Dana Gluckstein: Die Würde der Menschen

Die Würde der Menschen, das ist die Mission von Dana Gluckstein. Sie fotografiert Angehörige der Völker, die vor den Eroberern da waren – sogenannte Ureinwohner.

[textad]© Dana Gluckstein, Sängerin bei einer religiösen Zeremonie, Hawaii 1996

Eingeborene, Naturvölker, „Wilde“ wurden, werden sie genannt. Offiziell heißen sie: Indigene. Glucksteins intensive Porträtfotos sind aktuell in Berlin ausgestellt.

Seit mehr als 30 Jahren setzt sich die Amerikanerin Dana Gluckstein mit ihrer Hasselblad für die Rechte der indigenen Menschen ein. Mehr als 370 Millionen von ihnen leben auf der Erde und fast überall gehören sie zu denen, die am Rand leben. Erst seit 2007 gibt es eine Erklärung der Vereinten Nationen zu den Rechten ihrer Völker. Obwohl diese Erklärung zu fast nichts verpflichtet, stimmten die Regierungen der USA, Kanadas, Australiens und Neuseelands zunächst dagegen.

© Dana Gluckstein, Massai-Krieger, Kenia 1985

Dana Gluckstein, die in Los Angeles lebt, schreibt über ihre Berufung:

Einer meiner Lehrer, der vietnamesische buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh, sagte einmal zu mir: „Woher willst du wissen, wohin du gehst, wenn du nicht weißt, woher du kommst?“ Die Angehörigen der indigenen Völker, die zu fotografieren ich mir zur Lebensaufgabe gemacht habe, würden ihm zustimmen. Ein Baum kann nicht getrennt von seinen Wurzeln wachsen… Ich bin davon überzeugt, dass indigene Völker über für unseren Planeten essentielle, lebenswichtige Erfahrungen und Weisheit verfügen und, wenn die Welt nicht dringend handelt, ein Großteil davon in den nächsten Jahren verschwinden wird. Viele Menschen in hochentwickelten Ländern sehnen sich nach einer Verbindung zum zeitlosen Wissen und zur Schönheit dieser alten Kulturen… Kulturen… Meine Absicht und mein tiefer Wunsch als Fotografin sind, dass diese Bilder von den Bewahrern der uralten Weishei-ten als eine Stimme ihrer Kulturen betrachtet werden und als Leuchtfeuer, das die Welt auf ihrer Suche nach Wegen des Überlebens leitet.

© Dana Gluckstein, Frau mit Pfeife, Haiti 1983

„Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst du nachjagen“ – in diesem Satz der jüdischen Thora sieht Gluckstein ihren Auftrag. Über ihre fotografische Arbeit schreibt sie:

Ich sah darin eine Aufforderung, in meiner eigenen Lebenswelt mehr Gerechtigkeit anzustreben, gemeinsam mit einem echten Seelengefährten, meiner bewährten Hasselblad-Kamera Baujahr 1981. Ihre verzögernde Aufnahmetechnik sowie auch ihre wohl durchdachte wuchtige Bauart und die hochauflösenden rechteckigen Negative gaben mir das Gefühl, die Ewigkeit in einer Fotografie festhalten zu können. 30 Jahre lang hat sie mich nie im Stich gelassen. Noch heute warte ich andächtig, bis der Film entwickelt ist und mich in das magische Reich der Bilder entführt. Den Stillstand der Zeit einzufangen, Zeugin der Ewigkeit zu werden, die jedem Augenblick innewohnt – das sind die Ziele, die ich in meinen Porträtsitzungen und bei den dabei entstehenden Fotografien verfolge. Paradoxerweise fließen in diese auf Film gebannte Gegenwart auch Vergangenheit und Zukunft ein. Der Akt, ein Bild zu erzeugen, wird zum schöpferischen Ritual, einer heiligen Handlung, die dem Betrachter gestattet, die Grenzen der Zeit zu überwinden.

© Dana Gluckstein, Sängerin bei einer religiösen Zeremonie, Hawaii 1996

Der südafrikanische Bischof Desmond Tutu schrieb zu Glucksteins Bildern:

Die Arbeit von Dana Gluckstein trägt dazu bei, den Blick über das äußere Erscheinungsbild hinaus auf den innersten Wesenskern des Menschen zu richten, uns so zu sehen, wie Gott uns sieht, nicht nur die physische Form, sondern auch die Seele, deren Licht uns erhellt.

Die Ausstellung „Dignity – Die Würde des Menschen“ wird aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens von Amnesty International im Berliner Willy-Brandt-Haus gezeigt. Dana Gluckstein arbeitet außerdem als Werbefotografin und porträtierte Persönlichkeiten wie Nelson Mandela, Michail Gorbatschow, Muhammad Ali und Barbra Streisand. Weitere Informationen finden wir auf Dana Glucksteins Website. Der Bildband [amazon 3724310293]Dignity – Die Würde des Menschen[/amazon] erschien 2010 im Reich-Verlag, Luzern.

Dana Gluckstein: Dignity – Die Würde des Menschen
Bis 25. März
Willy-Brandt-Haus, Stresemannstraße 28, D-10963 Berlin
+49 (0)30 – 259 93 787, info@vbb-wbh.de
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 12 – 18 Uhr, Montag geschlossen. Reisepass, Personalausweis, oder Führerschein mitbringen.

Dana Gluckstein
Willy-Brandt-Haus Berlin

1 Kommentar
  1. CorinneZS
    CorinneZS sagte:

    Die Bildsprache von Gluckstein ist sehr eindrücklich; danke für den Artikel. Unerwartet und interessant ist auch, im Artikel ihre Begründung der Arbeit kennen zu lernen – einverstanden mit ihr bin ich aber nicht. Ich denke erstens, man kann andere auch überleben lassen, ohne davon zu profitieren. Das Argument, indigene Völker repräsentierten unsere wertvolle Vergangenheit und könnten uns viel geben (oder wenigstens unsere Sehnsucht stillen), läuft aber darauf hinaus. Ich finde zweitens heute und hier leben eindeutig besser; vor bloss etwa 200 Jahren wurden hierzulande Frauen noch als Hexen zu Tode gequält (und wählen dürfen wir auch noch nicht lange). Die besten Argmuente für Verfolgung sind Tradition und Religion, deshalb bin ich auch Glucksteins Suche nach „uralten Weisheiten“ und „zeitlosem Wissen“ gegenüber kritisch.

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