Deutsche Börse Photography Prize: Engagierte Fotografie

In Sachen Fotografie ist Berlin derzeit wirklich eine Reise wert, gerne eine längere. Auch die Ausstellung zum „Photography Prize 2008“ der Deutschen Börse lohnt auf jeden Fall eine Stippvisite – bis 13. Juli im C/O.

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Esko Männikö: Untitled (11), 2005

John Davies, Jacob Holdt, Esko Männikkö, Fazal Sheikh – so heißen die Finalisten des des Deutsche Börse Photography Prize 2008. Von der Dokumentation postindustrieller Landschaften über investigativen Bildjournalismus bis hin zur politisch engagierten Fotografie reicht ihr breites Spektrum.

So präsentiert Esko Männikkö , Preisträger 2008, eine Welt, in der Tiere, Objekte und Menschen mit demselben Respekt und kindlicher Verwunderung dargestellt werden.

Esko Männikö (1959 in Finnland geboren) wurde für seine Retrospektive „Cocktails 1990 – 2007“ in Stockholm für den Wettbewerb ausgewählt. Als Porträtfotograf dokumentiert Männikkö mit viel Humor, Wärme und Integrität das Leben am Rande der Gesellschaft. „Cocktails“ umfasst eine Auswahl von Porträts, Stillleben und Landschaftsbildern aus den Serien „Finnish Series“, „Organized Freedom“ und „Harmony Sisters“. In den aus Funden zusammengestellten, schon etwas verwitterten Holzrahmen wirken seine Bilder zeitlos und fast wie Gemälde.

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John Davies: Agecroft Power Station, Salford, 1983

John Davies erzählt die radikale Veränderung kultureller Landschaften in Großbritannien durch den Niedergang der Industrie und die daraus resultierenden Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Umwelt. John Davies (1949 in Großbritannien geboren) wurde für seine Ausstellung „The British Landscape“ im National Media Museum in Bradford, Großbritannien im Wettbewerb angenommen. Seine Panoramaaufnahmen kombinieren Monumentales mit Banalem. Seine Arbeiten illustrieren mit großer Genauigkeit die gegenseitige Beeinflussung von Industrie und Siedlung im Zeitablauf.

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Jacob Holdt: Untitled from the series United States 1970 – 1975

Jacob Holdts Farbfotos berichten eine eindrucksvolle Geschichte von menschlicher Nähe, Armut, Entfremdung, Gewalt und Widerstand in den USA der 1970-er Jahre. Jacob Holdt (1947 in Dänemark geboren) wurde für seinen Bildband „Jacob Holdt: United States 1970 – 1975“ in den Wettbewerb genommen. Anfang der siebziger Jahre erkundete Holdt fünf Jahre per Anhalter die USA und dokumentierte dabei Szenen aus dem Leben der Menschen – vom Alltag der Menschen in ärmlichen Hütten bis zu den Salons der wohlhabendsten Familien des Landes. Als Mischung aus Reisetagebuch und politischem Essay dokumentieren seine Bilder die soziale Ungerechtigkeit und den Rassismus im Amerika der Nixon-Ära – ein starkes Kaleidoskop aus Intimität, Armut, Entfremdung und Protest.

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Fazal Sheikh: Rumana from the Ladli series, 2007

Fazal Sheikh geht in seinen stillen Nahaufnahmen den Auswirkungen der anhaltenden Vorurteile gegenüber Frauen in der heutigen indischen Gesellschaft nach. In den Wettbewerb kam Fazal Sheikh (1965 in den USA geboren) für seinen 2007 veröffentlichten Bildband „Ladli“. Sheikh ist ein Künstler, der sich auch als Aktivist versteht und die Fotografie als Mittel einsetzt, bleibende Porträts von verschiedenen Kulturen zu schaffen. Im Rahmen seines jüngsten Projekts, Ladli, beschäftigt er sich mit den Auswirkungen der Vorurteile gegenüber Frauen in der zeitgenössischen indischen Gesellschaft und zeigt mit seinen kraftvollen Schwarzweiß-Porträts und den zugehörigen Bildkommentaren, in welchem Ausmaß Frauen in Indien immer noch Opfer uralter religiöser und kultureller Traditionen sind.

Der Deutsche Börse Photography Prize zeichnet jährlich einen zeitgenössischen Fotokünstler aus. Der soll einen bedeutenden Beitrag zur Fotografie in Europa geleistet haben – durch eine Ausstellung oder Publikation. Rund 80 Fotografieexperten aus ganz Europa nominieren Fotografen für den Preis, von denen vier in die Endauswahl gelangen. Der Preis, der alljährlich einen umfassenden Einblick in die aktuellen Strömungen der internationalen Fotografie gibt, wird seit 1996 von The Photographers’ Gallery vergeben. Seit 2005 ist die Gruppe Deutsche Börse Titelsponsor dieser Auszeichnung.

Deutsche Börse Photography Prize 2008
John Davies, Jacob Holdt, Esko Männikkö, Fazal Sheikh

C/O Berlin im ehemaligen Postfuhramt, bis 13. Juli
Oranienburger Straße / Tucholskystraße, 10117 Berlin
Geöffnet täglich 11 bis 20 Uhr

C/O Berlin
Deutsche Börse Art – die Fotografiepreise seit 2005

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  1. […] man kann dem Film das Ausschlachten beliebter > Klischees vorwerfen. Das tust du nur, weil das Vorzeichen dir nicht gefällt! Einem Film entgegengesetzter Tendenz würdest du es nicht […]

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