Erinnerung an die Staatssicherheit

Zum Tag der deutschen Einheit werden wir mit einer Ausstellung in Erfurt an die Staatssicherheit der ehemaligen DDR erinnert. Und bekommen plötzlich Beklemmungen: Irgendwie schon mal gehört – diese Einschränkungen von Bürgerrechten, wie sie uns Bundesinnenminister Schäuble und andere Scharfmacher andauernd um die Ohren hauen.


Konspirative Wohnung von IM Cosmos 09490 in Erfurt – Videostill: Pam Skelton

Die Foto- und Videoausstellung in Erfurt zeigt ehemalige konspirative Wohnungen der Stasi. Um die Menschen zu überwachen, hatte die Staatssicherheit ein Netzwerk von Trefforten angelegt. Das waren Wohnungen und Privaträume, die regimetreue Bürger den Führungsoffizieren der Stasi – meist wöchentlich für ein paar Stunden – zur Verfügung stellten, damit sie sich ungestört mit den IM, den inoffiziellen Mitarbeitern, treffen konnten.

Allein in Erfurt gab es in den Jahren zwischen 1980 und 1989 an die 500 solch konspirativer Wohnungen. Auf dem Stadtplan zur Ausstellung sind ein Teil der Gebäude durch rote Kästchen gekennzeichnet. Beispielhaft für jede andere Stadt der DDR wurden diese seit dem Wiederauffinden der im Original vernichteten Kartei identifiziert, lokalisiert und von der britischen Künstlerin Pam Skelton in Zusammenarbeit mit weiteren Künstlern und Archivaren fotografiert und mit Video festgehalten.

Pam Skelton arbeitet an der Schnittstelle zwischen Kunst und Politik. Sie erforscht (urbane) Geografie, Geschichte und Identitäten in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, so schreibt sie von sich. Sie möchte Vergessenes oder Verdrängtes wieder sichtbar machen und tut das nicht nur mit Videos, sondern auch mit Fotos und Malerei. Zu Fuß und mit dem Fahrrad in Erfurt unterwegs, filmte Skelton 482 konspirative Wohnungen und Stasi-Häuser in den Vierteln, in denen sie sich befinden. Sie übernahm, schreiben die Veranstalter, damit die Rolle einer Archäologin zeitgenössischer Geschichte, einer „Malerin des modernen Lebens“. An dem Erfurter Projekt arbeitete sie mit dem Londoner Künstler-Kollektiv C.CRED [Collective CREative Dissent] zusammen und mit den beiden Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen Tina Clausmeyer und Verena Kyselka.

Konspirative Wohnungen
28. September bis 16. November 2007
Die Erfurter Ausstellung verteilt sich auf das Kunsthaus Erfurt, die Hauptausstellung und Ort des Veranstaltungsprogramms, und fünf „Mikro-Stationen“ an öffentlichen Orten im Erfurter Stadtraum.
Die Hauptausstellung mit den Beiträgen von Pam Skelton, der Gruppe C.CRED und Tina Clausmeyer im
Kunsthaus Erfurt, Michaelisstr. 34, 99084 Erfurt
Öffnungszeiten: Di – Fr 12 – 19 Uhr, Sa 12 – 16 Uhr

Das weitere Programm ist hier zu finden.

Pam Skeltons Erfurter Bilder: Conspiracy Dwellings
Die Fotos von Tina Clausmeyer in der Online-Galerie der Zeit

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