Datacolor Spyder 3 elite im Test: Von der Farbvision zur Datenfarbe
Die Bildschirmspinne hat sich schon in der Version 2 bewährt, um Monitore – und auch Fernseher – in Helligkeit, Farbe und Kontrast abzugleichen. Was bringt die Version 3 im Praxistest mehr?
Monitore – insbesondere von Notebooks, aber auch die normale Büroware – sind wie Fernseher ab Werk nicht unbedingt auf optimal neutrale Farbwiedergabe eingestellt, sondern in einer Art „Verkaufseinstellung“, in der sie möglichst grell und möglichst „frisch“ erscheinen sollen.
Das bedeutet beim Notebook, des ja aus Energiegründen stets ein Helligkeitsproblem zu haben scheint, auch wenn die Helligkeit für Innenräume normalerweise ausreichend ist, daß alles möglichst hell dargestellt wird, auch Dunkelgrau erscheint noch Hellgrau, erst bei Schwarz geht man dann langsam in der Helligkeit herunter. Der normale Bürobildschirm wiederum wird ab Werk oft mit deutlichem Blaustich geliefert, weil das dann frischer und energetischer wirkt.
Leider sind die Folgen massive Fehleinstellungen, wenn auf diesen Monitoren Digitalfotos bearbeitet werden:
Selbst wer sich des Problems bewußt ist, wird diese in Lightroom, Adobe Camera Raw oder einer Bildbearbeitung so einstellen, daß sie kontrastreicher und mit besseren Farben erscheinen – und sie so (beim Notebook) zu dunkel oder (beim blaustichigen Büromonitor) gelblastig abmischen. Und auch das sonstige Arbeiten mit dem Gerät wird unnötig erschwert.

Inhalt: Meßsensor mit Aufbewahrungshalterung, Kürzestanleitung und Software-CD mit Seriennummer. (Bild: W.D.Roth).
Manuelle Hilsmittel wie Adobe Gamma oder Utilities, die von den Grafikkartenherstellern mitgeliefert werden, erlauben es, hier an den Einstellungen zu drehen. Im Allgemeinen „verschlimmbessert“ man dabei jedoch nur die gegebenen Einstellungen, denn so exakt ist das menschliche Auge nicht.
Bei den Farbeinstellungen ist dies auch nicht so entscheidend, da das Auge sich an Farbstiche gewöhnt, solange diese zur Hintergrundbeleuchtung passen: Wer bei Glühlampenlicht arbeitet, ist mit einem gelblich leuchtenden Bildschirm besser bedient als mit einem auf Tageslicht abgeglichenen und umgekehrt. Wirklich unangenehm sind jedoch falsche Helligkeitskurven, die alles zwar leuchtstark, doch ausgebleicht erscheinen lassen.
Im Vergleich zu Spyder 2 wurde bei Spyder 3 der Sensor verbessert: Er ist nun vier mal so lichtempfindlich, womit eine höherere Exaktheit des Abgleichs möglich ist („mehr Bit“) – und er ist kleiner geworden. Damit wären sogar Netbooks abgleichbar – die alte „Spinne“ der 2er-Version wäre hier dagegen größer gewesen als der ganze Bildschirm….
Auch versucht die Software nun, auf die Umgebungshelligkeit zu reagieren – und andere den Bildschirm steuernde Software abzublocken. Es kann allerdings stets nur ein Bildschirm abgegleichen werden – zwar können an moderne Grafikkarten inzwischen meist zwei Bildschirme angeschlossen werden, doch hat die Grafikkarte nur eine LUT (Look-Up-Table) zum Setzen der Korrekturwerte.
Die Verwendung des Saugnapfs ist bei Spyder 3 nicht mehr an einen Röhrenbildschirm gebunden: Man kann den Sensor entweder mit einem Saugnapf (statt noch deren drei am Spyder 2) auf dem Bildschirm festpappen, was bei LCDs aber mitunter zu Farbverschiebungen führt, oder ihn über den nach hinten geneigten Bildschirm hängen, wozu dann ein Gegengewicht an der Zuleitung entsprechend einzustellen ist.
In der Praxis ist dieses sehr schwer zu verstellen – wer mehrere unterschiedlich große Monitore mit Spyder 3 regelmäßig abgleichen will, hat vermutlich irgendwann eine defekte Leitung. Und wenn der Monitor nicht schräg geneigt werden kann – wie bei einem LCD-Fernseher – muß Tesafilm zu Hilfe gezogen werden oder – was der Schweizer Hersteller empfiehlt – ein Stativ.
Screenshots eines Abgleichs mit Spyder 3
Der heißt übrigens inzwischen nicht mehr Colorvision, wie bei Spyder 2, sondern Datacolor. Das ist aber nur eine Markenfrage, das Unternehmen ist dasselbe gebleiben, Colorvision ist eine Marke von Datacolor.
Spyder 3 Elite für 175 Euro bietet dabei alles, was Spyder 2 Pro bot, während Spyder 3 Pro für 125 Euro nun die Einsteigerversion ist. Lediglich der Druckerabgleich ist den Versionen Spyder 3 Print für 285 Euro und Spyder 3 Studio (449 Euro, Bildschirm- und Druckerabgleich) vorbehalten.
Was etwas knifflig sein kann: Wer bereits Spyder 2 installiert hatte und nun mit Spyder 3 auf die vorhandene Installation losgeht, kann ein Mischmasch erhalten. Der Hersteller empfiehlt hier, zunächst die alte Software restlos zu entfernen und auch die dann noch verbleibenden angelegten Profile, da Spyder 3 ansonsten wieder auf diese zugreift.
Auch fehlt auf den ersten Blick der Profile Chooser der Spyder 2 Pro-Software. Der ist jedoch weiterhin enthalten, es wird nur kein Eintrag auf Desktop und Startmenü mehr eingerichtet, um weniger geübte Anwender nicht zu verwirren. Der Profile Chooser kann nützlich sein, um ein Profil für Tageslicht und eins für Halogen-Kunstlicht anzulegen, damit der Bildschirm in seiner Umgebung neutral erscheint.
Beim ersten Start der Software werden Graustufen und RGB mit 16 Bit Farbtiefe sehr exakt durchgemessen, spätere Rekalibrierungen laufen mit 8 Bit schneller durch. Datacolor empfiehlt dabei, die Monitore wegen Alterung regelmäßig alle paar Wochen bis Monate durchzumessen, wobei man sich eine Erinnerungsfunktion vom Bereich von Tagen bis Jahren frei einstellen kann.
Bei der Installation der Software muß man aufpassen: Wer immer brav „OK“ eintippt, ruft irgendwann auch seinen Browser auf, um die Software zu registrieren – dies geht nicht direkt aus der Software. Wenn man den Browser zuvor zur Installation extra heruntergefahren hat und so wie ich darin etwa 100 Fenster fest abgespeichert hat, ist dies lästig und führt zu einer kleinen Zwangspause.
Dasselbe passiert auch noch einmal, wenn man die auf der CD gelieferte Version 3.0.1. installiert hat, in Betrieb nimmt und „auf Update überprüfen“ anwählt: Die Software kann sich nicht selbst aktualisieren, sondern sie ruft den Browser auf, der wiederum lädt dann aktuell die Version 3.0.4 herunter – und dann muß man manuell 3.0.1. deinstallieren und 3.0.4 installieren.
Wirklich gewarnt wird allerdings davor, die 3er-Software über eine vorhandene 2er-Installation zu installieren – es könnten dann Einstellungen gegeneinander arbeiten. Und ebenso gibt es Ärger, wenn ATI- oder Nvidia-Utilities oder Adobe Gamma gegen Spyder 3 agieren. Man muß sie deaktivieren.
Auf Notebooks erzielt Spyder 3 noch leuchtendere Farben als Spyder 2 – allerdings auch teils irritierende irisierende Effekte, weil die Blickwinkelabhängigkeit von Notebook-Displays sehr deutlich ist. Und natürlich ist dann auch mit deutlichem Helligkeitsverlust zu rechnen.
Allerdings kann man statt auf eine Farbtemperatur auch nur auf „Native“ abgleichen. Dann wird nur die (ohnehin wichtigere) Helligkeitskurve abgeglichen. Ebenso sind Abgleiche auf andere Farbtemperaturen möglich und noch weitere Detaileinstellungen für den, der es braucht.
Und schließlich kann man mit dem „Profile Chooser“, der sich nach einer Standard-Installation unterhalb von C:ßProgrammeDatacolor befindet, auch zwischen einem Abgleich für Tageslicht und einem für Kunstlicht umschalten, wenn man das mag.
Das ist zwar nicht ganz im Sinne eines kalibrierten Abgleichs, doch kann es in bestimmten Situationen durchaus nützlich sein – oder eben, um zu experimentieren. Nur darf man sich dann nicht beschweren, wenn am Ende wieder eine „Verschlimmbesserung“ herauskommt…
Etwas unheimlich ist es allerdings, wenn man die Umgebungshelligkeitsmessung von Spyder 3 aktiviert: Ein auf- und abschwellender blauer Leuchtpunkt bleibt dann auch nach Ausschalten des Rechners aktiv, er speist sich aus dem Standby-Strom des USB-Ports.
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Was Spyder 3 elite mehr als Spyder 3 pro bietet, steht schon detailliert auf den verlinkten Websites. Man kann mehr Farbtemperaturen einstellen, bei der einfachen Version nur 6500K/Gamma 2.2. Die Software ist also unterschiedlich. Das gehört aber gerade nicht in den Testbericht, denn es lag mir ja nur eine Version vor. Mehr, als auf der Website steht, kann ich dazu daher auch nicht sagen.
Ob es sein Geld wert ist? Das war schon Spyder 2. Auch, wenn das Tool nicht perfekt ist, aber bessere kosten ein Vielfaches. Entbehrlich ist sowas nur, wenn man für 2000 € einen Proof-Schirm kauft – da ist dann ein Kalibrationstool schon dabei.
„Spyder 3 Elite für 175 Euro bietet dabei alles, was Spyder 2 Pro bot, während Spyder 3 Pro für 125 Euro nun die Einsteigerversion ist.“
Und was genau unterscheidet nun diese beiden Modelle?
Und ist das Spyder 3 sein Geld wert oder nicht?
Diese Informationen hätte ich mir aus einem Testbericht schon gewünscht.