Deutscher Jugendfotopreis 2014: Trends der jungen Fotografen

Alchemisten in Pankow, Fotogruppe der Jugendkunstschule Pankow, Berlin, Ø 15 Jahre, Deutscher Jugendfotopreis 2014, Titel: KörperfotogrammIm September ist Photokina in Köln und dort werden die Preisträger des Deutschen Jugendfotopreises 2014 ausgestellt. Die Trends: künstlerisch gestaltete Fotobücher und fotografische Selbstdarstellungen.

Rund 5.000 Teilnehmer hatten über 21.000 Arbeiten eingereicht und die Jury stand vor einem wahren Foto-Marathon, noch erschwert durch die hohe Qualität der Einsendungen.

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Farbfotografie vor dem Ersten Weltkrieg: Versunkene Welt um 1914

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war die Technik so weit, dass erste Farbfotografien in einem vertretbaren Aufwand möglich wurden. Sofort schwärmten Fotografen  in die ganze Welt hinaus, um die Völker und ihr Leben farbig zu dokumentieren. In stillen Bildern zeigt sich eine versunkene Welt um 1914.

Albert Kahn, Les Archives de la planète. Auguste Leon: Bosnien-Herzegowina, Sarajevo, Brothändler auf dem Markt. 15. Oktober 1912 © Musée Albert-Kahn, Departement des Hauts-de-Seine

In Erinnerung an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren zeigt der Berliner Martin-Gropius-Bau jetzt die fast vergessenen Farbfotografien und Filme, die der französische Bankier Albert Kahn vor dem Ersten Weltkrieg in Auftrag gegeben hat. Außerdem im Gropius-Bau: Walker Evans. Weiterlesen

Leserfoto – „Mit der Tram zum Taksim-Platz“: Bild im Bild

Mit einfachen Mitteln kann aus einem Urlaubsschnappschuß etwas für andere Interessantes werden.

(c) Bernd Plumhof

Aufgenommen in der Fußgängerzone Istanbuls. Ein Erlebnis, mit dieser vollbesetzten Straßenbahn durch das Menschengewirr zu fahren. Keiner scheint die Bahn zu beachten, weicht erst in „letzter Sekunde“ zur Seite. Höchste Konzentration bei Fahrer und Passagieren. Ich habe mich noch nach vorne drücken können, um einen Kamera-Blick auf die Straße zu haben. Die vor mir stehenden Köpfe waren ein dankbarer Vordergrund.
Leica Digilux2 mit Festzoom. Brennweite 14 mm (KB); 1/200 sec.; Blende 4,8; ISO 100.
Das Bild habe ich vertikal und horizontal ausgerichtet und so beschnitten, dass der schwarze „Rahmen“ die Abgeschlossenheit innen verstärkt. Schwarz-Weiß scheint mir diese Straßenszene besser zum Ausdruck zu bringen.

Mein Mann ist in Istanbul geboren und aufgewachsen, und wir waren daher schon etliche Male dort. Eine dieser Städte, die Du nie wirklich vollkommen erkunden kannst, die Dich aber auch nie mehr losläßt. Istiklal Caddesi und die Straßenbahn sind mir gut vertraut; wir sind die Straße schon öfter hoch und runter gelaufen, als mir lieb ist. Meistens wird die historische Straßenbahn von außen her dargestellt, wie sie die Straße herunterkommt.

Du hast uns einen Schnappschuß geschickt, der aus der Straßenbahn heraus nach vorne weg aufgenommen wurde, als diese gerade auf der Überholschleife fährt. Zu sehen ist die äußerst belebte Straße durch drei Fenster hindurch, über die Köpfe von drei Mitfahrenden hinweg. Weiterlesen

Robert Capa, Julian Röder: Eine Gegenüberstellung

Es ist eine spannende Gegenüberstellung: Julian Röders Bilder heutiger gesellschaftlicher Konflikte sind zusammen mit Robert Capas klassischen Kriegsfotografien zu sehen.

Julian Röder, Genoa, 2001, Aus der Serie The Summits, 2001 - 2008, C-Print, 210 x 140 cmJulian Röder wurde bekannt mit seinen Bildern von den gewaltsamen Auseinandersetzungen beim G8-Gipfel in Genua. Was verbindet, was trennt den zeitgenössischen Fotografen vom Klassiker Robert Capa?

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Martin Schlüter: Im Hauptquartier des Geheimdienstes

Was immer streng geheim war, liegt nun vor unseren Augen: Martin Schlüter konnte das Hauptquartier des Bundesnachrichtendienstes in München-Pullach fotografieren.

Die BND-Zentrale In Pullach. Neuer Geländeteil, Eingang Fußgängertunnel. © Martin Schlüter / Kunstfoyer München

ie BND-Zentrale In Pullach. Neuer Geländeteil, Eingang Fußgängertunnel. © Martin Schlüter / Kunstfoyer München

Ob die aktuell in München ausgestellte Dokumentarserie (die auch als Bildband mit dem Titel [amazon 394487403X]«Nachts schlafen die Spione: Letzte Ansichten des BND in Pullach»[/amazon] erhältlich ist) viel mehr über den Geheimdienst BND verrät, als wir ohnehin vermuten, bleibt offen. Auch Martin Schlüter blieb erstmal ratlos.

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Leserfoto – „Das steinerne Böse“: Farbe und Kontrast

Wann und wie sollte man nachbearbeiten?

(c) Moritz Griebl
Dieses Foto ist auf einer Reise durch Albanien im Jahr 2013 entstanden. Mitten in der Hauptstadt Tirana leiß sich der ehemalige Diktator Enver Hoxa eine Art Pyramide bauen, um sich dort ein Denkmal zu setzen. Nach dem zusammenbruch des Ostblocks eroberte sich das Volk diesen Ort zurück und es wurden Technopartys in der Pyramide gefeiert. Jetzt steht es wei eine Art Mahnmal in der Stadt und erinnert an die Schreckensherrschaft. Etwas ähnliches wollte ich auch mit diesem Bild ausdrücken, bei dem einem dieses grausige Gesicht aus Stein direkt anblickt.

Vor ein paar Jahren sind mein Sohn und ich durch Berlin gelaufen, und haben fast nichts anderes als Graffiti fotografiert. Für viele Hauseigentümer dort ist es Verschandelung ihres Eigentums, für andere Ausdruck der Volksseele – und für den Fotografen ein willkommenes Sujet fast überall in den Großstädten der Welt. Da mir visuell der Bezug zu Tirana fehlt, werde ich das Bild aufgrund dessen beurteilen, was sich mir zeigt.
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Robert Adams: Wo wir leben

Wo wir leben: Robert Adams fotografierte über 45 Jahre die Veränderungen in der Landschaft des amerikanischen Westens – zwischen wuchernden Vorstädten und der urwüchsigen Kraft der immer noch grandiosen Weite.

Robert Adams
: Quarried Mesa Top, Pueblo County, Colorado, 1978 (abgetragene oberste Schicht einer Hochebene), Silbergelatine-Abzug, 22.7 x 28.3 cm, Yale University Art Gallery, gekauft mit einer Schenkung von Saundra B. Lane und Zuschüssen aus dem Trellis Fund sowie dem Janet and Simeon Braguin Fund.
© Robert Adams

Adams gehört zu den Klassikern unter den Landschaftsfotografen. Deshalb sollten wir auf die große Retrospektive seiner Originalabzüge in diesem Sommer im Fotomuseum Winterthur nicht verzichten, selbst wenn wir das eine oder andere Werk schon kennen.

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Leserfoto – „Vergessener Pickup“: Beschnitt und Nachbearbeitung

Radikale Bildformate können funktionieren. Allerdings nur dann, wenn man sich der Regeln genug bewußt ist, um sie zu brechen.

(c) Steffen Heeckt

Im Jahr 2011 bin ich für 7 Monate durch Australien gereist. In dieser Zeit habe ich unter anderem für 3 Monate auf einer Farm gearbeitet wo dieses Bild entstanden ist. Ich war mir lange unschlüssig ob es in Farbe oder S/W besser wirkt schlussendlich habe ich mich für den Vintage Look entschieden, da so, wie ich finde, der 50er Jahre Pickup am besten zur Geltung kommt. Als Neueinsteiger im Bereich Fotografie und gerade in den verzwickten Bereich Schwarzweiß würde ich mich über euer professionelles Feedback sehr freuen.
Gruß Steffen

Erst einmal sei gesagt, daß ich Dich glühend darum beneide, Dir die Zeit genommen haben zu können, sieben Monate durch Australien zu reisen. Das war sicherlich eine Erfahrung, die man nie vergißt.

Du hast uns von diesem Trip das Bild eines Pickupwracks, gesehen irgendwo im Nirgendwo, mitgebracht. Es könnte so auch in der Wüste in Texas stehen. Der Pickup befindet sich radikal am linken Rand, während der Rest des Panoramas nur öde Landschaft zeigt. Die Sonne steht schon relativ tief, und Du hast in einer Gegenlichtsituation fotografiert. Die Aufnahme entstand laut EXIF mit einer Canon PowerShot S95, wobei es sich um eine Kompaktkamera mit einem Formatfaktor von 4.6 handelt. Die verwendete Brennweite von 6 mm enspricht demnach etwa 28 mm im Vollformat.

Die Sonne wurde als großer heller Fleck abgebildet, was der Blende von f/3.2 geschuldet ist. Trotz der sich verringernden Lichtverhältnisse hast Du mit ISO 80 und einer Belichtungszeit von 1/1000s fotografiert. Ich nehme mal an, Du hast im Vollprogrammmodus gearbeitet, und in der Nachbearbeitung hast Du das Foto radikal beschnitten.

Was mir gefällt, ist die Athmosphäre in Deinem Bild. Es ist trostlos, öde – aber auch irgendwie cool – wie dieses Auto in der Sonne so vor sich hin verrottet. Du vermittelst mir einen Eindruck von Ort und Zeit. Was den Braunton angeht, ist das Geschmackssache. Ich selbst bevorzuge kontrastreiches, neutrales Schwarzweiß – und ich weiß, wie schwierig es ist, das gekonnt hinzubekommen. Du hast für die Nachbearbeitung Photoshop benutzt. Wenn Du Nik Silver Efex Pro noch nicht entdeckt hast, kann ich Dir diesen Filter nur wärmstens empfehlen. Er ermöglicht Zonenbearbeitung und hat mehr Regler, als man normalerweise braucht.

Worauf ich vertiefter eingehen möchte, sind die Aufnahmeeinstellungen und der Beschnitt.

Meine Reisekamera ist schon seit einiger Zeit eine kleine Pentax Lumix, vergleichbar mit Deiner PowerShot. Sie war mit mir schon an einigen Orten hier in den USA, in der Türkei, in Mexiko, Deutschland… Ich bevorzuge es, leicht bepackt zu sein, und dafür ist sie gerade richtig. Wie die PowerShot kann man Seitenverhältnisse wechseln, und die kleinste Blende, die ich wählen kann, ist f/8. Dafür hat auch sie eine extreme Weitwinkellinse.

Du hast durch die Wahl des Aufnahmemodus zwar mit einem sehr geringen ISO fotografieren können, aber dafür ist die Sonne hier ein großer, heller, unregelmäßiger Fleck, anstatt eines etwas kleineren hellen Fleckes, was ich als störend empfinde. Der helle Fleck zieht nämlich, obwohl nur teilweise zu sehen, alle Aufmerksamkeit auf sich, die doch dem Pickup gelten sollte. Das hättest Du vermeiden können, indem Du in Zeitautomatik f/8 einstellst. Hier stößt man zwar an die Grenzen der Kamera, aber es war bei den Gegenlichtverhältnissen noch hell genug, um nicht entweder das Bild zu verwackeln oder in höhere ISO-Bereiche zu geraten.

Als Beispiel habe ich Dir hier eine Aufnahme hochgeladen, die als Schnappschuß 2013 in Mexiko auf der Pyramide in Cholula entstanden ist; zu sehen ist im Hintergrund der Popocatepetl. Ähnliche Lichtverhältnisse, Blende f/8 vorgewählt, und trotzdem habe ich mit ISO 100 und einer Belichtungszeit von 1/1250s arbeiten können. Die Sonne hätte hier ein noch größerer Fleck sein können, der den Berg optisch verschluckt. Statt dessen ist sie rechts als perfekter Kreis im Hintergrund zu sehen und komplementiert ihn:

Cholula

Du hast weiterhin das Bild extrem beschnitten. Der für Dich so interessante Pickup „klebt“ nicht nur am linken Bildrand, Du hast ihm auch die Reifen/Räder unten gekappt. Ohne die Originalaufnahme vor mir zu haben, kann ich keine Aussage dazu machen, was genau wo nachträglich entfernt wurde, sondern muß mich darauf beschränken, was ich sehe.

Ich hätte dem Auto zunächst einmal mehr Raum gelassen. Es ist zu sehr an die Ränder gedrängt worden durch diesen Beschnitt. Wenn in der ursprünglichen Version noch Raum ist, würde ich diese Entscheidung allein dort noch einmal überdenken. Durch die Anordnung des Autos und der Wahl des Bildformates gerät es zum Statisten. Man schaut zuerst einmal auf den hellen Sonnenfleck, wie oben schon bemerkt, dann erst entdeckt man das Auto; insbesondere auch, weil es so dunkel gehalten ist. Das kann man als absichtlichen Effekt so einbauen, aber wenn Dein Ziel war, das Auto zum Hauptbildgegenstand zu machen, hast Du selbiges hier verfehlt.

Ein Panorama dieser Art hat seinen Platz, etwa im Webdesign oder als Facebook-Coverfoto. Um etwas zu produzieren, was man sich an die Wand hängen möchte, solltest Du den Beschnitt des Bildes wieder aufgreifen. Ich persönlich hätte bei der Aufnahme ein 16:9 Format gewählt, was Dir ein Panoramaformat gibt, ohne daß Du hinterher radikal beschneiden mußt (oder eine Aufnahmereihe zusammensetzen). Ich hätte auch das Autowrack etwas aufgehellt:

Vergleichsfoto

Beschnitten würde das dann so aussehen:

Vergleichsfoto mit Beschnitt/aufgehelltem Fahrzeug

Du hast immer noch genug trostlose Landschaft im Bild, aber der Pickup bildet jetzt das Hauptmotiv.

Eine einzigartige Würdigung der Fotografie

Letzte Woche durfte ich an einer Führung durch die Photobastei in Zürich teilnehmen. Romano Zerbini (bekannt als Initiator der EWZ Selection) hat uns durch die 1500 qm Ausstellungsfläche auf sieben Etagen geführt und mehr über dieses einzigartige Projekt erzählt.

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Und man muss ihm zustimmen, wenn er sagt, dass die Fotografie in der Kunstszene immer noch zu wenig Beachtung erhält. Aus dem selben Grund hat er bereits 1996 die Photogarage gegründet. Zerbini kennt die Fotografen genau: er weiss, dass nebst der Auftragsarbeiten auf ihren Festplatten so manches angefangene Projekt liegt oder in ihren Köpfen grossartige Ideen umherschwirren. In der Photogarage war genau dafür Platz. Und als diese abgerissen werden sollte und mitten in Zürich dieser Neubau noch leer stand, war die Photobastei geboren. Weiterlesen

Leserfoto – Grand Canyon at Navajo Point: Der Vorder-/Hintergrund vor lauter Bäumen

Landschaftsbilder leben von der visuellen Einteilung in Ebenen.

© Jörg Langer

Hallo alle, anbei ein Bild aus unserem letzten USA-Urlaub. Wir hatten extrem schlechtes Wetter mit Regen und Nebel erwischt. Zwischendurch ist der Himmel immer wieder mal aufgeklart. Dabei ist dieses Bild entstanden. Im Canyon hinter mir war nur Nebel. Dafür war die „andere Seite“ des Canyons umso interessanter. Das RAW-Bild ist in Aperture entwickelt und mit den NIK-Tools sparsam bearbeitet. Außerdem habe ich das Bild beschnitten. Ich mag die Stimmung, nach links abziehender Nebel, rechts kommt der Himmel durch, helle und dunkle Szenen, tote und lebende Vegetation. wie findet Ihr das Bild? Ganz herzlichen Dank vorab für Eure Arbeit und Zeit.

Etwas, das ich immer predige, ist, sich beim Fotografieren auch an das nicht Offensichtliche heranzutasten. Besonders bei totfotografierten Motiven bietet sich so noch etwas Neues, Frisches. Es gilt, sich nach oben oder unten zu wenden, die Perspektive zu verändern – oder sich wie in diesem Fall umzudrehen. Weiterlesen