Boris Becker: Der Bildfinder

Der Kölner Fotograf Boris Becker bezeichnet sich selbst als Bildfinder. Die Bilder liegen sozusagen auf der Straße und warten darauf, fotografiert zu werden.

Boris Becker: Hochbunker Bochum Am Pumpwerk, 1986

Die Bilder waren schon da, bevor sie aufgenommen wurden, so Boris Becker – in der eigenen visuellen Erinnerung. Aktuell können wir uns Beckers Werk in Köln anschauen.

„Finden sich nicht oft die Bilder, die man aufnimmt, die man zeichnet oder malt, scheinbar wie von selbst und zwar nicht in dem Sinn, daß es aus einem reinen Zufall (obwohl der nicht auszuschließen ist) heraus zu diesem Bildfindungsprozess kommt, sondern aus einer Art unterbewusstem Bildfundus, der ein intuitives Signal zu solch einem Prozess ausgibt“, fragt Boris Becker.

Boris Becker: Strickmuster, 2006

Beckers Aufnahmen entstehen vornehmlich in Deutschland, Italien, Belgien und Polen. Ein Projekt führte ihn auch in den Westen Algeriens. Generell geht es ihm aber nicht um die Dokumentation landesspezifisch bedeutsamer Orte, Bauwerke oder Aufnahmen von Menschen, sondern um eine kontinuierlich durchgeführte fotografische Studie von ihm entdeckter Facetten, die oft übersehen, Aussagen über die menschliche Existenz, ihren Umgang mit ihrem Lebensumfeld, Natur- und Kulturraum, Wahrnehmung und Medienreflexion treffen. Verschieden abgestuft setzt er auf Farb-, Flächen- und Strukturwerte konzentrierte, zeichenhaft abstrakte Bilder um.

Boris Becker: Bowlingkugel Kokain Costa Rica, 1999

Behält er auch technisch die von seinen Lehrern Bernd und Hilla Becher bevorzugte Methode der Großbildphotographie bei, die ein kompositorisch gelungenes und ein detailgenaues Abbild der Wirklichkeit begünstigt, sieht er seine Aufgabe weniger in der Wiedergabe objektiv wahrgenommener Umstände, sondern vielmehr darin, das Vertrauen in die Wirklichkeit sowie in auf sie Bezug nehmende Bilder auf den Prüfstand zu stellen.

Boris Becker: Wohnhaus, 1992

1999 sagte er: „Ich habe den Glauben an die Möglichkeit fotografischer Realitätsdarstellung verloren. Daraus ergab sich meine Idee, fotografierend die Balance zwischen Sichtbarem und Nichtsichtbarem zu halten. Der Betrachter soll sich nicht so sicher sein, ob, was er erkennt, wirklich dem Gezeigten entspricht, und ob da überhaupt eine Aussage über das Abgebildete vorliegt.“ Beckers Arbeiten sind insofern ein Appell zur genauen Vergewisserung des Betrachters.

In der frühen schwarzweiß- und farbig ausgearbeiteten Bildreihe von Hochbunkern zeigt sich seine kritische Sicht auf die Dinge. Auch hier richtet sich sein Blick weniger auf das Offensichtliche. Fortsetzung findet dieser Ansatz in Boris Beckers Auseinandersetzung mit der Wohnarchitektur, mit Reihen- und Hochhäusern, die er farbig und auch in verschiedenen größeren Formaten ausarbeitet.

Boris Becker: Achterbahn, 1993

Auch hier zeigt sich, dass Architektur kein statisches Phänomen ist, ein originaler Zustand, kaum dass er hergestellt ist, bereits individuellen Veränderungen anheim fällt.

Widmet sich Boris Becker technischen Baukonstruktionen, Gerüsten, Rohbauten oder Ruinen, so fasziniert ihn auch hier die vom Entstehungs- und Alterungsprozess gezeichnete Form. Auch hier geht es ihm weniger um die Funktion als die ästhetische Qualität.

Boris Becker: Mauvoisin III, 2003B

Beckers Landschaften, Ackerflächen und Wiesen lassen die menschlichen Eingriffe in die Natur erkennen. Reisen und Unterwegssein bedeutet für Boris Becker Erfahrungen sammeln und Bildern begegnen — unabhängig, ob in Deutschland, im europäischen Ausland oder in der Ferne. Und doch ist sein Werk nicht auf das Reisen angewiesen. Tatsächlich beginnt die Reise im Kopf, oder mit den Worten von Boris Becker: „Die Kunst geht durch den Kopf.“

Die Ausstellung in der Kölner Photographischen Sammlung(Stiftung SK Kultur zeigt einen Querschnitt durch Beckers Arbeit. Auf Boris Beckers Website können wir uns einen Teil online anschauen. Das Buch erschien im DuMont-Verlag: [amazon 3832192352]Boris Becker. Photographien 1984 – 2009[/amazon]

Boris Becker – Photographien von 1984 – 2009
Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, D-50670 Köln
+49-(0)221-226 59 00, photographie@sk-kultur.de
Geöffnet täglich 14 – 19 Uhr, Mittwoch geschlossen.

Boris Becker
Photographische Sammlung/Stiftung SK Kultur

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