Makroaufnahme Käfer: Hier bin ich!

Makrofotografie muss nicht immer nur ein Blick durchs Mikroskop sein. Geschichten passen auch in kleine Welten. Hier scheint ein Käfer im Schilfgras verstecken zu spielen.

Makroaufnahme eines Käfers auf einem Schilfblatt

Der Käfer: Canon EOS 600D f/2.8 bei 100mm (Macro) und 100 ISO © Wiebke-Susanne Homann

Wiebke-Susanne Homann schreibt zu diesem Bild: Der kleine Käfer wurde mit einem Makroobjektiv zwischen Schilfhalmen fotografiert.

Beim Stichwort Makro-Fotografie fallen sofort Heerscharen von zu Monstern mutierten Ameisen, Libellen und Wespen über mich her – das Genre hat so ein bisschen den Touch des wissenschaftlich-unpoetischen. Dabei habe ich mir schon erklären lassen, wie kreativ die Fotografen mit dieser Spezailität teils umgehen: von tiefgefrorenen bis zu in aufwendigsten Laser-Lichtfallen gefangenen Modellen habe ich gehört. Ich selber habe bis auf Detailaufnahmen von Dingen, die ich verkauft habe, noch keine Makrofotografie betrieben, und mein Set Distanzringe müsste dringend mal ausgiebiger getestet werden.

Hier aber zeigst Du, dass die Makrofotografie keineswegs nur wissenschaftlich – anschaulichen Zwecken dient, sondern auch ganz vergnüglich unterhaltsam sein kann. Hier ist der kleine Geselle etwas vergrössert: Weiterlesen

Leserfoto – „An der Tränke“: Übung macht den Meister

Makrofotos brauchen Übung – und die richtige Ausrüstung.

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(c) Jürgen Huber

Nach dem Regen ist Trinken angesagt, auch bei den Kleinsten. Beim Gang durch den heimischen Garten sind mir die perlenden Regentropfen auf den Gräsern aufgefallen, die bei entsprechendem Licht wie Lupen wirken und die Fasern des Grasblattes vergrößert wiedergeben. Während ich versucht habe, die Wassertropfen ausreichend scharf zu fokussieren ist diese kleine Ameise ins Bild gelaufen. In einer Serie von 8 Bildern ist dieses Foto das am besten fokussierte, zumal die Schärfentiefe nur wenige Millimeter beträgt.

Aufgenommen habe ich das Bild vor wenigen Tagen mit einer EOS 60D (F 5,6 ; 1/250; ISO 160; 135 mm Brennweite, entspr. 216 mm bei KB) im Format 3:2 und leicht ausschnittvergrößert. Jürgen Huber

„Makro“ ist eines dieser Fotogenres, wofür man tatsächlich spezielle Ausrüstung braucht – und viel Übung. Es hört sich zwar einfach an, einer Fliege eine Kamera ins Gesicht zu halten, aber aufgrund der technischen Grenzen der Fotografie muß man sich im klaren sein, welche Punkte man für eine erfolgreiche Makroaufnahme beachten sollte, BEVOR man auf den Auslöser drückt. Ob man schlußendlich Wassertropfen, Ameisen, oder beides fotografiert, spielt dabei grundsätzlich keine Rolle. Weiterlesen

Leserfoto – „Tod und Leben“: Näher ran

Negativer Raum als Gestaltungselement funktioniert nur, wenn er die Bildaussage unterstützt.

(c) Jörg Oertel

Dieses Bild symbolisiert für mich in einzigartiger Weise Tod und Leben, Vergänglichkeit und Wiederkehr in der Natur.
Ich finde es anrührend, wie sich das kleine Vergißmeinnicht aus dem toten Baumstumpf zum Leben kämpft.

Der Unterschied zwischen „schauen“ und „sehen“ ist, im Alltag Motive zu entdecken, an denen andere vorbeigegangen wären. Wenn man sein Auge schult, bieten sich einem überall Dinge, die es sich zu fotografieren lohnt. Hier ein interessantes Muster, das ein Baumschatten auf das Pflaster „malt“ – oder dort eine Blume, die aus einem Baumstumpf herauswächst. Weiterlesen

Leserfoto – „Perlensammler“: Mehr Struktur

Auf das Minimalste reduzierte Pflanzenfotos sollten dem Betrachter interessante Details bieten.

(c) Stephan Wink

Entstanden in den Reisinger Anlagen Wiesbaden. Leider erinnere ich mich nicht mehr an die Pflanzenart. Das Blatt schien mir geradezu den am Morgen gesammelten Tau als Perle anzubieten.
Leichte Nachbearbeitung (Spot Removal, Hochpassfilter) in Photoshop CS6.
Canon EOS 600D, 55 mm Brennweite, f/5,6, 1/20 s, ISO 100, mit Kamera-Blitz

Viele Leute machen bei Pflanzen- oder Blumenbildern den Fehler, dieselben bei hellem Tageslicht und von oben zu fotografieren. Das Ergebnis sind blasse Farben, häßliche Schatten und Motive, die man so überall sieht. Das hast Du alles hier vermieden, doch es gibt ein paar andere Dinge, die auffallen.

Doch zunächst zu Deinem Foto selbst:

In Deiner Einreichung schreibst Du, der Tau in der Mitte des Blattes habe Dich fasziniert. Man sieht auf der Aufnahme ein Blatt einer auch mir unbekannten Pflanzenart vor grünem Hintergrund, dazu den Tautropfen.

Du hast dieses Blatt unter eher ungünstigen Lichtverhältnissen ohne Stativ fotografiert. Deiner Kamera hast Du alle Entscheidungen überlassen. Das von Dir benutzte Objektiv ist eine „Kit-“Linse, die gerne mit Canon-Modellen geliefert wird. Es ist allerdings kein wirkliches Makroobjektiv, und man kann minimal an sein Objekt auf 25 cm heran.

Zur Komposition ist anzumerken, daß der Tautropfen sich weder im Goldenen Schnitt (rosa) befindet, noch die Regel der Drittel (blau) hier greift. Er ist vielmehr stark nach unten und zur Mitte hin verschoben:

Goldener Schnitt/Drittel

Der Tautropfen ist außerdem, verglichen zum Blatt selbst, nur ein kleiner Teil des Bildes:

Gewichtung

Da er sich durch seine Helligkeit und Struktur so sehr vom Untergrund abhebt, und weil er eben nicht im Goldenen Schnitt oder einem Drittel angelegt ist, fällt es für mich hier nicht ins Gewicht – im Gegenteil, der Betrachter wird gezwungen, sich das Foto wirklich anzuschauen.

Hättest Du einen wesentlich kleineren Ausschnitt gewählt, es wäre ein vollkommen anderes Foto:

Vergleichsfoto

Worauf ich mich konzentrieren möchte sind erstens die Bedingungen, unter denen die Aufnahme entstanden ist, und was man an ihr in der Nachbearbeitung noch hätte verbessern können.

Makroaufnahmen sollte man grundsätzlich mit Stativ bei ISO 100 und im Manuellmodus machen. Es empfiehlt sich, ein dediziertes Makroobjektiv zu benutzen, oder auf Objektivverlängerungen und dergleichen zurückzugreifen. Du hattest hier Glück, und es kam ein passables Foto dabei heraus, aber es sieht auch bei der mir vorliegenden Auflösung leicht unscharf aus.

Du schreibst auch, es sei „leicht“ nachbearbeitet worden – und das sieht man. Ein helles weißes Oval unten in der Mitte, alles sonst ist grün auf grün. Es gibt nicht genügend Details in diesem Bild, die es interessant machen. Das Motiv ist so stark reduziert, daß Du in der Nachbearbeitung etwas mehr herausholen mußt.

Weiterhin sind links oben und unten störende Elemente in der Aufnahme:

Problemzonen

Wo rechts alles schön verschwommen ist, sieht man dort Blattteile. Diese kann man jedoch leicht wegstempeln oder andere Bildteile darüberlegen.

Wenn mich an einem Foto Dinge stören, gehe ich nach einem „Was wäre, wenn“-Verfahren vor. Ich „spiele“ mit der Aufnahme und ändere, was mich zu stören scheint. Wenn es das Bild verbessert, hätte man diesen Schritt machen sollen. Andernfalls kann man es nicht ändern, oder es war eine Entscheidung, die ich bereits bei der Aufnahme anders getroffen hätte.

Hier habe ich Dein Foto in Nik Color Efex Pro nachbearbeitet, denn das Blatt hebt sich vom fast gleichfarbigen Hintergrund trotz Vignette nicht ausreichend ab. Erst habe ich die Farbstimmung und den dynamischen Kontrast bezogen nur auf das Blatt verändert, dann den tonalen Kontrast insgesamt angehoben und diese Ebene auf 50% Deckkraft über dem Original reduziert.

Als letzten Schritt habe ich die beiden störenden Teile weggestempelt (zugegebenermaßen eher salopp). Das Endergebnis ist farblich vielen wahrscheinlich zu extrem, soll aber nur illustrieren, was noch in diesem Foto steckt, wenn man sich etwas damit beschäftigt:

Vergleichsfoto

Es ist nur eine der vielen Möglichkeiten der Nachbearbeitung. Ob und was Du schlußendlich noch daraus machst, hängt von Dir ab.

 

Friedhofs-Makro: Eisige Zwergwelt

Das Makro-Motiv am Wegesrand ergibt bisweilen ein im wahrsten Sinne des Wortes „wunder-bares“ Bild. Kompaktkameras eignen sich dafür besonders.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Frank Goebels).

Kommentar des Fotografen:

Ich entdeckte das Kreuz auf einem Friedhof im Münsterland. Es ist wirklich nur knapp einen Zentimeter groß. Ich fand es beeindruckend, wie sich die Eiskristalle abbildeten und man sogar sehen konnte, woher denn der Wind kam. Leider hatte ich kein Stativ dabei und so musste ich mit zittriger Hand auslösen.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Frank Goebels:

…und die Hand zitterte wohl noch umso mehr, da Du, wie ich annehme, mit einer Kompaktkamera unterwegs warst. Das ist ein Aspekt der Mini-Knipsen, der immer wieder Diskussionstoff hergibt: Spiegelreflex sind gross und schwer – und liegen viel besser und ruhiger in der Hand als die Hosentaschen-Kameras.

Andrerseits könnte man als Spiegelreflex-Fotograf bisweilen die Kompaktfotografen beneiden, wenn sich solche kleine Motive am Wegesrand anbieten.

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