Blumenfotografie: Buschwindröschen, weichgezeichnet

Blumenfotografie wirkt besonders, wenn sie mit passendem Hintergrund, minimaler Schärfentiefe und ungewohnter Perspektive arbeitet.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Anne Berlin).

Kommentar der Fotografin:

Dieses Bild entstand Anfang April, als überall die Buschwindröschen zu blühen begannen. Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie diese zarten Blümchen Wind und Wetter trotzen. Die Zartheit der Blüte und ihre schlichte Schönheit wollte ich in diesem Bild einfangen, die Schönheit, die in der Einfachheit liegt.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Anne Berlin:

Ein Buschwindröschen (?) ragt in diesem in weichen Pastellfarben gehaltenen Hochkant-Bild über den Betrachter hinaus auf. Aus dem dunklen Grün der Stammblätter unten ragt ein Stiel in weichem Schwung ins oberste Drittel des Bildes, wo die weisslila Blüte sich ganz leicht vom Betrachter abwendet und einem vollständig in der Unschärfe verlaufenen Hintergrund fast nahtlos vorsteht.

Daraus ragen die kräftiggelben Stempel der Blüte, die im Fokus liegen.

Was soll man dazu sagen:

Mir fällt nicht viel ein, was man an diesem Bild hätte besser machen können.

Die Perspektive – ich habe bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass Blumenbilder mit einer ungewohnten Blickrichtung, wie eben zum Beispiel von leicht unten, sofort attraktiv werden – ist sehr gut gewählt, die kleine Blume wird durch durch den weiten Winkel überhöht zu etwas graziös-grossem.

Die Aufteilung des Biles schafft ein eindeutiges „Unten“ und „Oben“, zwischen denen das Auge wandern kann.

Die Blüte wird durch den weichen Verlauf des Fokus so zusätzlich als etwas Delikates erkennbar, die kräftige Farbe der Stempel hebt sie aber genau im richtigen Mass aus dem fast gleichfarbigen Hintergrund heraus.

Man könnte hier sagen, dass ein dunkles Objekt in der Unschärfe hinter der Blüte diese besser hervorgehoben hätte – ich bin aber der Meinung, dass just der helle Hintergrund in diesem Fall den Unterschied macht und die Aufnahme stärker wirken lässt als die offensichtlichere Lösung.

Was sich vielleicht noch hätte verbessern lassen ist die Wahl der Blende, die jetzt etwas gar wenig Schärfe im Vordergrund der Blüte stehen lässt.

Die vermeintliche Vignettierung, die ich anfangs zu erkennen glaubte, entpuppt sich bei nähere Hinsehen als dunkles Bokeh und passt ausgezeichnet in die beiden oberen Ecken.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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12 Kommentare
    • Uwe Kath
      Uwe Kath sagte:

      Hallo Anne,

      danke für die rasche Information. Ich möchte mir gerade ein Makroobjektiv zulegen, bin aber noch nicht schlüssig über die Brennweite. Nehme an Du hast das 150er Sigma?
      Meinst Du das wäre auch etwas für’s Vollformat meiner D700?

      Gruß Uwe

  1. Uwe Kath
    Uwe Kath sagte:

    Hallo Anne,

    sorry, dass ich mich so spät einklinke! Bin aber erst jetzt, durch die aktuelle Kritik der Gänseblümchen, auf deine Aufnahme aufmerksam geworden.

    Absolut traumhaft wie du diese Röschen eingefangen hast.
    Interessante Perspektive, wunderschönes Bokeh.

    Ich möchte mich gerne auch mal in dieser Weise der Pflanzen-/Blumenfotografie nähern, deshalb würden mich die
    Exif-Daten zur Aufnahme interessieren.

    Wäre nett, wenn Du diese noch preisgeben könntest.

    Gruß Uwe

    Antworten
  2. Roland Horni
    Roland Horni sagte:

    Hallo Anne
    auch von mir ein Glückwunsch zu diesem sehr gelungenen Blumenfoto! Es hat nur einen Fehler: es ist nicht von mir;-)
    Mir gefällt wie du das Blümchen von etwas schräg unten aufgenommen hast, (manchmal lohnt es sich doch, auf die Knie zu gehen) so kommt das sonst eher kleine und unscheinbare Pflänzchen mit dem garstigen volkstümlichen Namen „Hexenblume“ oder, wie ich auch schon hörte „Kuckucksblume“ gross zur Geltung.

    Laut Wikipedia.org:
    Das Buschwindröschen (Anemone nemorosa) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Windröschen (Anemone) in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Der wissenschaftliche Name setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort anemos = Wind und dem lateinischen nemorosa/-us = schattig, waldreich. Volkstümlich wird diese Pflanzenart auch als Hexenblume bezeichnet.

    Mir begegnet es oft, wenn ich durch Wald und Wiesen streife. Bis anhin habe ich es als nicht besonders fotogen empfunden. Aber so wie Du es zeigst, muss ich mich eines bessern belehren lassen. Auch die Pastelltöne, die durch das Bokeh der weit offenen Objektivblende entstanden, macht das Bild so attraktiv.
    Ich musste mehr als zweimal hingucken bei Vollansicht, um zu verstehen, was Christian Gruber in seinem Kommentar meinte. Ich komme zum selben Schluss wie Peter Sennhauser, solch softe Blumenbilder bieten ein gewisses Kitschpotential, etwas Scharfzeichnung tut dem Bild somit gut und die dunkle Kante korrespondiert auch gut mit derjenigen aussen rund um das Blütenblatt ganz rechts. Die dunklen obere Ecken bilden einen schönen Ausgleich zum dunklen Grün unten und halten die Blühte wie in einem Rahmen.

    Antworten
    • Anne Berlin
      Anne Berlin sagte:

      Hallo Roland

      Ich freue mich, dass Dir das Bild gefällt. Ich liebe diese kleinen unscheinbaren Pflanzen (nicht nur sie),
      und finde sie sehr fotogen ;-)!
      Es ist nicht das einzige Bild, das ich von ihnen gemacht habe. Es lohnt sich, sich mal auf den Bauch zu legen *lach*.
      LG
      Anne

  3. creezy
    creezy sagte:

    Es ist ein mehr als gelungenes Bild. Alleine kann ich nicht glauben, dass im Hintergrund nicht noch mal später softwaretechnisch weichgezeichnet wurde. Was auch egal ist, wie gesagt, gelungen …

    Antworten
  4. Christian Gruber
    Christian Gruber sagte:

    Toll gemacht
    Vielleicht noch das einzige scharfe Blütenblatt auch etwas weichgezeichnen. Ist sicher geschmackssache, aber der kantige Schatten irritiert mich etwas.

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    • Peter Sennhauser
      Peter Sennhauser sagte:

      Christian, ich bin der Ansicht, dass eine vollständige Aufweichung das Bild zum millionenfach gesehenen Weichzeichner-Kalenderblatt werden liesse und just die Schärfe das Abgleiten in den Kitsch verhindert.

  5. thomaspom
    thomaspom sagte:

    glückwunsch zu diesem bild, ich mag dieses aquarellartige foto.

    auch möchte ich noch ein lob an peter sennhauser loswerden. ich lese deine kommentare sehr gerne und lerne immer daraus. ich finde klasse, wie hier die bilder so fundiert analysiert werden. dankeschön!
    kleine berichtigung hier: das gelbe sind die staubgefäße oder staubbeutel. die stempel oder griffel sind das mittige grüne.

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    • Anne Berlin
      Anne Berlin sagte:

      Hallo Thomas

      Danke für den Glückwunsch!

      Auch meinen Dank an Peter Sennhauser. Ich freue mich sehr darüber, dass mein Bild zur Besprechung ausgewählt wurde!
      Die große Blende hatte ich gewählt, um den Hintergrund möglichst weit aufzulösen. Die Pflanzen standen dort sehr dicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Zartheit nicht unter einer geschlosseneren Blende gelitten hätte.

      P.S. Weichgezeichnet habe ich nicht, nur den Hintergrund entrauscht.
      LG
      Anne

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