Blumenfoto: Abwesende Blüten
Mit Wildblumen lassen sich Miniatur-Landschaftsfotos machen. Neckisch ist dabei die Wiederholung.
Kommentar des Fotografen:
Dieses Bild ist auf einem Spaziergang entstanden und hat mir irgendwie gut gefallen.
Peter Sennhauser meint zum Bild von Noah Hänggi:
Kleine weisse Wildblumen neigen sich in dieser Farbaufnahme vom rechten unteren Bildrand dem Bildzentrum zu. Sie wiederholen sich im Hintergrund in der Unschärfe und bilden einen diagonal von links unten nach rechts oben verlaufenden Teppich. In der rechten oberen Bildhälfte ist ebenfalls in der Unschärfe ein dorniger Ast gerade noch erkennbar. Dahinter scheinen Baumstämme und ein Stück Himmel abgebildet zu sein.
Ich war und bin kein grosser Anhänger von Blumenbildern, aber Landschaftsfotografie schliesst ja gewissermassen „Mikro-Landschaften“ ein – und Wildblumen eignen sich dafür sehr gut:
Sie bieten eine Gelegenheit, mit wenig Abstand und Schärfentiefe viel Raum herzustellen und mit dem meistens gehäuften Auftreten, nette Wiederholungen zu fabrizieren. Ausserdem sind Blumen ein Symbol der Schönheit und werden gerne betrachtet: Von Nahem genauso wie als Schemen in der Distanz.
Du hast das hier gut ausgenutzt und trotz relativ geschlossener Blende durch lange Brennweite und grosse Nähe zu den vordersten Blüten viel Tiefe kreiert. Der Bildinhalt verläuft von vorne rechts nach hinten links, die Diagonale wirkt durch das nach rechts aufsteigende Gefälle positiv.
Allerdings scheint mir diese Schräge künstlich erzeugt durch schräghalten der Kamera. daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen – wenn es nicht relativ leicht erkennbar ist, respektive, wenn es denn nicht so sein sollte, so wirkt wie hier: Die Bäume im Hintergrund und der Verlauf des Himmels verstärken die Wirkung eines gekippten Bildhorizontes massiv – und das wirkt gekünstelt.
Ich hätte mich ausserdem bemüht, den Dornenast nicht oder nicht so prominent im Bild zu haben. Er lenkt massiv ab.
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Hier wird der kontrastreiche Hintergrund ungewollt zum Motiv. Die Blätter, auf die scharf gestellt wurde, sind gründlich in die rechte untere Ecke verbannt worden.
Ich hätte versucht, exakt auf die Staubgefäße der vorderen Blüten scharf zu stellen, vielleicht bei Blende 5.6. Durch leichtes variieren der Kameraposition kann ich einen passenden Hintergrund aussuchen, der die Komposition stärkt und nicht durch Linien und helle Lichtflecken am Bildrand ablenkt. Je näher ich ran gehe, um so leichter ist das.