Extreme Perspektiven: Blick nach oben
Wenn man sich die Zeit nimmt, eine Szene aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten, entsteht meist ein besseres Bild. Oft genügt ein Blick nach oben.
Kommentar des Fotografen:
Ein imposanter Zedernwald in Japan aus spezieller Perspektive
Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Klaus Reichle:
Zwei Dinge, die bei einer Aufnahme immer zu kontrollieren sind ist, wo man steht, und wann man auf den Auslöser drückt. Das mag banal klingen – wenn es aber so einfach wäre, würden wir alle immer im perfekten Moment vom perfekten Standpunkt aus das perfekte Foto schießen.
Viele Anfänger tendieren dazu, die Kamera wagerecht auf ein Objekt oder eine Person auf Augenhöhe zu richten. Viele Situationen, viele Szenen erschließen sich einem aber erst, wenn man die Perspektive ändert. Das kann so einfach sein, wie in einem Wald nach oben zu schauen:
Dein Motiv ist zwar nicht neu, aber Du hast ihm einen gewissen Pfiff verliehen, indem Du hier mit einer Brennweite von 16 mm fotografiert hast. Das verzerrt, hilft aber auch mit, mehr des Motivs ins Bild zu holen. Hier funktioniert es besonders gut, weil die Form der Baumkronen dadurch noch mehr hervorgehoben wird. Sie sehen fast wie Staubwedel aus.
Auch hast Du hier den Stamm des Baumes, der Deinen Blickfang bildet, in der rechten unteren Ecke auftreffen lassen, was ich sehr gelungen finde. Er dominiert das Foto, was wohl Absicht war, und so kommt er gekonnt zur Geltung.
Obwohl der Wipfel des Baumes genau in der Mitte der linken und rechten Bildhälfte liegt, entsteht dadurch genügend visuelles Interesse, um das Foto nicht langweilig erscheinen zu lassen. Es wäre interessant gewesen, noch andere Varianten dieses Motivs zu Gesicht zu bekommen – beispielsweise hochkant, direkt am Stamm entlang nach oben.
Man könnte noch diskutieren, ob die Farben in diesem Foto nicht etwas zu matt sind, und ob es in schwarz-weiß noch stärker wirken würde. Es wirkt für mich nicht so, als wäre es nachbearbeitet worden, oder zumindest nicht sehr.
Es ist zwar im Wald fotografiert, aber man könnte die Farben noch eine Idee verstärken. Das geht in jedem Bildbearbeitungsprogramm. Ich selbst habe Photoshop benutzt, um den Farbkontrast noch etwas zu erhöhen. Mit Betonung auf „etwas“, denn eine übermäßige Korrektur wäre der Sache abträglich.
Als großer Fan von Schwarzweißfotos habe ich auch tatsächlich ausprobiert, was Silver Efex aus diesem Foto machen würde.
Insgesamt meines Erachtens ein gelungenes Bild.
In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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Wow, dieses Bild hat es in die Photo Edition des Wandermagazins SCHWEIZ geschafft, gratuliere!
@ Roland Horni:
Ich persönlich denke, dass es so wattenhaft aussieht, weil der Himmel überbelichtet wurde um eine passende Belichtung im Wald zu erzielen, daher wurden Himmelsnahe Details einfach verschluckt, du kennst das sicher selber, wenn du etwas in Richtung Sonne hältst und es selber ansieht, dann kann es – abhängig von der Größe – kaum noch sichtbar werden bzw. „verschwinden“.
Ein tolles Bild! Ich sehe es gewissermassen „umgekehrt“. D.h. der Stamm wächst wie eine Säule aus irgendeinem difussen untergrund zum Betrachter hoch.
Ich finde es interessant, dass der Baum bzw. seine Krone rechteckig ist…wurde er schon als Bonsai geschnitten? ;-)
Ein gelungenes Bild, da kann ich beipflichten. Und die Nachbearbeitungen von Sofie machen Sinn. Die SW-Umsetzung gefällt mir sogar sehr.
Doch etwas irritiert mich, woher kommen diese „wattebäusch`chenhaften“ Unschärfen im Bild? Unschärfen durch Windbewegung der Äste? Ich wäre dankbar um Aufklärung, denn wenn der Stamm unten und die Baumkronen scharf sind, wieso gibt es dazwischen Unschärfen?
Dieses Bild ist faszinierend, ich bin regelrecht kleben geblieben. Mit dem verstärkten Farbkontrast gefällt es mir noch besser, ohne wirkt die Bildmitte etwas fade.