Deutsche Börse Photography Prize 2013: Adam Broomberg & Oliver Chanarin

An Adam Broomberg & Oliver Chanarin ging der Deutsche Börse Photography Prize 2013. Ihr Thema sind die Bilder aus bewaffneten und kriegerischen Konflikten.

Adam Broomberg and Oliver Chanarin, Plate 10, 2011

Den Deutsche-Börse-Preis erhielten Broomberg & Chanarin für ihre Publikation War Primer 2, in der sie den Krieg der USA gegen den Terror unter die Lupe genommen haben.

Die Edition War Primer 2 reproduziert Seiten aus Bertolt Brechts Kriegsfibel von 1955, so teilt die Deutsche Börse mit. In dessen ursprünglicher Version standen Zeitungsausschnitte aus dem Zweiten Weltkrieg kurzen Gedichten gegenüber. Brecht wollte damit die Pressebilder entlarven, die er als „Hieroglyphen“ bezeichnete. In War Primer 2 konzentrieren sich Broomberg & Chanarin auf den Krieg der USA und der westlichen Welt gegen den Terror: Sie durchsuchten das Internet nach Bildschirmfotos und Aufnahmen von Mobiltelefonen in niedriger Auflösung und kombinierten diese mit den Brechts Gedichten. Mit dieser Überlagerung von Fotografiegeschichte üben Broomberg und Chanarin Kritik an Bildern aktueller Konflikte und deren Verbreitung. Das Thema Krieg steht seit 15 Jahren im Zentrum ihrer Arbeit.

Der Deutsche Börse Photography Prize wird stets für einen besonderen Beitrag zur zeitgenössischen Fotografie verliehen, entweder in Form einer Buchpublikation oder einer Ausstellung. Drei weitere Künstler waren 2013 nominiert: Mishka Henner, Chris Killip und Cristina De Middel.

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Mishka Henner (geb. 1976, Großbritannien) wurde für seine Ausstellung „No Man’s Land“ im Rahmen des Fotografia Festival Internazionale di Roma Museum of Contemporary Art in Rom nominiert. In seiner Ausstellung erkundet Henner mit Bildern, die mit Google Street View erzeugt wurden, die Grenzen städtischer und ländlicher Milieus in Europa. Die von Männern in Onlineforen mitgeteilten geografischen Aufenthaltsorte von Prostituierten werden von Henner durch den mechanischen Blick der auf Autos montierten Kameras dokumentiert. Seine Arbeiten werfen komplexe Fragen bezüglich der verschwimmenden Grenzen zwischen Voyeurismus, Informationsbeschaffung über das Internet und dem Recht auf Privatsphäre auf.

Chris Killip (geb. 1946, Großbritannien) wurde für seine Austellung „What Happened Great Britain 1970 – 1990“ im Le Bal, Paris nominiert. Mit dieser Serie von Schwarzweiß-Bildern dokumentiert Killip die Desintegration des industriellen Großbritanniens in Gemeinden der Arbeiterklasse im Norden Englands. Killip taucht in das Leben der von ihm dargestellten Menschen ein und erzählt die persönlichen Geschichten von Männern bei der Arbeit vor dem Hintergrund sozialpolitischer Unruhen.

Cristina De Middel (geb. 1975, Spanien) wurde für ihre Publikation „The Afronauts“ (2011) nominiert. Im Jahr 1964, nach der Erlangung seiner Unabhängigkeit, startete Zambia ein Weltraumprogramm unter der Leitung von Edward Makuka Nkoloso, dem einzigen Mitglied der weithin unbekannten National Academy of Science, Space Research and Philosophy. Das Programm, dessen Ziel es war, die ersten afrikanischen Astronauten auf eine Marsmission zu entsenden, wurde kurze Zeit später aufgelöst und war damit nichts weiter als eine amüsante Anekdote in der Geschichte des Landes. In „The Afronauts“ erschafft De Middel eine subjektive Version der Geschichte, ihre Mythen und Wahrheiten einbeziehend. Das Buch besteht aus einer Serie konstruierter Farbfotos, die zusammen mit Zeichnungen und Briefreproduktionen das erfundene, fantasievolle Porträt eines nationalen Traumes darstellen.

Die Ausstellung mit den Arbeiten der Preisträger und der Nominierten – aktuell in The Photographer’s Gallery in London – wird von 12. September bis 31. Oktober am Sitz der Deutschen Börse in Eschborn bei Frankfurt am Main zu besichtigen sein.

Deutsche Börse Photography Prize 2013
Deutsche Börse Art Collection

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