Brooklyn Bridge: Werbebild mit Freunden

Der bewusste Bruch mit Regeln kann zum Hingucker werden. Technische Mängel aber wirken sich selten positiv aus.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Hendrik Auf'mkolk).

Kommentar des Fotografen:

Die Brooklyn Bridge einmal etwas anders. Auch wenn das Bild technisch nicht perfekt ist, gefällt es mir sehr. Gerade durch den leicht unterbelichteten Vordergrund entsteht eine interessante Stimmung.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Hendrik Auf’mkolk:

Wirkt irgendwie wie Werbung, das Bild: Es sind fast zu viele gute Elemente vorhanden, die Mittung ist ein krasser Regelbruch, und trotzdem oder grade darum wird der Blick sofort auf die Gruppe junger Menschen im rechten Drittel gelenkt. Sommer, Urlaub, Abend…

Tatsächlich ein andere Blick auf die Brooklyn Bridge:

Oder vielmehr in eine andere Richtung – nämlich nach Osten Richtung Brooklyn statt Manhattan. Der nahezu volle Mond geht auf, die Stimmung ist friedlich und eine Gruppe von Freunden vergnügt sich in der Sommerfrische auf der Brücke.

Ich gehe jedenfalls davon aus, dass die vier Jungen Leute rechts im Bild nicht zufällig hier, sondern das eigentliche Motiv Deines Bildes waren – so präsentiert sich jedenfalls das Bild, und nur ihnen und dem Mond ist zu verdanken, dass die knallgrade Komposition nicht verheerend langweilig wirkt.

Dass allerdings der sichtbare Horizont (die Linie der Hausdächer) auch noch in der toten Bildmitte liegt, ist des Guten etwas gar viel – es gibt nichts zu sehen in diesem Himmel, und demnach würde ein beherzter Bildschnitt oder eine Kamerahaltung mit mehr Vordergrund nichts schaden.

Und während ich Dir absolut beipflichte in der Meinung, dass die Stimmung einzigartig und das weiche Licht sehr schön ist: Mit einem unterbelichteten Vordergrund hat das kaum etwas zu tun. Ein Import des Bildes in Lightroom zeigt ein Histogramm, das weder Über- noch Unterbelichtung aufweist, aber nach links zu den dunkleren Tönen verschoben ist – und das ist zweifellos absolut richtig angesichts der realen Lichtverhältnisse.

Nur heisst das ja keinesfalls, dass man nicht diejenigen Bildteile, die der Betrachter doch gerne sehen möchte (oder die er betrachten können soll), in einem Masse aufhellen kann, welches dies erlaubt. Will heissen: Hättest Du hier auf die Gruppe junger Leute belichtet, dann wäre das Bild deutlich heller geworden, der Mond im Himmel und die Abendstimmung über Brooklyn kaum mehr sichtbar.

Leicht aufgehellt.

Aber mit ein bisschen Abwedeln oder eben punktueller Aufhellung des Vordergrunds um fast einen ganzen Blendenwert lässt sich die Gruppe so aus dem dämmrigen Licht herausholen, dass details erkennbar werden und der Betrachter nicht frustriert wird, weil er den Eindruck hat, durch graue Schleier gucken zu müssen. Ich glaube, das Beispiel zeigt, dass sich an der Stimmung nichts verschlechtert hat (abgesehen davon, dass ich die Farbsättigung zugunsten des Abendrots und den Kontrast sowie die Klarheit leicht erhöht habe), das Motiv ausserhalb des Bildzentrums aber besser erkennbar wird.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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