, hilft eine „Selbstanalyse“ oft Distanz zu gewinnen und seine eigenen Bilder besser einzuschaetzen. Hilfreich ist allerdings ein wenig Grundwissen zur Bildkritik, wie z.B. hieraus: http://fokussiert.com/2010/12/08/bildanalyse-das-vier-augen-modell/
    Zugeben muss ich allerdings, dass manch expressionistische-puristische Streicheleinheit aus dem Bekanntenkreis sehr motivierend sein kann.

    Antworten
  16. Stefan Koch
    Stefan Koch sagte:

    Was ist in dieser Hinsicht von Amateur-Kritik wie von mir zu halten? D.h. wenn ich an einem Bild erkenne, dass eine führende Linie oder etwas Ähnliches fehlen könnte und dies zum Ausdruck bringe? Möglicherweise ist dies, weil ich mich nicht gut auskenne, ja auch gar nicht der Fall und ich verunsichere den Photographen zu unrecht?

    Antworten
    • Sven Hirthe
      Sven Hirthe sagte:

      Ich denke Amateur oder Anfänger Kritik ist auf andere Weise hilfreich.
      Denn wir sind natürlich Konsumenten des Bildes. Bilder sollen ja nicht nur für Fotografen sehenswert sein.
      Somit ist der Standpunkt so vieler „einfacherer“ Blicke wie möglich auch sinnvoll.
      Gerade wenn es ein kritischer Blick ist, also wie Migu schon sagte ein wenig Zeit investiert wird sich mit dem Bild zu beschäftigen.
      Also zusammenfassend denke ich das alles was über einen kurzen Blick und ein „toll“ hinausgeht hilfreich sein kann.

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  1. […] Sennhauser hat auf fokussiert.com einen interessanten Artikel zum Thema Bildkritik geschrieben. Darum geht es vor allem darum, ob ein “Gefällt mir”-Button bei bspw. […]

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