Bildserie Völlegefühl: Konzeptserie mit Witz

Bunt, konzipiert und doppelt: Die Fotokünstlerin lässt mit ihren Doppel-Selbstportraits raten.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Adriana Navalesi).

Kommentar des Fotografen:

californication self

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Adriana Navalesi:

Das Foto hat mir einfach spontan gefallen. Das ist keine ausreichende Bildbesprechung, deswegen hole ich etwas aus. Adriana Navalesi macht vor allem Selbstportraits im Doppelpack. Auch auf fokussiert.com haben wir schon eins ihrer Fotos besprochen.

 

Während mich das damalige Werk eher abstieß und ich auch ihre anderen Arbeiten persönlich etwas befremdlich finde, gelingt es mir mit dem hier gezeigten, „californication self“ betitelten Doppelfoto, ihre Arbeiten langsam zu verstehen und Gefallen daran zu finden. Vielleicht ist es wie bei exotischeren Gerichten, die man erst mehrmals probieren muss, um entscheiden zu können, ob sie einem munden oder nicht

Spontan reizt mich die Farbenvielfalt in den Fotos, die Feierlaune und vor allem die auf dem Kopf drapierten Konfetti. Die sichtbaren Lichtreflexe sind – wie ich der Diskussion um das zuletzt rezensierte Werk entnehmen konnte – von der Künstlerin absichtlich hinzugefügt. Während sie bei einigen Motiven vielleicht weniger passen, helfen sie hier, die Party-Atmosphäre zu vestärken, da sie wie Teile von Girlanden, Lametta oder Luftschlangen wirken, die unscharf zwischen der Kamera und dem Motiv schweben.

 

Das Motiv zeigt links die Künstlerin vor einem leeren Teller (mit Konfetti-Resten) mit den schon erwähnten Konfetti auf dem Kopf und einer Gabel in der Hand. Die Frau wirkt scheu, leicht peinlich berührt, beim Essen fotografiert zu werden, diesmal lieber gleich dezent die Hand vor den Mund haltend als noch Reste am Mundwinkel kleben zu wissen.

 

Im Kontrast dazu das rechte Bild, auf dem der Teller mit einem Hamburger und Pommes Frites und einer ordentlichen Portion Ketchup gefüllt ist. Von der Künstlerin ist nur die rechte Hand zu sehen, wie sie nach oben greift – entweder als Geste der Gier oder als Ausdruck der völligen Fülle, verzweifelt mit vollem Bauch unter dem Tisch liegend.

 

Beide Varianten ergänzen sich gut mit der linken Version. Entweder der Gegensatz scheu – gierig oder der Widerspruch, dass der Teller auf der falschen Seite gefüllt wäre.

 

Das ist für mich Kunst: Unterhaltsam, aber anregend, vielleicht nicht leicht zu verdauen, aber mit der Möglichkeit dazu.

 

Als Mangel ist auch hier wieder das zu sehen, was Sofie Dittmann in der vorigen Kritik ansprach: Beide Versionen sehen technisch nicht identisch aus, in diesem Fall ist der Weißabgleich leicht anders. Das ließe sich durch einen manuellen Weißabgleich oder spätestens in der Postproduktion leicht beheben. Mich stört auch der Ring noch, da er vor allem rechts etwas ablenkt, aber das ist eine Kleinigkeit.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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