Bremsenporträt: Umfeld geschickt genutzt

Die Umgebung – und sei sie auch so unnatürlich wie eine Autoscheibe – geschickt zu nutzen ist ein Element guter Fotografie.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Jens Wildner).

Kommentar des Fotografen:

eins meiner ersten makros. diese bremse saß auf meiner windschutzscheibe des autos und ich konnte sie ganz in ruhe fotografieren. es war wie im studio. sie ließ sich nicht beirren.

Peter Sennhauser meint zum Bild von jens wildner:

Ein Insekt – eine Bremse – sitzt auf einem weitgehend monochromen Hinter- oder Untergrund. Die Makro-Fotografie stellt das Tier aus einer Perspektive von Schräg vorne oben ins Zentrum des Bildes und bietet Gelegenheit, das Tier im detail zu mustern.

Ich kann nicht sagen, dass Tiere dieser Art zu meiner Lieblingsgattung gehören – aber interessant anzuschauen, speziell im Makro, sind sie allemal.

Diese Bremse scheint dabei wie ein Ausstellungobjekt auf einer Glasfläche zu sitzen; sie spiegelt sich gleich doppelt. die Beine sind seltsam abgewinkelt, am Kopf ist ein Rüssel oder schon fast ein Schnabel erkennbar, und die Facetten-Augen spiegeln ganz leicht viele Farben.

Bemerkenswert ist das leichte Spitzlicht auf den Flügeln, welches die feine Struktur der Flügel hervorhebt, wie auch der distanzlose Hintergrund, durch den die Behaarung des Tiers unterstrichen wird.

Zwei Dinge hätte man vielleicht besser machen können.

Zum einen ist das Motiv leicht unterbelichtet. Der Körper und namentlich die Unterseite des Tiers saufen fast ganz im Schwarz ab. Eine grössere Blende/längere Belichtungszeit wäre dringelegen und hätte mehr Zeichnung in die Unterseite des Insekts gebracht.

Zum anderen fällt das Licht in dieser Aufnahme eindeutig von hinten auf die Bremse, und wenn sie schon unbeirrt still sitzt, hättest Du die Perspektive vielleicht auf die andere Seite verschieben können. Ein Hindernis mag dabei sein, dass einerseits das Spitzlicht auf dem Flügel nicht mehr möglich gewesen und die Autoscheibe als ruhiger Hintergrund anders reflektiert hätte.

Dabei ist aber just dieser Untergrund ein Blickfang der Aufnahme, die ihr einen gewissen zusätzlichen Reiz verleiht: Statt auf der typischen Blume ind er Natur sitzt dieses Tier wie ausgestellt oder in einem Studio auf einer sterilen Oberfläche, die es erst richtig zum Studienobjekt macht.

Diese einmalige Gelegenheit hast Du Dir nicht entgehen lassen und die Gunst der Minute genutzt, und bist dafür mit einem durchaus aussergewöhnlichen Bid belohnt worden.

Oft suchen wir als Fotografen bei den Motiven zu weit oder wollen die Szene unter Kontrolle haben. wer sich etwas gehen lässt und mehr mit den Augen als mit dem Kopf arbeitet, wird schnell feststellen, dass die Umgebung häufig für ihn arbeitet.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare

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  1. […] hat es doch tatsächlich mein Bremsenfoto in die Bildkritik auf http://www.fokussiert.com geschafft. Und hat sogar recht gut dabei abgeschnitten. […]

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