Brücke im Rampenlicht: Auf Artefakte achten

Auch Bilder, die fast perfekt erscheinen, sollten als letzten Schritt noch eine Inspektion bekommen, damit auch kleinste Artefakte erkannt und ausgebügelt werden.

Brücke

Adelheid Prünte aus Menden schreibt zu diesem Bild:

Die Aufnahme habe ich in Wilhelmshaven um die Mittagszeit bei außergewöhnlichem Licht gemacht.

Kamera: NIKON D4S Aufnahmedaten: 1/640s bei Blende 16/1 mit 60/1mm Brennweite und ISO 800

Das richtige Licht macht ein Foto zu einem besonderen. So auch dieses. Es könnte fast perfekt sein, wenn nicht ein paar kleine Schönheitsfehler am Ende geblieben wären – aber diese sind leicht zu beheben.

Sofort, als ich Deine Aufnahme sah, hatten die Lichtverhältnisse es mir angetan. Das Drama, der Kontrast – ich wäre an dem Motiv auch nicht vorbeigekommen. Die Brücke ist an sich schon fotogen, aber die Gewitterstimmung rückt sie ins Rampenlicht.

Ich will mich hier hauptsächlich der Komposition widmen, denn die ist für mich äußerst interessant.

Wenn ich mein übliches Raster darüberlege, stelle ich fest, daß der vordere Bogen der Brücke auf der linken Seite perfekt in der Bildmitte (hellblau) liegt. Alles andere ist leicht aus Goldenem Schnitt (rosa) und Drittelregel (grün) heraus verschoben:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

An sich wäre die Brücke schon interessant gewesen, aber Du hast zusätzlich visuelles Interesse ins Foto gebracht, indem Du gewartet hast, bis sich Personen in die Szene bewegt hatten. Die Lampen (blau) bilden ihr optisches Echo. Alle bestimmenden Linien (orange) laufen auf einen Fluchtpunkt zu, der sich unter der hinteren Lampe befindet.

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Wohin sind die beiden unterwegs? Wir wissen es nicht; hier sind sie die Statisten auf einer Bühne.

Die strenge Formation der Brücke durchläuft das Bild in Geraden und Kurven:

Vergleichsfoto

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Es könnte ein perfektes Bild sein, wenn Du nicht ein paar Problemzonen im Foto belassen hättest. Erstens einmal der dunkle Rand rechts oben:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Wie auch immer er ins Bild kam, er stört mich hier, und ich hätte das in der Nachbearbeitung behoben. Weiterhin stellt man bei näherer Betrachtung fest, daß zahlreiche Artefakte im Foto sind. Teilweise sehen sie wie Sensorflecken aus, teilweise sind es wohl Vögel oder etwas Ähnliches:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Außerdem fiel mir rechts oben ein Streifen auf, der aussieht, als sei er durch Stempeln entstanden:

Vergleichsfoto

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Du hast laut EXIF in Photoshop CS6 nachbearbeitet, und daß es da einen Streifen gibt, heißt für mich, daß Du an dem Himmel bereits „gefeilt“ hast. Allerdings nicht hundertprozentig, und das ist schade. Ich habe einen Teil der Artefakte ausgebügelt (allerdings nur so-so), und das Ergebnis sieht dann so aus:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Ich würde anregen, das Foto noch einmal zu inspizieren, und diese Kleinigkeiten auszumerzen. Und falls es sich bei den Flecken tatsächlich um Verunreinigungen auf dem Sensor handeln sollte (diese tauchen gerne bei extrem kleinen Blenden auf, wenn man auf „unendlich“ fokussiert), kann das beim Fachhändler leicht behoben werden.

5 Kommentare
  1. Alex Todogogo
    Alex Todogogo sagte:

    Unglaublich auf was ihr alles achtet, oder achten solltet! Der dunkle Rand hätte mich auch noch gestört, aber das mit der Komposition ist wohl etwas, was man lernen muss, damit man es diskutieren kann oder besser, möchte. Immer wieder eine Erfahrung bei fokussiert.com vorbeizuschauen.

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  2. Adelheid Prünte
    Adelheid Prünte sagte:

    Hallo Sofie,
    ich möchte mich ganz herzlich bei Dir für Deine wirklich ausführliche und konstruktiven Bildbesprechung bedanken. Die Sensorflecken brauchten absolut nicht zu sein! Ich werde versuchen in Zukunft mehr darauf zu achten.
    Adelheid

    Antworten

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