Blumenbild: Freistellung und Redundanz

Wildblumen, die in grösserer Menge wachsen und dadurch prächtige Blumenteppiche bilden, lassen sich mit selektiver Schärfe besonders gut inszenieren.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Florian Birkle).

Kommentar des Fotografen:

Auf diesem Bild sind Flocks zu erkennen. Um das Bild interessanter ausehen zu lassen, habe ich mit selektiver Schärfe gespielt. Beim Fotografieren habe ich versucht, die Blume möglichst prachtvoll und schön darzustellen.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Florian Birkle:

Eine Lila Blüte steht in diesem fast quadratischen Bild aus einem im Hintergrund in der Unschärfe aufgehenden Teppich der gleichen Pflanzensorte heraus.

Du hast dieses Bild in der Kategorie Naturfotografie eingereicht, die wir in unserer Definition als Fotos von Pflanzen und Tieren in freier Wildbahn definiert haben.

Ich habe in einem kürzlichen Workshop in Nordkalifornien realisiert, dass sich das Genre bis zu einem gewissen Grad mit der Landschaftsfotografie überschneidet. Prächige Blumenteppiche in freier Wildbahn lassen sich nämlich am besten in einer für die Landschaftsfotografie eher untypischen Art fotografieren:

Mit selektiver Schärfe oder einer anderen Form der Freistellung.

Wenn es darum geht, eine grossräumige Landschaft abzubilden und in der Komposition eine möglichst spannende, räumliche Gestaltung anzuwenden, ist meistens durchgehende Schärfe gefragt. Die Landschatsfotografin soll ja dem Betrachter nicht vorschreiben, wie er das Bild zu lesen hat, sondern ihn auf raffinierte Art durch das Bild führen.

Bei Detailaufnahmen in der Landschaft allerdings gilt das weniger.

In meinem Fall sind wir nach Nordkalifornien gefahren, um den blühenden Rhododendron in den Reedwood-Wäldern einzufangen – der dann aufgrund der Wetterkapriolen dieses Jahres noch nicht wirklich blühte. Dabei, wie aber auch in den Wildblumenfotos an der Küste, die wir gemacht haben, geht es mehr darum, Details in einer Landschaft zu isolieren, hervorzuheben und immer noch in ihrer Umgebung zu zeigen, aber klar zu betonen.

Blumenbilder, namentlich Wildblumenbilder, sind lohnende Motive dieser Art: Die Landschaft oder die Mikro-Umgebung wird zur Bühne für den Auftritt der Pflanze, die in ihrer Pracht isoliert wird, die bisweilen in der freien Natur aber mehr in der Menge der Blüten wahrgenommen wird.

Genau das tust Du hier mit dieser Pflanze, die ich allerdings, wie ich gestehe, nicht kenne, und auch nicht ergoogeln konnte. Du stellst eine der schönen kleinen Blüten in den Vordergrund, deutest aber durch die Masse der weiteren Pflanzen im Hintergrund an, dass sie vor allem in der geballten Menge auffällt.

Du verbindest dabei zwei wirksame Stilmittel – die Isolation der einzelnen Blüte – hier durch Schärfentiefe – und die Redundanz ihrer Form und Farbe.

Eine grosse Blende, eine etwas grössere Brennweite und verhältnismässig grosse Nähe zum Subjekt sorgen dabei für beide Effekte, die sich aber auch anders bewerkstelligen lassen.

Hier möchte ich eine leichte Kritik anbringen: Die eine Blüte ist zwar in der Komposition des Bildes gut platziert, aber die Freistellung hätte noch besser und nicht nur durch die Schärfe vorgenommen werden können. Eine Freistellung der einzelnen Blüte vor einem eher dunklen Hintergrund hätte sich mit einer ganz leichten Verschiebung der Perspektive bewerkstelligen lassen.

lupies1-1.jpg

Nikon D300 – 1/320s – f/5.6 – ISO 400 – 150mm (220mm)

lupies1.jpg
Ich habe das in diesem Lupinenfeld am Redwood Beach Creek versucht, in zwei verschiedenen Versionen: Im linken Bild geht es um die Freistellung der Lupine in ihrer perfekten Form mit einer Redundanz weiterer Pflanzen im Hintergrund, aber vor allem auch dem Einbezug der Landschaft; das rechte Bild soll die einzelne Pflanze in voller Blüte in eine Mikro-Umgebung stellen, in der vor allem die Redundanz des ganzen Feldes im Vorder- und Hintergrund bedeutend ist und ich den Kontrast des schwarzen Treibholzes für die Freistellung eines Blütenstandes benutzt habe.

Beide Aufnahmen entstanden übrigens mit der Kamera uf dem Stativ in möglichst tiefer Stellung und mit Liveview zur Scharfstellung.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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