Blumenwiese: Spannung zur Farbe

Bunte Blumenwiesen sind ein schöner Anblick, aber nicht automatisch ein gutes Foto. Die richtige Inszenierung macht’s.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© stefan christmann).

Kommentar des Fotografen:

eine wunderschöne wildblumenwiese. hier habe ich versucht, durch schärfe-unschärfe auf das eigentliche objekt zu leiten.

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Stefan Christmann:

Eine bunte Wildblumenwiese wurde in diesem Farbbild mit einem Tele ungefähr auf Höhe der Blüten horizontal fotografiert. knallige Farben verlaufen vom unschärfen Vorder- bis in den Hintergrund, daszwischen liegt der Fokusbereich mit einigen zentral platzierten Blumen.

Blumenwiesen, unendliche Flächen bunter Farbkleckse, wunderschöne Einzelblüten oder einfach unfassbar tiefe Farben – die wenigsten Fotografen können einen Bogen um sie herum machen. Und die wenigsten finden ein Weg, die Pracht so zu fotografieren, dass auch ein spannendes Bild entsteht.

Du hast es hier mit einer horizontalen Aufnahme und geringer Schärfentiefe bei recht langere Brennweite versucht, was ein gangbarer und häufig lohnender Weg ist.

Geringe Schärfentiefe ist ein radikales Mittel, das Auge des Betrachter durch ein Bild zu führen: Er hat eigentlich gar keine Wahl, er muss sich auf den scharfen Bereich konzentrieren, der Rest ist Umgebung.

Das setzt für ein starkes Bild allerdings voraus, dass im Schärfebereich etwas interessantes zu sehen ist. Häufig ist es noch dazu so, dass man im Fokus etwas zu sehen kriegt, was man in der gleichen Aufnahme bei durchgehender Schärfe wahrscheinlich übersehen hätte.

Und da krankt Dein Bild ein bisschen: Im Zentrum steht eine kleine, recht unscheinbare und nicht optimal der Kamera abgewandte, weiss-rosa Blüte. Gleich dahinter schweift mein Auge auf der Suche nach dem, was Du uns zeigen willst, zu einer verblühten Mondblüte, von deren Kapsel ein Blütenblatt schlaff herunterhängt wie eine Fahne ohne Wind.

Dies sind nicht die stärksten und sicher nicht die interessantesten Elemente in dieser Wiese. Da gäbe es sicherlich vieles mehr zu sehen und einiges, was man hätte im Dschungel der Blüten arrangieren und in ein Zusammenspiel bringen können: Kleine Blütengruppen inmitten aller anderen, eine besonders prächtige, eine sehr schöne, aber kleine Blume und so weiter.

Diese hätte man dann ausserdem einigermassen entsprechend den Regeln der Bildaufteilung viel spannender anordnen können – einen Drittel nach Links, zwei Drittel nach unten oder oben. Was hier hingegen schön funktioniert und komponiert wirkt, ist die Wiederholung der blauen Farbtöne im Vorder- und im Hintergrund.

Nikon D300, 1/13s, ISO 200, 122mm, f/5 (c) Peter SennhauserAll das setzt allerdings Feinarbeit und genaues Beobachten voraus. Und noch etwas, von dem ich ziemlich sicher bin, dass es Deine Aufnahme radikal verändert hätte: Ein Stativ. Es würde Dir hier ermöglichen, in aller Ruhe und ohne ermüdende Arme die schwere Kamera ideal zu platzieren und auszurichten und mehr eine Blumenlandschaft mit limitierter Schärfentiefe zu komponieren. Ich habe das an der Nordkalifornischen Küste mit diesen winzigen Gewächsen versucht, indem ich sie gegen die Klippen im Hintergrund und die weiteren Blümchen in unmittelbarer Umgebung freigestellt habe.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare
  1. Frank
    Frank sagte:

    Ich sehe keine geringe Schaerfentiefe sondern eine unrealistische, plump angewandte, Kreisfoermige Unschaerfemaske. Die Farben sind aber toll.

    Antworten

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