Canon TS-E 17 mm 1:4 L und TS-E 24 mm 1:3,5 L II: Tilt-Shift Superweitwinkel

Mit dem Ultraweitwinkel-Tilt/Shift-Objektiv TS-E 17 mm 1:4 L und dem Weitwinkel-Tilt-und-Shift-Objektiv TS-E 24 mm 1:3,5 L II präsentiert Canon zwei neue Spezialobjektive.

Das Canon TS-E 17mm 1:4L Tilt-Shift-SuperweitwinkelZwar sind Tilt-Shift-Objektive für Kleinbild-Spiegelreflexkameras bisher eher für Nikon-Digitalkameras ein Begriff, da 2008 dort neue, digitaltaugliche, stark weitwinklige Tilt-Shift-Objektive auf den Markt kamen, doch hat Canon laut eigener Angabe bereits vor 36 Jahren derartige Objektive für Kleinbildkameras entwickelt (Nikon übrigens auch) und ebenso aktuelle Tilt-Shift-Objektive im Sortiment wie Nikon.

Für Digitalaufnahmen waren die Objektive aus dem Filmzeitalter allerdings wegen zu stark geneigt einfallender Lichtstrahlen weniger geeignet, dafür kommen nur die aktuellen Modelle in Frage, die jedoch oft nur lange Brennweiten haben. Jetzt legt Canon zwei starke digitaltaugliche Weitwinkel mit Tilt-Shift nach:

Das ist wesentlich interessanter als Tilt-Shift-Linsen mit 45 mm oder gar 85 mm Brennweite, da stürzende Linien in diesen Brennweitenbereichen ohne Probleme per Software korrigiert werden können und mit etwas fotografischem Geschick überhaupt nicht störend in Erscheinung treten müssen. Ein Architekturfoto mit einer 17-mm-Optik ist da schon deutlich anspruchsvoller.

Canon TS-E 24 mm 1:3,5 L II: Immer noch beeindruckender GlasdomNur die Verlagerung der Schärfenebene („Tilt“) ist auch – und sogar stärker – bei größeren Brennweiten relevant, wird jedoch seltener angewandt als die Shift-Funktion zur Korrektur – oder auch Verstärkung – stürzender Linien.

Das TS-E 17 mm 1:4 L hat damit den größten Bildwinkel aller derzeit auf dem Markt erhältlichen Tilt-und-Shift-Objektive. Das TS-E 24 mm 1:3,5 L II ist dagegen das optimierte Nachfolgemodell des Objektivs TS-E 24 mm 1:3,5 L und ist wie das TS-E 17 mm 1:4 L mit Sub-Wavelength Structure Coating ausgerüstet, der patentierten Canon-Beschichtung zur Minimierung von Streulicht und Blendenreflexen.

Beide Objektive bieten eine Verschwenkung (Shift) im Bereich von ±12 Millimetern. Der Neigebereich (Tilt) beträgt ±6,5 Grad beim TS-E 17mm 1:4L und 8,5 Grad beim TS-E 24 mm 1:3,5 L II. Der Shift-Mechanismus ist um +/-90 Grad rotierbar für eine Schwenkung in jede Richtung; der Tilt-Mechanismus ermöglicht die Rotation um +/-90 Grad für eine Neigung abhängig von der Shift-Position.

Die beiden neuen Objektive sind für Kleinbild-Vollformat gerechnet – verlieren also an einer Digitalen mit Sensorgrösse unter Kleinbild den Crop-Faktor von im Fall der Canons 1,6 von ihrer starken Weitwinkeleigenschaft.

Die angepeilten Preise (knapp 2400 Euro für das TS-E 17 mm und knapp 2100 Euro für das TS-E 24 mm) und die Zielgruppe Landschafts- und Architekturfotografen legen jedoch nahe, daß ohnehin eine Kleinbild-Vollformatkamera benutzt werden dürfte.

Zu beachten ist natürlich, daß Tilt-Shift-Linsen keine einfachen „Point and Shoot“-Fotos ermöglichen und schon deshalb Profi-Optiken sind: Es gibt keinen Autofokus, und die Belichtung verändert sich beim Tilten und Shiften, weshalb Belichtungsreihen erforderlich werden.

  • [amazon B00005KHS6]Canon 24mm / 3.5 TS-E (älteres Modell)[/amazon]
  • [amazon B0013BEEUW]Nikon 24mm / 3,5D PC-E [/amazon]
9 Kommentare
  1. Der Hochzeitsfotograf Berlin
    Der Hochzeitsfotograf Berlin sagte:

    Ich habe vor kurzem für Hochzeitsreportagen das alte 24er TSE gekauft. Das Objektiv ist neben dem 35er Sigma (A) zu meinem neuen Stück Lieblingsglas avanciert. Das einzige was mich bei der alten Version stört, ist dass ich nicht Tilt/Shiftmechanismus getrennt voneinander rotieren kann, dadurch gehen ein paar kreative Möglichkeiten verloren. Ich glaube ich investiere bald in die IIer Version. :)

    Antworten
  2. Markus
    Markus sagte:

    Ist dazu (Lichtstrahlen senkrecht halten) dann bei diesen Optiken noch eine feststehende Linsengruppe am nicht-verschwenkten Teil?
    Oder schwenkt wie klassisch üblich die gesamte Optik-Baugruppe?

    Antworten
    • Steffen
      Steffen sagte:

      Es wird an diesen Objektiven die Gesamte Optik verschwenkt. Der beschriebene „Mikrolinsen-Effekt“ ist bei Objektiven für SLRs nur Theorie. Alle Weitwinkel für SLRs sind und waren Retrokonstruktionen die keine größeren Winkel auf den Sensor haben wie Standardobjektive, und auf diese sind die Mikrolinsen (wenn vorhanden) optimiert.
      Obwohl man bei einem TS Objektiv hier mit Problemen rechnen könnte habe ich solche auch dort noch nicht beobachtet. Weder mit dem alten 24er TSE noch mit dem neuen 17er oder 24er.

      Dass die bis dato aktuellen Canon Objektive für die Nutzung an digitalen Sensoren nicht geeignet gewesen seien verwundert mich doch sehr da ich sie wie viele Kollegen in den letzten Jahren dort eingesetzt habe.
      Zwar zeigten sie wie viele ältere WW deutliche CAs da in den älteren Linsen noch nicht so viele UD-Linsen verbaut wurden, dass hat aber eigentlich mit digital oder analog nichts zu tun…(Es gibt auch genug neue „digitale“ Objektive die CAs haben.)

      Diese Äußerung:
      „Zwar sind Tilt-Shift-Objektive für Kleinbild-Spiegelreflexkameras bisher eher für Nikon-Digitalkameras ein Begriff, da 2008 dort neue, digitaltaugliche, stark weitwinklige Tilt-Shift-Objektive auf den Markt kamen.“
      Verwundert mich doch sehr, da Nikon 2008 EIN 24er Weitwinkel-Tilt/Shift vorgestellt, hat welches Canon damals schon 17 Jahre im Programm hatte und deshalb für mich Canon eigentlich immer dafür Stand solche Linsen im Programm zu haben…???

  3. Wolf-Dieter Roth
    Wolf-Dieter Roth sagte:

    Digitale Bildsensoren nutzen Microlinsen über den Pixeln für höhere Empfindlichkeit, und das Silizium der Bildsensoren reagiert auf schräg einfallendes Licht wesentlich schwächer.

    Würden die Lichstrahlen 1:1 in dem weiten Winkel aus dem Objektiv kommen, in dem sie beim Weitwinkel hinein fallen (stell Dir eine Lochkamera oder eine einfache Linse vor), gäbe das digital Bilder, die zum Rand hin im Dunkel versänken.

    Film ist sowas egal.

    Antworten
  4. Blue
    Blue sagte:

    Hallo, dazu eine kurze Frage fürs technische Verständnis/Background: Du schreibst: „Für Digitalaufnahmen waren die Objektive aus dem Filmzeitalter allerdings wegen zu stark geneigt einfallender Lichtstrahlen weniger geeignet“ – auch wenn es vielleicht ein ganz wenig an Deinem Artikelsinn vorbei geht: könntest Du das näher ausführen? Wo genau liegt das Problem? Bzw. wieso sind stark geneigt einfallende Lichtstrahlen für gerade die digitalen problematisch?
    Grüße Blue!

    Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] besser weiss, bitte schonend korrigieren). Für Tilt/Shift-Effekte hingegen gibts Fachkameras und PC-Spezialobjektive für Kleinbildkameras (Perspective […]

  2. […] Für die EOS-Digital-Spiegelreflexkameras gibt es neue Tilt-Objektive (siehe auch ausführliche Vorstellung bei fokussiert). Um die fotografierten Schätze auch zu Papier zu bringen, stellte Canon außerdem die […]

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Der Hochzeitsfotograf Berlin Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert