Chris Killip: Kohle aus dem Meer

Menschen sammeln zu ihrem Lebensunterhalt Schwemmkohle aus dem Meer. Chris Killips Reportage darüber gilt als Klassiker der sozialen Dokumentarfotografie.

[textad]Chris Killip - aus der Serie Seacoal

Killps Bilder aus Nordengland wirken sehr frühkapitalistisch und erinnern auch an die berühmten Serien aus der amerikanischen Depressionszeit. In Braunschweig können wir die Reportage Seacoal erstmals vollständig sehen.

Zwischen 1983 und 1984 verbrachte der britische Fotograf Chris Killip über 14 Monate in einem Caravan in Lynemouth an der nordenglischen Küste. An einem schmalen Küstenstreifen sammelten die Anwohner am Strand Schwemmkohle, die aus einer nahegelegenen Mine stammte, und verkauften sie illegal weiter. Die Menschen, die diese natürliche Kohlenwäsche nutzten, misstrauten zunächst dem Fotografen. Killip gewann ihr Vertrauen, fotografierte ihre Arbeit und porträtierte ihr Leben in den ärmlichen Behausungen und Wohnwagen, so teilt das Museum für Photographie Braunschweig mit.

Chris Killip - aus der Serie Seacoal

„An diesem Platz sind die Zeiten vertauscht“, sagt Chris Killip, „das Mittelalter und das zwanzigste Jahrhundert greifen ineinander.“ In seinen Bildern werden die verschiedenen Personen und Familien des Coal Camps zu wiederkehrenden, vertrauten Protagonisten – ein Aspekt, der dieses dokumentarische Unternehmen in die Nähe von Walker Evans‘ berühmter Serie „Preisen will ich die großen Männer“ von 1936 rückt.

Chris Killip - aus der Serie Seacoal

Von der umfangreichen Arbeit sind bisher nur wenige Fotografien veröffentlicht worden. Sie wurden als wichtiges Statement innerhalb der dokumentarisch-kritischen Betrachtung der Thatcher-Ära gesehen und als ein letzter Höhepunkt der britischen Schwarzweiß-Tradition. Jüngere Fotografen wie Martin Parr fotografierten in Farbe. Des Weiteren befinden sich Aufnahmen aus dem Seacoal-Projekt in Killips Buch [amazon 9781935004066]In Flagrante[/amazon]. Einige dieser Bilder sind zu Leitbildern einer humanistisch engagierten Fotografie der Achtzigerjahre geworden.

Chris Killip - aus der Serie Seacoal

Chris Killip (Jahrgang 1946) gilt als einer der wichtigsten britischen Dokumentarfotografen. In seinen langfristigen Fotoprojekten beschäftigt er sich hauptsächlich mit dem Alltag der britischen Unterklasse. Er stammt von der Isle of Man, und zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen seine Porträts der Bewohner dieser Insel. Für seine Bilder aus dem Nordosten Englands erhielt er 1989 den Henri-Cartier-Bresson-Preis. Seit 1991 lehrt er als Professor an der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts. Wir finden mehr auf Chris KIllips Website.

Im Steidl-Verlag Göttingen soll im Juni das Buch Seacoal erscheinen; derzeit ist es noch nicht verfügbar. Die Ausstellung in Braunschweig ist übrigens die einzige Gelegenheit, diese Bilder im Original in Deutschland zu sehen.

Chris KIllip
Museum für Photographie Braunschweig

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