Clifford Ross und August Sander: Landschaften damals und heute

Landschafts-Ansichten aus unterschiedlichen Fotografengenerationen: Die Photographische Sammlung der Kölner SK Stiftung Kultur stellt August Sander und Clifford Ross gegenüber – auf der ArtCologne bis zum Sonntag, 20. April.

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Clifford Ross: Mountain II, 2005

Die Landschaften des New Yorker Künstlers Clifford Ross (Jahrgang 1952) werden nach Angaben der SK Stiftung Kultur erstmals in einer größeren europäischen Stadt gezeigt. Ross fotografiert die metergroßen farbigen Panoramen mit einer eigens gebauten Großbildkamera auf Negative mit 9 x 18 inch (23 x 46 cm). Diese werden einzeln eingescannt und bringen dann 2,6 Gigabyte Speicherplatz auf die Platte. Zentrales Thema der Ausstellung ist aber nicht in erster Linie die Technik, sondern der künstlerische Ansatz von Ross:

Clifford Ross entwickelte sein Konzept insbesondere vor dem Hintergrund seiner zwanzigjährigen Tätigkeit als Maler, aber auch auf Grundlage seiner Auseinandersetzung mit der deutschen Philosophie und Ästhetik – etwa durch Immanuel Kants Ausführungen über das Erhabene. Weitere Inspirationsquellen von Ross sind die malerische Hudson River School des 19. Jahrhunderts und der amerikanische abstrakte Expressionismus der 1950er und 1960er Jahre. Clifford Ross strebt in seinen Bildern eine im ursprünglichen, für das Medium charakteristischen Sinn wirklichkeitsgetreue, technisch „unverrauschte“ Vermittlung des Landschaftserlebnisses an. Die Ergriffenheit und Begeisterung des Künstlers soll ebenso ausgedrückt werden wie die gesamte Atmosphäre der vorgefundenen Situation.

Ausgestellt werden sieben Panoramen, die zu Clifford Ross‘ „Mountain Series“ (2004-2006) gehören. Es sind Aufnahmen, die aus unterschiedlichen Richtungen und Distanzen den Blick auf den majestätischen Mount Sopris im amerikanischen Colorado freigeben und ihn in seiner weiteren Umgebung vorführen. Bevor Ross seine erstaunlichen Formate erarbeitete, hatte er 2003 im Monat Juni, täglich zwischen Sonnenauf- und -untergang Hunderte von kleinerformatigen Photographien um den Berg herum aufgenommen, ohne jedoch letztlich zu einem für ihn befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Dazu verhalf ihm erst die Erfindung seiner Großbildtechnik auf Basis einer Luftbildkamera.

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«August Sander: Ölberg von Hasselbach aus gesehen, 1930

Der tiefe Respekt vor dem Gegenstand, die Wirklichkeitstreue sowie das vergleichende Sehen sind neben der persönlichen Involvierung für Clifford Ross wichtige Voraussetzungen zur Aneignung und künstlerischen Umsetzung seiner Landschaftsmotive. Auf seinen Webseiten zeigt Clifford Ross uns eine Auswahl seiner Themen.

Ross zeigt sich verwandt mit August Sander (1876 – 1964), dessen Landschaftsaufnahmen weit weniger bekannt sich als seine Menschenbilder. Die SK Stiftung Kultur zeigt davon eine Auswahl von rund 80 Arbeiten. Diese historische Position entspricht zwar einem anderen Temperament, das weniger eine gesteigerte Wahrnehmungswelt zu reflektieren sucht, sondern vielmehr sich der sachlichen Beschreibung und Analyse vorgefundener Lebensverhältnisse widmet. Doch in der Gegenüberstellung mit den aktuellen Arbeiten von Ross mögen sich durchaus anregende Berührungspunkte ergeben.

So wählte auch August Sander für seine zwischen den 1920er und 1950er Jahren in verschiedenen Landstrichen Deutschlands aufgenommenen Schwarzweiß-Fotografien vielfach Panorama-Ansichten, die mit durchgehender Bildschärfe den Blick über Anhöhen, Felder, Wälder und Ortschaften – etwa der Eifel, dem Westerwald, dem Mittelrhein und dem Siebengebirge – in die Ferne ziehen. Verschiedene die Bildwirkung beeinflussende und gestaltende Licht- und Wettersituationen sowie Wolkenformationen sind für ihn dabei besonders bedeutungsvoll. Sander photographierte aber nicht allein Naturansichten und einzelne Pflanzen in ihrem gewachsenen Zusammenhang, sondern auch Architekturen, Ansiedlungen, Straßen und Wege sowie kulturhistorisch bedeutsame Bauten. Sander versuchte generell, einen „Spiegel der Zeit“ zu schaffen. Das bedeutete für ihn, nicht nur die Menschen und ihre Gesellschaft – realisiert in seinem berühmten Portraitwerk Menschen des 20. Jahrhunderts –, sondern auch die Facetten des Lebensumfelds als einfache Fakten, nüchtern, transparent und mit Gespür für das Typische abzubilden.

Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur besitzt den Nachlass von August Sander und pflegt sein Archiv.

Landschaft – Photographien von Clifford Ross und August Sander
Sonderschau der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln
auf der ART COLOGNE, koelnmesse, bis 20. April, Halle 5.2, Stand H-071
geöffnet an den Messetagen von 12 bis 20 Uhr

SK Stiftung Kultur Köln
artcologne Köln
Clifford Ross

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