Buchrezension «Ohne Kamera»: Über Scanography hinaus
Das Fotobuch „Ohne Kamera“ führt uns in eine eigene visuelle Sphäre irgendwo zwischen digitalem Kupferstich und Scanography. Es zeigt das Werk des Scanner-Fotografen Walter Spagerer.
Ich habe hier und da über die Jahre versucht, mit meinem Scanner Kunst zu produzieren. Es kam auch ab und an mal etwas Brauchbares dabei heraus, aber häufig sahen die Ergebnisse aus, als hätte ich etwas irgendwie kopiert. Spagerers Buch hat diesen Bemühungen neues Leben eingehaucht, denn er stellt eindrücklich da, was mit einem Scanner alles möglich ist.
Da „Ohne Kamera“ nicht als Lehrbuch gedacht ist, sondern als Sammlung von Spagerers Werken, erläutert er leider seine Aufnahmetechnik nur am Rande. Es hätte mich bei einigen „Fotos“ doch interessiert, was der Aufbau war, der letztlich zum bildlichen Ergebnis geführt hat, und so werde ich mich damit begnügen müssen, diese als Anregung und Ausgangspunkt für weitere Experimente meinerseits zu verstehen.
Spagerers Bilder, allesamt erinnern sie mich an Tuschezeichnungen oder Kupferstiche vergangener Epochen, bestechen einerseits durch eine unglaubliche Klarheit (ein Flatbed-Scanner ist ja eine riesige Kamera, insofern verwundert es nicht), andererseits haben sie etwas Mystisches, insbesondere die teilweise kolorierten Aufnahmen.
„Ohne Kamera“ ist eine Inspirationsquelle für diejenigen, die einmal etwas vollständig anderes versuchen wollen, aber beispielsweise weder das Geld noch die Zeit haben, sich eine analoge Dunkelkammer zuzulegen, aber es regt auch zum Experimentieren in der Nachbearbeitung an.
Über den Autor: Walter Spagerer, geb. 1948, lebt in Mannheim, wo er schon mehrfach den Vorort wechselte. Unentschieden zwischen Kunst, Literatur, Musik und manch anderem pendelnd, misslingt ihm auch der Versuch, ein Motto für dieses Buch zu finden.
Zur Auswahl stehen:
»Die Wahrheit ist konkret«
Verfasser umstritten. Bert Brecht hatte den Satz stets über seinem Schreibtisch hängen.
»Lies keine Oden, mein Sohn, lies die Fahrpläne: weil sie genau sind«
Aus einer Ode von Hans Magnus Enzensberger, 1957
»Die Fotografie ist vor allem ein abbildendes Medium«
Zitat Walter Spagerer
Bedienen Sie sich.
[buchrezensiontabelle 9783864902383]
[buchrezension]
es interessiert vielleiicht, wie es mit dem allseits gelobten buch weiterging : nacheiner nomminierung für den dt,fotobuchpreis im herbst 2018 brachte der heidelberger verlag es nicht fertiig, das buch wenigstens in mannheim (ich bin mannheimer) zum weihnsachtsgeschäft in die buchläden zu drücken, es wird jetzt -für 9.80 verramscht.
Um überhaupt etwas von dem finanzellen Segen abzubekommen,der mir nach 10 jahren des experimentierens und 2 jahre arbeit am buch wohl zusteht.‚ verkaufe ich jetzt noch restauflagen von jeweils 25 stück mit je einem motiv mit einem originalprint ,signiert und nummeriert für je 120.- € (Buch inclusiv)
Durch die Wahl von Pflanzen in mehr oder weniger monochromer Ausarbeitung kommt einem sofort Karl Blossfeldt in den Sinn. Die Tiefenschaerfe scheint wirklich super zu sein, macht mir wirklich Lust, den Scanner mal zu misbrauchen.. ;-)
Danke fuer diese interessante Anregung!
Danke für DEN Hinweis, Stefan!
Blossfelds Gesamtwerk findet man hier in einem Buch, eine Website über Blossfeld gibt es auch.