Computerkunst: Schöne neue Bildwelten

Fotografie, Grafik, Collage und Videotechniken mischen sich im Computer zu einer neuen Kunst. Die digitalen Bildwelten erscheinen uns „wie gemalt“ oder „wie fotografiert“.

Gerhard Mantz: Der Funken der Wahrheit, 2007, UV-Tinte auf Leinwand, 100 x 220 cm

In der digitalen Kunst wird das Foto zum Arbeitsmaterial – zu einem Verfahren unter der ganzen Vielfalt bildgebender Techniken. In Erfurt sehen wir aktuell einen Ausschnitt aus dieser computergenerierten Malerei der Gegenwart.

Christina Paetsch: Die Annäherung, 2009, © VG Bild-Kunst

Die enge Verbindung traditioneller Bildmedien mit dem Computer versetzt Künstler in die Lage, ganz neue Bildwelten zu erzeugen, bis hin zur computergestützten Schaffung von Bildern in virtuellen Räumen. Die klassischen Maltechniken entwickelten sich unter handwerklichen Rahmenbedingungen – als Handhabung von Pigmenten in Verbindung mit Löse- und Bindemitteln, Tinkturen, Pinseln, Spachteln, Papieren, Tafeln, Leinwänden oder Wänden. Über Jahrhunderte hinweg sind sie verfeinert und variiert worden. Die digitalen Techniken eröffnen nicht nur neue Verfahren, sondern auch neue Herangehensweisen an die Konstruktion von Bildern.

Das gilt ebenso für einen speziellen Aspekt des künstlerischen Bildes – das Malerische. Das war bisher eine Domäne allein der Malerei und der Zeichnung. Heute gibt es eine breite Vielfalt an Möglichkeiten, auf künstlerischem Wege mit dem Malerischen umzugehen. Das Malerische ist heutzutage nicht mehr an das Medium gebunden. Aber mitunter sehen die neuen „Malereien“ aus, als wären es Fotografien.

Stefan Fahrnländer: Kopflos, 2010

Das Projekt in der Kunsthalle Erfurt unter dem Titel „wie gemalt“ verfolgt dieses Motiv weiter. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich mit Aspekten des Malerischen, ohne jedoch die klassische Maltechniken zu verwenden. Gezeigt werden aktuelle Arbeiten, die aus den Perspektiven der Computerkunst (Inkjet-Malerei, digitale Collagen), der Grafik (Siebdruck), der Skulptur, der Installation, der Videokunst und der Fotografie die zum Teil grundlegend gewandelten Aspekte des Malerischen in der Kunst heute verkörpern. Die in Erfurt ausgestellten Arbeiten sind von Stefan Fahrnländer, Christel Fetzer, Susanne Kutter, Gerhard Mantz, Laura Padgett, Christina Paetsch und Wolfgang Rüppel.

Stefan Fahrnländer: Neophyten III

Zur Ausstellung ist im Kerber-Verlag Bielefeld ein Katalog erschienen: [amazon 3866784678]Wie gemalt. Bildner im 21. Jahrhundert[/amazon], herausgegeben von Kai Uwe Schierz, Kunsthalle Erfurt. Und die Computerkünstler haben auch ihre Websites: Zum Beispiel Stefan Fahrländer, Christina Paetsch oder Laura Padgett. Wir sehen dort, dass viele der „Bildner“ mit vielen verschiedenen Medien nebeneinander arbeiten, zum Beispiel mit Fotografie und Film, wie Laura Padgett.

wie gemalt. Bildner im 21. Jahrhundert
Computergenerierte Bilder, Fotografien, Videos, Installationen

Stefan Fahrnländer, Christel Fetzer, Susanne Kutter, Gerhard Mantz, Laura Padgett Christina Paetsch, Wolfgang Rüppel
Bis 16. Januar 2011
Kunsthalle Erfurt im Haus zum Roten Ochsen, Fischmarkt 7, D-99084 Erfurt
+49 (0)361-6555660, kunsthalle@erfurt.de
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr, Donnerstag 11 – 22 Uhr, 25. Dezember und Neujahr 13 – 18 Uhr, 26. Dezember 11 – 18 Uhr

Stefan Fahrnländer
Christina Paetsch
Laura Padgett
Kunsthalle Erfurt

4 Kommentare
  1. Uwe S
    Uwe S sagte:

    Leidenschaft ist gerade bei „Pixelschubsern“ weit verbreitet, doch braucht es zur Kunst mehr als nur Leidenschaft. Man sollte Bilder im Kopf kreieren können, das Handwerkzeug zur Umsetzung in ein Bild (Werk) beherrschen, und seine Werke öffentlich zeigen. Kunstkritiker werden schließlich entscheiden, ob es Kunst ist, oder Mist.

    Ob man Bilder als Fotografien bezeichnet ist eine andere Frage. Mir scheint entscheidend zu sein, dass Bildinformationen auf optischem Wege gesammelt und chemisch oder elektronisch festgehalten werden. Die weitere Verarbeitung, Verfremdung, Montage, Vergrößerung, Druck, etc. kann dann beliebig erfolgen. Entscheidend ist das Werk, das hinten raus kommt. Daher sind Filmnegative und beschriebene Speicherkarten für mich noch keine Fotografien.

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  2. anonym
    anonym sagte:

    Bei allem Respekt vor den computerunterstützten neuen Techniken der digitalen Bilderwelten…wo bleibt da die Kunst und die Leidenschaft des echten Fotografierens? Künftig dürfte dann wohl nicht mehr ein guter Fotograf gute Bilder kreieren, sondern derjenige, der mit der Computer-Bild-Technik am besten vertraut ist.

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  3. Eva
    Eva sagte:

    genau. aber wie in allen anderen disziplinen auch, machen die einen wirklich tolle sachen, die anderen so lala-zeug. ach, was sag ich. ist doch ohnehin subjektiv.

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  4. agenturvier
    agenturvier sagte:

    Genauso wie die Malerei hat sich auch die Kunst des Fotografierens über einen langen Zeitraum hinweg entwickelt. Heute steht das „Kunstgebiet“ der Fotografie als eigene Richtung neben der Malerei. Warum sollte das nicht auch einmal mit der computerunterstützten „digitalen“ Bilderwelt so sein? Kunst ist immer das, was der Betrachter als Kunst empfindet.

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