Dein Bild ist nicht schön: Insbesondere negatives Feedback ist etwas wert

Ablehnung ist kein Statement zu Deinem künstlerischen Können.

„… Was ist, wenn sie sagen, ich tauge nichts? Was ist, wenn sie sagen, verschwinde, Junge, Du hast keine Zukunft? Ich meine, ich glaube einfach nicht, daß ich diese Art von Ablehnung einfach wegstecken kann…“ (Marty McFly, Zurück in die Zukunft – Teil 1)

Ablehnung

Ablehnung

Ablehnung dessen, was wir kreativ erschaffen, begleitet uns unser ganzes Leben. Ich selbst habe aufgehört, gerne zu malen, als mir von mehrerer Seite suggeriert wurde, das sei alles nur Mist. Ich war ungefähr zehn. Bis ich irgendwann einen Fotoapparat in der Hand hatte, dachte ich ernsthaft, weil ich nicht malen kann, kann ich auch nicht kreativ sein.

Ohne hier philosophisch zu werden: sobald Du das erste Mal auf den Auslöser drückst, wirst Du es mit der Meinung anderer zu tun haben. Du wirst natürlich viel Lob hören. „Wow“, „super“, und wenn Du Glück hast, sogar ganze Sätze, und wenn Du noch mehr Glück hast, bringen sie Dich sogar weiter, anstatt nur Dein Ego zu streicheln. Doch wir alle kommen einmal an den Punkt, an dem wir wissen wollen, ob wir WIRKLICH gut sind, ob unsere Bilder „etwas taugen“.

Als unsere Tochter so circa fünf Jahre alt war, war ich bei einer Freundin zum Kaffee, die eine Tochter im gleichen Alter hatte. Sie hätten Zwillinge sein können, und sie waren beide ähnlich „direkt“. Alle paar Minuten kam eine in Tränen aufgelöst aus dem Zimmer – die andere sei gemein gewesen. Das Highlight war der Satz, „Sie hat gesagt, mein Bild wär nicht schön.“ Wir schickten sie, wer auch immer es war, zurück mit den Worten, „Sag ihr halt, Dein Bild ist schön.“ Und das tat sie dann auch.

Was macht man aber, wenn man als Erwachsener Dinge über seine Fotos hört, die sich anfühlen, als hätte man Deine Familie in Grund und Boden gestampft? Jedes Bild ist schließlich wie ein Baby, und man hat schon Selbstzweifel genug, wenn man sich endlich traut, es jemandem zu zeigen. Sieh es so: Du hattest das Glück, daß Dir jemand Feedback gegeben hat, dem Deine Fotos nicht zusagen, und er hat Dir sogar gesagt, weswegen. Oft hört man nichts von bestimmten Leuten. Verbuche das auf der „Haben“ Seite.

Wenn jemandem Deine Bilder nicht gefallen, oder er sich irgendwie anderweitig kritisch über sie äußert, ist die schlimmste Reaktion entweder, garnicht mehr zu fotografieren, die Meinung anderer wegzuwischen oder nicht mehr einzuholen. Was wissen die Idioten schon? Doch denk dran: Du hast nach einer ehrlichen Meinung gefragt, und die hast Du bekommen. Wie gesagt, das ist nicht jedem vergönnt. Hoffentlich war sie konstruktiv – das ist jedenfalls das, was wir hier bei fokussiert im Auge behalten, wenn wir Kritiken oder Bildbesprechungen schreiben.

Vergiß auch eines nicht: Kunst ist subjektiv. Was mir gefällt, muß Dir nicht gefallen. Wettbewerbsjuroren gehen nach bestimmten Kriterien vor, Galerien führen, was der Markt bestimmt, Leute wollen auf ihren Porträts schön aussehen etc. etc. etc. Das als Statement zu Deinem künstlerischen Können zu werten, ist absolut falsch. Deshalb solltest Du auch schaffen, weil Du schaffen willst, nicht weil Du hoffst, irgendwann mal berühmt zu werden oder viel Geld zu scheffeln. Es gibt bessere Wege.

Paradebeispiel: es gibt eine abstrakte Bilderserie meinerseits, die nur ich toll finde. Ich finde sie sogar ganz großartig. Und ich bin so ziemlich die einzige, kein anderer scheint sie zu kapieren. Zuletzt nannte sie jemand „kataloghaft“. Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden.

Metal Ink #1 - (c) Sofie Dittmann

Metal Ink #1 – (c) Sofie Dittmann

Das heißt aber nicht, daß ich deshalb nicht mehr fotografiere.

9 Kommentare
  1. tilman
    tilman sagte:

    Test : <> \ „“
    Mir werden einfach immer das „kleiner als“ und „größer als“ weg-gelöscht… besonders doof, weil so in Frankreich die direkte Rede gekennzeichnet wird.

    Antworten
  2. Tilman
    Tilman sagte:

    Hallo Sofie,
    es ist vielleicht menschlich, und auch sicher bedingt durch unsere Erziehung, dass wir immer eine Rückkopplung wollen. Oft geht es so weit, besonders bei Kindern, dass Tätigkeiten nur noch ausgeübt werden, um Lob zu erheischen. Dabei sollte doch die Tätigkeit selbst Freude bereiten, und man sollte sich selbst am meisten über das Resultat freuen. <>… das ist mir am Wichtigsten, aber ich freue mich natürlich auch über Kritik, positiv oder negativ, wenn es eine Denkanregung darstellt…
    Interessanter Artikel, I LIKE (-: schnell noch ein kleines Lob, aus rein egoistischen Gründen :-) .
    MfG, Tilman

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  1. […] oder einem „Wow! Geiles Foto!“ in der Kommentarspalte nicht hervor. Und auch wenn die viel angenehmer sind als zwei kritische Hinweise zur Komposition und zur technischen Umsetzung, lerne ich aus letzteren was, und das ist mir immer noch wichtiger […]

  2. […] besten Job zu machen, zu dem man fähig ist. Es hat wahrscheinlich auch mit immer wiederkehrender Ablehnung zu tun, die einen letztendlich fast schon konditioniert, kodependent zu werden und sich […]

  3. […] bietet leider auch oft eine große Fläche für Kritik. Wenn man etwas Neues macht, wird es immer Menschen geben, die es nicht verstehen. Ist ja auch kein […]

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