Einführung in die Street Fotografie/Straßenfotografie – Teil 4/4: How-To Tipps

In diesem letzten Teil, nach all den allgemeinen Betrachtungen der letzten drei Teile, möchte ich noch ein paar Tipps geben, wie bessere Street Aufnahmen zustande kommen.

  • Nimm Dir Zeit – Insbesondere in Großstädten ist das Tempo des Lebens so rasant, daß man von allen Seiten mit Reizen überflutet wird. Wo unzählige gute Motive gewesen wären, kommt man dann mit keinen oder mittelmäßigen Aufnahmen nach Hause. Anstatt einen ganzen Tag hektisch durch die Stadt zu rennen, ist es deshalb ratsamer, sich auf einen Markt im Freien, einen Straßenzug, ein Viertel zu konzentrieren.

  • Setz Dich hin – Wenn man irgendwo sitzen kann, anstatt ständig in Bewegung zu sein, ist es dem Fotografen eher möglich, sich entfaltende Situationen zu beobachten. Außerdem „verschwindet“ man irgendwann in der Menge, wird nicht mehr so sehr wahrgenommen – und kann dann den unbeobachteten Augenblick nutzen.
  • Werde mit Deinem Motiv vertraut – Nicht jeder hat die Möglichkeit, Tag für Tag durch die Straßen zu ziehen. Auch vor einem Großstadtbesuch kann man sich aber im Internet mit Orten beschäftigen, die gute Motive bieten könnten.
  • Weniger ist mehr – Je größer Deine Kamera, desto mehr fällst Du natürlich auf. Cartier-Bresson und viele andere haben aus genau diesem Grund Leicas benutzt – kompakt, exzellente Optik usw. Wenn man sich einen digitalen Rangefinder leisten kann, ist das zwar an sich großartig, aber gute Fotografen können auch aus preiswerten Kompaktkameras oder Handys mehr herausholen als andere aus einer Leica M9.
  • Minimale Nachbearbeitung – Es ist bei Street grundsätzlich unstatthaft, das Bild inhaltlich zu verändern. Ich korrigiere nur Helligkeit, Kontrast, Weißabgleich, Farbintensität; doch ich kenne viele Puristen, die nicht einmal das tun. Beschneiden des Bildes, Wegstempeln von unerwünschten Elementen usw. sind aber in jedem Fall absolut tabu. Ob man das Foto farbig läßt oder es in schwarzweiß umwandelt, ist Geschmackssache und bleibt jedem selbst überlassen (ich selbst bevorzuge schwarzweiß).
35 Kommentare
  1. Egbert M. Reinhold
    Egbert M. Reinhold sagte:

    Offen gesagt Uwe, erwartest Du Diskussionsbeiträge, wenn die Diskussion läuft. Es gibt aber manchmal Zeitgründe, die gegen eine Beteiligung während der aktuellen Diskussion sprechen. Ist halt so. Und wenn mich ein Thema interessiert, äußere ich mich auch noch 25 Jahre oder wie in diesem Fall, drei Wochen später, später dazu.
    Kalter Kaffe schmeckt manchmal auch und niemand muss deshlab gleich in die Luft gehen ;))

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    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      @Andi G., ich habe keine Probleme mit Kritik, aber wenn Dir meine Artikel nicht gefallen, zwingt Dich keiner, sie zu lesen. Und es zwingt Dich keiner, Kommentare zu hinterlassen. Wenn ich auch Uwes Kommentar nicht OK finde, gießt Deiner unnötig Öl ins Feuer.

      Im übrigen weise ich allgemein darauf hin, daß sich eine Diskussion zwar hitzig, aber nicht beleidigend gestalten sollte. Wir behalten uns aus diesem Grund vor, entsprechende Kommentare zu löschen oder zu editieren. Ich bitte daher, weitere Kommentare hier auf das Gebiet der Straßenfotografie zu beschränken.

  2. Egbert M. Reinhold
    Egbert M. Reinhold sagte:

    Hier fehlen noch meine zwei Cents ;))
    Also, es ist egal, was jemand mit seinem Foto macht. Man kann Street genauso verändern wie Landschaft oder Tieraufnahmen. Man kann Street beschneiden, wegstempeln etc. Fotografie ist in diesem Sinne Kunst, auch die großen Meister haben ihre Bilder bearbeitet und die von ihnen gewünschte Bildaussage in den Mittelpunkt gerückt.
    Einzige Ausnahme, die niemals gebrochen werden darf: Ist das Bild für ein Presseorgan bestimmt, darf nichts, aber auch garnichts verändert werden. Beschneiden erledigt der Bildredakteur in Absprache mit dem Fotografen.
    Das waren meine zwei Cents ;))

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    • Uwe S.
      Uwe S. sagte:

      Offen gesagt Egbert, deine zwei Cents hat es jetzt nicht mehr gebraucht, denn die Diskussion ist schon längst weiter. Echt kalter Kaffee, was Du da schreibst.

    • Andi G.
      Andi G. sagte:

      Mit Verlaub Herr Uwe. S.,

      die Diskussion war längst weiter? Ist mir entgangen, obwohl ich die Benachrichtigung zum Thema eingeschaltet hatte. Im übrigen bestätigt Ihre Antwort auf eine ledigliche Meinungsäußerung die Arroganz und Selbstverliebtheit der Artikelschreiber. Der Diskussionsstil einer Frau Dittmann und Ihre Entgegnung auf den Kommentar des Herrn Reinhold zeugen eher von mangelnder Reife und Gelassenheit im Umgang mit Meinungen anderer.
      Viel Erfolg noch für Ihre Seite.

  3. Sven
    Sven sagte:

    „Es ist bei Street grundsätzlich unstatthaft, das Bild inhaltlich zu verändern.“, „tabu“.

    Mich regen diese „Regeln“ auf! Wer hat die überhaupt festgelegt? Ist mir egal, was renommierte „Street“-fotografen meinen. Sorry, aber dieser letzte Beitrag disqualifiziert den ganzen Beitrag…

    Antworten
  4. Dr. Thomas Brotzler
    Dr. Thomas Brotzler sagte:

    Ich hatte mich an dieser Diskussion bisher nicht beteiligt. Inhaltlich möchte ich Sofie zunächst für den Artikel (insbesondere die aus meiner Sicht sehr wertvollen Hinweise zur inneren Einstellung bei der Streetfotografie) danken.

    In formaler Hinsicht finde auch ich, daß hier etwas zu hitzig ablief und aus dem Ruder lief. Es scheint mir übrigens wie ein „déjà vu“ dahingehend, daß Diskussionen über Streetfotografie oftmals (also auch an ganz anderer Stelle) diesen Weg beschreiten.

    Insofern möchte ich an die Misdiskutierenden vielleicht zwei Frage richten:

    (1) Habt Ihr solches auch schon beobachtet?
    (2) Woher könnte das kommen?

    Antworten
    • Thomas
      Thomas sagte:

      zu (1): In der Form habe ich das zwar noch nicht erlebt, aber es ist mir auch schon aufgefallen, dass in der Streetfotografie deutlich mehr Spannung herrscht, vor allem was Regeln angeht.

      zu (2): Es gibt in diesem Genre eben starke Überschneidungen zwischen der Streetfotografie und der Pressefotografie, daher mag der ein oder andere vielleicht übersehen, dass das – bzgl. der „Regeln“ – zwei völlig unterschiedliche Dinge sind. Ein Landschaftsfotograf, der auf Fineart-Prints hin arbeitet lässt sich ja auch nichts über Regeln erzählen. Dass das in der Presse anders läuft war mir schon klar (ich mache übrigens auch Fotos für Tageszeitungen und ich weiß natürlich, dass dort Regeln gelten), aber im Artikel ging es um „Street-Fotografie“ und ich persönlich habe darunter die Fotografie für einen rein künstlerischen Zweck verstanden.

    • ThomasD
      ThomasD sagte:

      #1 Auf Podiumsdiskussionen oder in Workshops geht es zuweilen weit schlimmer ab. Dies hier ist fast gar nichts. Ich habe es schon erlebt, dass Freundschaften zerbrochen sind.

      #2 Regeln dienen nicht nur der Vereinheitlichung und damit der Vergleichbarkeit in Prozessen, sondern sie dienen auch, und das ist sehr menschlich, zur Orientierung im Handeln und Denken – gibt Sicherheit im Selbstverständnis. Werden diese Regeln in Frage gestellt, kommt es oft zu Konflikten, da die Grenze zwischen dem Sachthema und persönlichem Management nicht immer deutlich getrennt werden (können). Das ist zuweilen auch sehr schwierig. Die Kunstgeschichte jedenfalls ist voll von solchen Konflikten – Auseinandersetzungen.

    • Wolfgang
      Wolfgang sagte:

      Eigentlich fällt mir zu Bemerkungen wie „aus dem Ruder laufen“ und schau mal bei Wikipedia nach, was eine Diskussion ist“ nichts mehr ein. Vor allem Letztere grenzt schon an Realsatire.

      Ich finde, eine Diskussion darf ruhig etwas Pfeffer haben, was soll daran schlimm sein? Es wurde niemand persönlich beleidigt oder in den Dreck gezogen, es gab lediglich ein paar deftige Meinungen/Worte und ebensolche Erwiderungen. Ja und?
      Da bin ich in der „wirklichen“ Welt was anderes gewöhnt!

      Und ob das alles so viel mit „Street“ zu tun hat, daran habe ich auch meine Zweifel. Ich tippe eher auf Zusammenprall verschiedener Charaktere ;-)

      Gruß
      Wolfgang

  5. Uwe S.
    Uwe S. sagte:

    Off-Topic: Ich finde es interessant, die Diskussionen dieses Blogs zu verfolgen. Doch besonders in diesem Fall finde ich den Stil des Meinungsaustauschs gelinde gesagt stark verbesserungswürdig. Daher möchte ich ein paar Zeilen aus Wikipedia zitieren, die man bei weiteren Kommentaren beherzigen sollte:

    „Zu einem guten Diskussionsstil […] gehört neben wechselseitigem Respekt unter anderem, gegenteilige Argumente und Meinungen zuzulassen und genau zu prüfen, anstatt diese vorschnell zu verwerfen.

    […]

    Der Zweck einer Diskussion besteht nicht zwangsläufig darin, den Gegenüber von seinem Standpunkt zu überzeugen. Hingegen steht am Ende einer Diskussion die Lösung eines Problems, ein für alle Beteiligten annehmbarer Kompromiss oder die beidseitige Erkenntnis, dass verschiedene Meinungen herrschen (Dissens).“

    Antworten
  6. Thomas
    Thomas sagte:

    So, jetzt ist mein Popcorn-Eimer leer ;-)

    Ist ja ganz schön ausgeartet hier… Am Ende ist es Geschmackssache, klar. Und wir können natürlich alle mit unseren Fotos machen, was wir wollen. Wir sind ja schon groß.

    Ich lese dieses Blog erst seit kurzer Zeit. Hoffentlich ist der Ton hier nicht immer so. Vor allem seitens der Autoren. Finde ich ganz schön überheblich.

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Och, da hast Du noch nichts erlebt. Mich hat man auch schon als „präpotent“ betitelt, da nehm ich doch „überheblich“ gleich noch mit. :) Tu mir nur den Gefallen, und bezieh Dinge nicht auf die anderen Autoren hier, wenn Du mit MIR ein Huhn zu rupfen hast. Ich bin auch schon groß, ich vertrag das schon. B-)

  7. Wolfgang
    Wolfgang sagte:

    Gut, dann versuche ich es auch mal konstruktiv :-)
    Für mich besteht zwischen Dreck auf dem Objektiv und Sensorflecken ein wesentlicher Unterschied. Ersteren sieht man und kann ihn unterwegs entfernen, Lezteren kann man unterwegs NICHT entfernen und man sieht ihn sowieso auch erst zuhause. Wie du selbst schreibst, ist dir das ja mit der Lochkamera passiert.
    Nun habe ich also zuhause ein tolles Streetfoto, auf dem sich zwei oder drei Sensorflecken befinden, groß und fett sind die ja zum Glück nie.
    Du sagst nun, die zu entfernen, sei eine Manipulation, die du nicht akzeptabel findest, habe ich das richtig verstanden?
    Meiner Meinung nach verändert sich nichts an der fotografierten Situation, an dem also, was du Realität nennst.
    Das passiert doch erst, wenn ich die Situation als solche verändere, sprich Bildteile verändere, lösche, hinzufüge.

    Der Sensorfleck gehörte doch aber nicht zu der Situation, er war beim Blick durch den Sucher nicht mal sichtbar!

    Das ist der Punkt, der mich so irritiert. Warum sollte es verpönt oder tabu sein, solche offensichtlich technisch verursachten Bildfehler zu beseitigen? Mir will das nicht in den Kopf.

    Genauso ist es mit dem Schnitt. Wenn man es so streng betrachtet wie du, hätte man dann, wenn man nicht dicht genug an eine Situation herankommt (Graben/Zaun/Absperrung dazwischen) eben einfach Pech gehabt? Oder kann man nicht doch einen Ausschnitt aus dem Foto wählen, der das, was man gesehen hat, am besten wiedergibt? Wieso tut man der Realität damit Gewalt an? Will mir auch nicht in den Kopf.

    Wenn du keine Lust hast, nochmal darauf zu antworten, finde ich das in Ordnung, du hast vielleicht auch noch was anderes zu tun. Aber freuen würde ich mich schon.

    Gruß
    Wolfgang

    Antworten
    • ThomasD
      ThomasD sagte:

      @Wolfgang
      Ich sehe das ähnlich wie Du. Dreck und Flecken sind zwei völlig verschiedene Dinge. Und Scheiden…? Warum denn nicht? Wenn es dem Bild gut tut, die Aussage verstärkt! Vignette ist erlaubt, Schneiden nicht!?!
      Ich denke, dass man Aussagen der Puristen nicht Wortgetreu folgen muss. Man kann von ihnen lernen, ja. Aber bitte kein Glaubensbekenntnis und schon gar nicht ein Schisma der „wahren“ Fotokünstler daraus machen.
      Eins sollte aber einleuchten – Je weniger ich bei meinen Aufnahmen schneiden muss, um so besser kann ich die Geschichte sehen und fotografisch umsetzen. So sehe ich das und das gilt auch nur für mich.

    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Ich wette, keiner von Euch beiden könnte auf 10 Fotos auch nur bei einem unterscheiden, welche vom Objektiv und welche vom Sensor kommen. Die Kamera ist als Fotograf Dein Handwerkszeug, das will unterhalten werden, und Profis haben in der Regel mehrere zur Hand, damit sie immer eine haben, die einsatzbereit ist. Wie dem auch sei.

      Ihr könnt beide, wie jetzt bereits ad nauseum erwähnt, schneiden und stempeln was das Zeug hält. Bei Euren eigenen Fotos und zu Eurem eigenen Vergnügen, und solange Ihr die nicht bei einem Wettbewerb oder einer Organisation einreicht, die das im Kleingedruckten verbieten, ist es mir persönlich piep egal.

      Da aber auch Ihr mit keinen Richtlinien aufwarten könntet, die für alle Fotografen/Situationen/Aufnahmen der Dokumentarfotografie gleichermaßen anwendbar sind (wer von Euch entscheidet denn, wieviel ICH von einem X-beliebigen Foto wegnehmen darf? und wieviel? 2 cm? 1/2 cm?), halte ich es weiterhin damit, Dokumentarfotos so unverfälscht zu belassen, wie es geht. Ich habe es auf ernstzunehmenden Internetforen, die sich mit Street beschäftigen, nie anders erlebt. Und wenn ich zu blöd war, vor dem Fotografieren mein Equipment zu checken, gehört es mir nicht anders, wenn da Flecken auf den Aufnahmen sind.

      So, und jetzt bin ich mit diesem Teil der Diskussion WIRKLICH fertig. :) Fröhliches Photoshoppen allerseits!

    • ThomasD
      ThomasD sagte:

      „argumentum ad infinitum“ wäre bei Deinen Statements allerdings durchaus hilfreich. Ein „friss es oder lass es“ ist äußerst schwach. Ach ja! Ich vergaß. Eine Auseinandersetzung findet ja nicht statt – ist unerwünscht!

  8. Andi G
    Andi G sagte:

    Minimale Nachbearbeitung – Es ist bei Street grundsätzlich unstatthaft, …

    Ich wäre mir nicht mal sicher, ob dies schon zu Zeiten der nur Analogfotografie galt. In der digitalen Fotografie stellt sich eher die rhetorische Frage: Ist es besser, die Bearbeitung eines Fotos einem Softwareingenieur des jeweiligen Kameraherstellers zu überlassen oder doch lieber in der EBV am Computer selbst Hand an zu legen?

    Gruß
    Andi

    Antworten
  9. Wolfgang
    Wolfgang sagte:

    Hallo Thomas,

    über (Un-)Höflichkeit gehen Meinungen wohl auseinander. Ich bin ein sehr direkter Mensch und das schlägt sich dann wohl auch in meinen Kommentaren nieder. Übrigens auch in positiven ;-)
    Hier finde ich mich deswegen auch direkt, aber nicht wirklich unhöflich. Ich stelle Zitate gegenüber und ich frage mich, warum Sophie auf die ursprünglich einfache Frage, warum denn Beschnitt und Bearbeitung eines Streetphotos „absolut tabu“ seien, nicht etwa ihre Formulierung überdenkt, sondern extreme Bespiele wie ein auf einem Wettbewerb disqualifiziertes Bild und später „verdreckte Linsen“ und „stundenlanges Bearbeiten“ anführt.
    Für mich ist das mit Kanonen auf Spatzen schießen und darum frage ich, warum sie das tut.
    Und ja, das tue ich sehr direkt, aber „aggressiv“ ?
    Das so zu bezeichnen finde ich völlig unangemessen.

    Gruß
    Wolfgang

    Antworten
    • Thomas Kölsch
      Thomas Kölsch sagte:

      Hallo Wolfgang,

      für mich hatte dein letzter Kommentar einen agressiven Unterton, weswegen ich mich auch dazu geäußert habe. Wenn ich deine Intention hier missgedeutet habe, tut mir das leid – ich bin halt auf eine konstruktive Diskussion aus, nicht auf ein gegenseitiges „Anpflaumen“. Ich finde es übrigens gut, dass du dich zu meinem Kommentar noch mal äußerst – dann ist dir zumindest bewusst, dass mancher einige deiner Worte vielleicht in den falschen Hals bekommt, und setzt dich damit auseinander.

      Ich denke, wir belassen diese Diskussion dabei. :-)

  10. Wolfgang
    Wolfgang sagte:

    Hallo Sophie,
    du hast die Diskussion ins Laufen gebracht, indem du geschrieben hast: „Beschneiden des Bildes, Wegstempeln von unerwünschten Elementen usw. sind aber in jedem Fall absolut tabu.“ Das klang, als sei dies ein ungeschriebenes Gesetz. Darauf von Thomas angesprochen kommst du auf einmal mit einer verdreckten Linse, gespickt mit einer Geschichte, bei der es aber um einen Sensor geht. Um das Ganze zu bekräftigen wird eine Veranstaltung herangezogen, die wenig mit Street und viel mit Pressefotografie zu tun hat.
    In deiner Antwort an mich – in der ich über das Wegstempeln eines Sensorflecks spreche (das Wegretuschieren eines Fußes habe ich ja sogar auch verurteilt), kommst du dann mit: „Wenn man Stunden damit verbringen muß, ein Bild zu “frisieren”, stimmt mit der Aufnahme m.E. etwas nicht.“
    Was soll das? Wer hat von stundenlangem Frisieren geredet? Was bezweckst du mit der maßlosen Übertreibung?

    Für mich ist die Authentizität und Aussage des Fotos wesentlich wichtiger als dessen (Nicht-)Bearbeitung. Und zum Glück gibt es eben keine festgeschriebenen Regeln, was und wie denn nun Street zu sein habe.

    Freundlichen Gruß
    Wolfgang

    Antworten
    • Thomas Kölsch
      Thomas Kölsch sagte:

      Lieber Wolfgang,

      musst du wirklich jeden Satz von Sofie einzig und allein auf deinen letzten Kommentar beziehen? Vielleicht bezog sie das „stundenlange Frisieren“ auch auf das Wegstempeln von Füßen? Oder auf andere gängige Praktiken in der Fotografie, die nichts, aber auch überhaupt gar nichts mit deinem Problem zu tun haben? Und ja, die Formulierung von Sofie mag eine Übertreibung sein – vielleicht kannst du Sensorflecken auch in ein paar Minuten wegstempeln. Sie dafür aber derart agressiv anzugehen, halte ich für wenig konstruktiv. Etwas mehr Höflichkeit (vor allem gegenüber den Blogautoren) ist sicherlich auch bei kritischen Äußerungen über manche Beiträge nicht verkehrt.

    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Hallo Wolfgang,

      Nein, direkt sein ist kein Problem. Wenn Du aber meine Kommentare wirklich lesen würdest, wäre ein Teil der Diskussion unnötig.

      Also nochmal zum Mitschreiben:

      1. Dokumentarfotografie, als Teil deren ich Street und Pressefotografie einordne, dokumentiert. Was mich angeht, ist Street eine Fotografieart, bei der man Bilder nicht manipulieren sollte, bei der die Puristen sie nicht manipulieren, nicht mal mit Farbverstärkung. Was DU allerdings mit Deinen Bildern machst, ist MIR egal.
      2. Was das Bild schlußendlich verdreckt, macht doch wirklich keinen Unterschied. Ob die Linse oder der Sensor VOR dem Auslösen hätte gereinigt werden sollen, ist doch unterm Strich gleich. Und beides sollte Dir klar sein, BEVOR Du fotografierst.
      3. Und last but not least, wie ich bereits mehrmals versucht habe, mit Beispielen zu illustrieren, gibt es die Realität, die Du offen mit Deiner Kamera abbildest, und die, die Du manipulierst. Einen Bildausschnitt zu wählen ist dabei eine Sache, das Bild nachher zu manipulieren eine andere.

      Ich hoffe, das war jetzt eindeutig genug formuliert, denn ich habe ganz ehrlich keine Lust, damit ständig neu formuliert wieder zu kommen.

      LG,

      Sofie

  11. Thomas Kölsch
    Thomas Kölsch sagte:

    Um es noch einmal ganz klar zu sagen: In dem Artikel, den Sofie verlinkt hat, geht es um PRESSEFOTOGRAFIE, nicht um Street-Fotografie als Hobby oder Kunst-Richtung. Und die Disqualifikation bezog sich nicht auf den extremen Bildausschnitt, sondern einzig und allein auf die Retusche, sprich den entfernten Fuß.

    In der Pressefotografie ist ein Eingriff ins Bild in der Tat verpönt, bei Agentur-Fotografen kann ein Verstoß gegen diese Regel sogar zu einer Abmahnung führen. Für diese gilt, dass das geschossene Foto schon so gut sein muss, dass eine Nachbearbeitung überhaupt nicht mehr nötig ist: Blende und Belichtungszeit sollten stimmen, die Perspektive und der Bildausschnitt auch, und Schmutzflecken sollten ohnehin nicht auf der Linse eines professionellen Fotografen zu finden sein, wie Sofie auch schon sagte.

    Übrigens: Auch bei Fotojournalisten sind die Grenzen fließend. Je hochwertiger das Produkt und je größer die Reichweite, um so strenger wird auf die genannte Regel geachtet. Hinzu kommt die Art des Fotos: Bei Polit-Fotografie oder Bild-Reportagen sind Eingriffe ins Bild absolut tabu, bei der Kulturfotografie wird meiner Erfahrung nach schon mal ein Auge zugedrückt. Und beim World Press Award ist das Wegstempeln von Bildelementen und die damit verbundene Manipulation der gezeigten Wirklichkeit, so marginal sie auch sein mag, nunmal nicht zulässig.

    Ob man jetzt als Hobby-Street-Fotograf mit künstlerischem Anspruch auf dieser Leitlinie beharrt, sei natürlich jedem selbst überlassen.

    Antworten
    • Lurenz
      Lurenz sagte:

      Ja, diese Unterscheidung scheint mir wichtig.
      Das Posten des World Press-Links hat die Diskussion vom Thema des Artikels, der Street Fotografie, abgelenkt und zur journalistischen Fotografie geführt.
      Natürlich macht der Journalist, der für die Presse ‚Street‘ fotografiert auch Kunst. Doch heisst das, dass umgekehrt auch jeder Künstler, der auf der Strasse fotografiert, sich an die journalistischen Regeln der Wirklichkeitstreue halten muss?

      In Teil 1 dieser Serie wird Street als „eine Art Dokumentarfotografie“ definiert. Wenn in einem Bild der Rand beschnitten oder etwas Unwichtiges, Ablenkendes retouchiert wird, beschränkt das für mich den dokumentarischen Wert nicht (da würde in meinen Augen eine Weissabgleich-Anpassung, die das tatsächlich vorgefundene Licht markant verfälscht, schon mehr anrichten).

  12. Uwe S.
    Uwe S. sagte:

    Diesen Tipps kann ich zustimmen. Auch ich fotografiere stets so, dass ich möglichst wenig am Bild ändern muss – mit zwei Ausnahmen:

    1) Expose to the Right. Da ich RAW-Aufnahmen mache, belichte ich so hell wie möglich, also bis das Histogramm rechts anstößt. Diese bewusste Überbelichtung nehme ich bei der RAW-Entwicklung wieder zurück und erhalte bei vielen Motiven rauschärmere und detailreichere Ergebnisse.

    2) Luft lassen. Beim Bildausschnitt lasse ich etwa 5% bis 10% mehr Luft als früher. Das hilft beim Einrahmen von Prints und beim eventuellen Ausrichten des Horizonts.

    Ich würde falls nötig auch folgende Bearbeitungen durchführen: Einstellen von Farbtemperatur und Farbsättigung, umwandeln in Schwarz-Weiß, ausgleichen von Belichtung und Kontrast mittels Tonwertkurve und retuschieren von Sensorflecken.

    Bei der Straßenfotografie sollte mit optimal gewarteter und eingestellter Kamera keine Bearbeitung nötig sein, außer dem Justieren der Belichtung und eventuell dem Umwandeln in Schwarz-Weiß. Das wirkt emotionaler und „näher dran“.

    Antworten
  13. Wolfgang
    Wolfgang sagte:

    Die Behauptung, ein Bild zeige nicht mehr die Realität, wenn es beschnitten wurde, ist doch hanebüchen. Nehme ich eine größere Brennweite, verkleinert sich auch der Bildausschnitt, ohne dass sich die Realität im Moment der Aufnahme verändert.
    Dann ist der Fall des weggestempelten Fußes schon eher eine gewisse Verfälschung, aber doch bitte nicht das Wegstempeln eines Schmutzflecks?! Was ist denn dabei die eigentliche und wichtige Realität, die aufgenommene Szene oder der Schmutz auf dem Sensor?
    Ich werde jedenfalls weiterhin schneiden und stempeln :-)

    Gruß
    Wolfgang

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      @Wolfgang, um mich selbst zu zitieren:

      Das Foto war beschnitten worden und ein Bildteil weggestempelt. Das ist dann nicht mehr Realität, sondern das, was Du mir als solche servierst.

      Rudik hat das Foto so radikal beschnitten, daß von der ursprünglichen Aufnahme nicht mehr viel da war, und dann hat er auch noch den Fuß weggestempelt. Das Ergebnis kann sich zwar sehen lassen, aber insbesondere mit der Bearbeitung ist es jetzt ein ganz anderes Bild. Klar, er hätte von vorneherein heranzoomen können – hat er aber nicht getan.

      Ihr könnt alle stempeln und beschneiden was das Zeugs hält, solange Ihr es nicht bei einem Wettbewerb einreicht, bei dem das untersagt ist. Und selbst dann wäre es mir egal, es ist ja nicht meine Aufnahme. ;)

      Sie haben beim World Press Award bestimmt ihre Gründe. Was, wenn Du bei einer Demo eine Person aufnimmst, die ein Protestschild hält, und es so aussehen läßt, als sei es nur eine Person – obwohl da eine Tonne Leute waren? Newt Gingrich war dafür bekannt, daß er NACH Debatten immer noch „Ansprachen“ hielt, die dann vom Fernsehen brav aufgezeichnet wurden – wobei niemand mehr im Plenum saß, aber das wurde nicht gezeigt.

      Ich persönlich halte mich grundsätzlich an meinen eigenen Grundsatz, das Foto so aufzunehmen, daß ich möglichst wenig bearbeiten muß. Wenn man Stunden damit verbringen muß, ein Bild zu „frisieren“, stimmt mit der Aufnahme m.E. etwas nicht. Beispielsweise, daß man vergessen hat, das Objektiv vorher sauber zu machen… :)

  14. Thomas
    Thomas sagte:

    Hallo Sofie,

    grundsätzlich sehr gute Tipps! Danke dafür!
    Aber mit dem letzten Punkt komme ich nicht so ganz zurecht. Warum sollte man denn ein Street-Foto nicht beschneiden dürfen? Hab ich da was verpasst?
    Und wenn ich Dreck auf der Linse hatte, warum darf ich den dann nicht weg stempeln?
    Das hab ich jetzt so noch nie gehört.

    Viele Grüße und gut knips! ;-)
    Thomas

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Nichts ist in Stein gemeißelt – was Du schlußendlich mit Deinen Fotos machst, bleibt Dir überlassen. :) Grundsätzlich sollte man bestimmte Dinge in Betracht ziehen, bevor man überhaupt auf den Auslöser drückt. Dazu gehört Dreck auf der Linse und Leute, die ins Foto laufen. Ich habe vor kurzem digitale Lochkameraaufnahmen gemacht, und mußte zu meinem Entsetzen feststellen, daß der Sensor der verwendeten Kamera total verdreckt war – was mir bei den großen Blenden, die ich sonst verwende, nicht aufgefallen ist, man sah es nur bei Blenden von f/22 und kleiner. Uwe, einer unserer Leser, hat mir diesen Link geschickt, der sich mit der Disqualifikation eines Wettbewerbers anläßlich des World Press Awards 2010 beschäftigt. Das Foto war beschnitten worden und ein Bildteil weggestempelt. Das ist dann nicht mehr Realität, sondern das, was Du mir als solche servierst. Man kann natürlich argumentieren, das hätte Stepan Rudik im analogen Labor auch so hinbekommen können, aber irgendwo muß man die Grenze ziehen.

    • Thomas
      Thomas sagte:

      Wow, interessanter Artikel. Das finde ich ganz schön heftig. Aber im Grunde ging es da ja um den weggestempelten Fuß und nicht um den Ausschnitt.

      Wie auch immer. In diesem Fall waren es doch die Wettbewerbsregeln, die verletzt wurden. Oder gibt es da tatsächlich eine Art Streetfoto-Codex? ;-)

      Und selbst wenn. Was wäre die Fotografie, ohne Menschen, die die Regeln brechen?
      Ich denke, man muss auch unbedingt unterscheiden zwischen Reportage/Jounalismus und Kunst. In der Kunst darf es keine Regeln geben.

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